Chapeau, Kloppo!

Die Meldung von Jürgen Klopps Abschied vom FC Liverpool nach achteinhalb Jahren verbreitete sich heute Mittag wie ein Lauffeuer. Das Gefühl, welches bei den meisten vorherrschte, die es mit Klopp und Liverpool halten, war wohl zunächst der Schock über das oberflächlich so plötzliche Zustandekommen dieser Entscheidung. Allerdings bleibt bei vielen darüber hinaus auch die Dankbarkeit, den charismatischen Schwaben und sein Team in dieser so höchst erfolgreichen Ära begleitet haben zu dürfen. Auch für uns ist Kloppos Abschied heute Anlass genug dafür, den 56-Jährigen und seine Arbeit zu würdigen.

From Zero to Hero

Als Jürgen Klopp am 08.10.15 beim FC Liverpool von Vorgänger Brendan Rodgers übernahm, standen die Reds in der Premier League gerade auf Platz Zehn. Im Kader des ehemaligen englischen Rekordmeisters tummelten sich zu dieser Zeit Akteure wie Kolo Touré, Emre Can oder Daniel Sturridge. Auch der Kaderwert betrug zu dieser Zeit „nur“ 375,25 Millionen Euro. Blickt man zum Vergleich an der Merseyside nun im Jahr 2024 auf die Mannschaft, die immer noch vom gleichen Trainer gecoacht wird, fallen nicht nur sofort Weltstars wie van Dijk, Alisson oder Salah ins Auge, sondern auch der Gesamtwert von 874,60 Millionen Euro. Auch wenn man kein großer Fan solcher Zahlen ist, belegt die rasante Entwicklung dieses Parameters dennoch deutlich die Dimension von Klopps Schaffen und dem, was er auch nach seiner Zeit in Anfield hinterlässt.

Errungenschaften von einem anderen Stern

In seiner ersten Saison als Cheftrainer erreichte Klopp mit seinem Team im ersten Anlauf das Europa League Finale, welches gegen den FC Sevilla verloren wurde (1:3). In den folgenden Jahren verstanden es der 56-Jährige und sein großartiges Trainerteam rund um Željko Buvač (bis 2018), Peter Krawietz und Co. die Mannschaft durch gezielte Transfers und die Perfektionierung des aus Dortmunder Zeiten bestens bekannten Gegenpressings, zum konkurrenzfähigen Herausforderer in der Premier League als auch in der UEFA Champions League zu formen. Scheiterte das Team in der Premier League 2018 und 2019 noch jeweils an Manchester City, holten sich Klopp und Co. 2020 dann endlich die erste Meisterschaft seit 30 Jahren. Auch in der Champions League unterlag man 2018 zunächst Real Madrid, bevor man im kommenden Jahr endlich den Champions League Titel in die Höhe recken durfte. Klopp war spätestens jetzt eine absolute Legende und im Olymp des Fußballs angekommen.

Ein charismatischer Menschenfänger

Damals wie heute verstand Klopp es von Tag 1 an, die Menschen im Vereinsumfeld hinter sich zu versammeln. Was in der für ihn neuen Sprache zu Beginn seiner Amtszeit häufig noch holprig wirkte, wusste der Mann aus dem Schwarzwald durch seinen Charm und sein unglaubliches Charisma wettzumachen. Als Menschenfänger zeigte sich Klopp gleich in seiner Antrittspressekonferenz, als er sich auf Nachfrage zu einem möglichen Spitzname als „The Normal One“ titulierte. Das Eis zwischen ihm und der Presselandschaft war gebrochen und Klopp von nun an ein gern gesehener Gast. Im übertragenen Sinne als auch auf dem Fußballplatz, zeichnete er sich dadurch aus, stets das Maximum aus seinen Spielern herauszuholen. Dass es ihn im Zuge seiner Emotionalität auch als Charakter immer wieder an besondere Orte des Fußballs wie Borussia Dortmund oder die Anfield Road verschlug, lies auch Klopp in einem Interview mal schmunzeln, in dem er offen zugab, sich seine Vereine gar nicht aus diesen Gesichtspunkten heraus auszuwählen. Sicher ist dabei eins, wenn sie es nicht wären, würde Klopp sie durch sein Wesen in kürzester Zeit einfach dazu machen.

Niemals geht man so ganz

Heute, rund achteinhalb Jahre nach seinem Amtsantritt im Oktober 2015, ist also der Moment gekommen, in dem Klopp seinen Abschied vom FC Liverpool verkündet. Bis Saisonende wird er seine Reds noch coachen, ehe er den Club verlassen wird, um eine mindestens einjährige Auszeit zu nehmen. Der 56-Jährige vollbrachte es bei jedem seiner Vereine, den richtigen Zeitpunkt für einen Abschied durch die Vordertür abzupassen. Stets gelang ihm das mit Bravour, denn Klopp ist ein aufrichtiger Charakter, der immer ein gutes Gefühl für sein Umfeld hat. Auch beim FC Liverpool werden sie trotz der aktuell vorherrschenden Lethargie irgendwann mit dem Guten verbleiben, dass ihr persönlicher Messias und Reformator in diesem so besonderen Club vollbracht hat, bevor er Platz für einen Neuanfang macht.

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