Trainerbeben in Dortmund – Ein Kommentar

BVB Geschäftsstelle – https://creativecommons.org/public-domain/ Foto: Radwan Menzer

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Edin Terzić verlässt den BVB – Diese Hammermeldung erreichte Fußballdeutschland vor wenigen Minuten. Der Rückzug des streitbaren Sympathieträgers ist konsequent, aber auch längst überfällig. Ein Kommentar zum Abgang des Dortmunder Cheftrainers.

Oft gerettet, selbst gegangen

Wir begeben uns zurück in den Dezember des Jahres 2023: In Dortmund hatte gerade die berüchtigte Elefantenrunde getagt, um über die Zukunft seines stark angenockten Trainers Edin Terzić zu beraten. Rechnete im Vorfeld Alles mit der Entlassung des nahbaren, aber verhältnismäßig erfolglosen Menschenfängers, schaffte es der 41-Jährige doch irgendwie, seinen Job abermals zu retten.

Dass er rund sechs Monate später mit seinem Team im Champions League Finale gegen Real Madrid stehen sollte, wirkte zu dieser Zeit wie ein schlechter Treppenwitz. Doch auch wenn der gebürtige Mendener wie ein Überlebenskünstler wirkte, der seinen Kopf doch irgendwie immer noch aus der Schlinge zog, stellte er den sportlichen Erfolg irgendwie sicher. Die Art und Weise war es eher, die im Vereinsumfeld seit jeher sauer aufstieß.

Terzić, taktisch wie menschlich absolut streitbar, entpuppte sich in seiner Zeit als Cheftrainer nie als Taktikgenie noch als überragender Analyst. Anders als die Umsetzung sportlicher Parameter, hat sein jetziges Vorgehen höchste Wertschätzung verdient. Er wählte den richtigen Zeitpunkt seines Abgangs selbst – Und das auf höchst respektable Weise.

„Der gebürtige Mendener wirkte nicht erst da wie ein Überlebenskünstler, der seinen Kopf doch irgendwie immer noch aus der Schlinge zog.“

Zu viel Verblendung

Trotz diverser zwischenmenschlicher Probleme mit Führungsspielern wie Marco Reus oder Mats Hummels, dessen Verbleib nun doch wieder im Bereich des Möglichen liegen könnte, war Terzić stets um das Gesamtwohl des Vereins bemüht. So übernahm er in erster Amtszeit nach der Entlassung von Lucien Favre Ende 2020 in höchster Not ein Team, das er binnen weniger Monate wieder aufrichtete und zum DFB-Pokal Sieg führte.

In seiner zweiten Amtszeit begegneten ihm dann allerdings deutlich mehr Widerstände, die zunehmend seine Eignung für das Cheftraineramt in Frage stellten. Nach dem verlorenen Finale von Wembley traf der 41-Jährige nun eine Entscheidung, die unausweichlich war. Zu viel lag im Argen, zu vorbelastet wirkte das Verhältnis zwischen Cheftrainer und Mannschaft, dessen Fortsetzung im Winter mehr wirkte wie der Ausdruck einer gewissen Verblendung der Verantwortlichen, denn als ein Ergebnis sportlich fundierter Analysen.

„In seiner zweiten Amtszeit begneten ihm dann allerdings deutlich mehr Widerstände, die zunehmend die Eignung für das Cheftraineramt in Frage stellten.“

Die Kunst des Timings

Terzić selbst sprach bei seinen Abschiedsworten (zum Statement) symbolträchtig von einem Neuanfang, der nun nachvollziehbarerweise ohne ihn stattfindet. In dieser Annahme liegt er absolut richtig und zeigt ebenso, wie gut das Gespür des Ur-Borussen für den richtigen Zeitpunkt und das Gesamtwohl „seines“ dennoch BVB ist.

Allerdings liegt die Umsetzung der weiteren Schritte nun nicht mehr bei ihm selbst, sondern dessen ehemaligen Vorgesetzten rund um Sebastian Kehl und Lars Ricken, die nun beweisen müssen, nach vielen falschen Entscheidungen auch die richtigen Schlüsse ziehen zu können. Angefangen bei der Auswahl des neuen Cheftrainers, der ein alter Bekannter sein könnte.

„Terzić selbst sprach bei seinen Abschiedsworten symbolträchtig von einem Neuanfang, der nun nachvollziehbarerweise ohne ihn stattfindet.“

Nicht wieder dieselben Fehler

Werden soll es wohl Nuri Şahin, der in der Rückrunde Teil des Masterplans war, den Terzić den Verantwortlichen vorlegte, um sportlich wieder zurück in die Erfolgsspur zu finden. Die Ernennung des bisherigen Co-Trainers wirkt sinnvoll, muss aber auch intern einer sportlich schonungslosen Analyse standhalten, um in Zukunft nicht wieder die gleichen Fehler zu begehen.

Auch wenn sich Şahin eignet, heißt es nicht, dass er gleichzeitig der richtige Mann für den Job ist. In jedem Fall galt der 35-Jährige in der stark formverbesserten Rückrunde als taktischer Kopf der Mannschaft sowie als Bindeglied zwischen Ex-Trainer und Mannschaft. Schafft der ehemalige Mittelfeldspieler es, den nötigen Sprung zu schaffen, ist er für den Verein ein „Perfect Fit“. Aber das war auch Edin Terzić irgendwann einmal…

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