Die Supercup-Taktikanalyse

DFL Supercup – https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ Foto: Ranofuchs

Lesezeit: 5 Minuten

Auch in diesem Jahr steht traditionell wieder der deutsche Supercup an. Bevor Vizemeister Stuttgart und Doublesieger Leverkusen in der neuen Saison erstmals die Schwerter kreuzen, blicken wir in unserer Taktikanalyse im folgenden auf die möglichen Herangehensweisen und bewerten die Erfolgsaussichten beider Teams.

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Das Duell der beiden Topteams stellte in der vergangenen Saison so etwas wie das Nonplusultra des deutschen Fußballs dar. Während Bayer Leverkusen national ungeschlagen durch Liga und Pokal marschierte, erfrischte der VfB Stuttgart mit ansehnlichem Offensivfußball und mischte die Bundesliga bis hin zur Vizemeisterschaft auf. In den direkten Duellen beider Mannschaften sparte der Fußballgott selten mit Dramatik, eine Entscheidung folgte oft erst in der letzten Sekunde.

Zustande kamen derart enge Spielverläufe besonders aufgrund epischer Taktikschlachten zwischen den Trainer-Masterminds Xabi Alonso und Sebastian Hoeneß. Partien auf solch hohem Niveau waren im europäischen Spitzenfußball eine absolute Rarität. Sowohl der Ansatz beider Coaches im eigenen Ballbesitz sowie im Spiel gegen den Ball galten als absolute Meisterleistung und dienten als Anschauungsunterricht für Europas Fußballelite.

Taktikanalyse Stuttgart

Stuttgarts Sebastian Hoeneß, der sein neuformiertes Kollektiv innerhalb kürzester Zeit vom Fast-Absteiger zum Champions-League-Teilnehmer formte, schaffte es als einer der wenigen Coaches, Xabi Alonsos Ballbesitzmaschinerie durch kluges Postionsspiel einzudämmen. Dabei bediente sich der 42-Jährige oftmals auch extrem einfachen Mitteln wie der typischen Manndeckung, mit der er Bayers Mittelfeldlenker Granit Xhaka aus dem Spiel nahm.

Auch die offensiv positionierten Außenverteidiger, denen Hoeneß konsequent auftrug, extrem hochzuschieben, dämmten Leverkusens Kombinationsspiel auf effiziente Art und Weise ein. Im eigenen Ballbesitz setzte der ehemalige Hoffenheimer zumeist auf ein schnelles Kombinationsspiel, um die engmaschigen Ketten rasch zu überspielen. Besonders Karazor und Stiller sorgten mit langen Bällen hinter die Abwehrreihe oft für das nötige Überraschungsmoment.

Das Offensivtrio Undav/Führich/Guirassy sorgte durch die nötigen Freiheiten im Spiel mit individueller Klasse immer wieder für die nötigen Chaosmomente und spielte Räume frei, um durch Steckpässe sowie einfache Kombinationen gefährlich vors Tor zu kommen. Auch einstudierte Standardvarianten führten auf VfB-Seite zu etlichen Tormöglichkeiten.

Taktikanalyse Leverkusen

Allerdings stand auch Meister Bayer Leverkusen den taktisch extrem versierten Schwaben in nichts nach. Alonso, der über ein überragendes Ingame-Coaching verfügt, wartete trotz starkem Beginn des Gegners oft mit den richtigen Gegenmaßnahmen auf. Durch seine extrem ballsichere Abwehrreihe setzte Bayer situativ auf lange Bälle von hinten heraus und überbrückte so die engmaschige Pressingformation des VfB im Spielverlauf (ausführliche Taktikanalyse hier).

Nachdem Granit Xhaka immer wieder in Manndeckung genommen wurde, übernahm Robert Andrich den Aufbau der Werkself zeitweise und setzte mit klugen Schnittstellenpässen eigene Duftmarken. Auch das Abkippen der Offensivreihe sorgte immer wieder für die nötige Gefahr. Die hochschiebenden Außenverteidiger Frimpong und Grimaldo gelangten zudem mit einstudierten Tiefenläufen immer wieder in den Rücken der Abwehr.

Gegen den Ball setzte die Alonso-Elf analog zum Gegner auf ein hohes Angriffspressing, welches die Schwaben vor die gleichen Probleme stellte wie Bayer selbst. Im Spiel mit dem Ball noch kaltgestellt, übernahm Anführer Xhaka die Organisation des Anlaufens und bestimmte Rhythmik sowie Risiko im risikoreichen aber oftmals effektiven Vorpressing des Meisters.

Klassisches 50/50 Spiel?

Im taktischen Vergleich begegneten sich beide Teams in der letzten Saison absolut auf Augenhöhe. In dieser Saison könnten die Vorzeichen aber durchaus anders stehen. Während der VfB einige Leistungsträger verlor, konnte Bayer seine Erfolgself größtenteils zusammenhalten. Nutzt Leverkusen den Faktor Eingespieltheit und schafft es, die einstudierten Automatismen umzusetzen, befindet sich die Alonso-Elf klar in der Favoritenrolle.

Sebastian Hoeneß hingegen gilt als Improvisationstalent und formte so bereits einmal aus einem Umbruch heraus eine absolute Erfolgsmannschaft. Gelingt dem 42-jährigen dieses Unterfangen auch diesmal, wird die Partie erneut einen fußballerischen Leckerbissen darstellen. Der Supercup ist in jedem Fall als Vorgeschmack auf das jeweilige Leistungsvermögen beider Mannschaften im Hinblick auf die kommende Saison zu betrachten.

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