England und der Nimbus des Scheiterns

England Fans – https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/ Foto: chantrybee

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Die Engländer, sie zählen auch bei dieser Europmeisterschaft wieder zu den großen Favoriten. Aufgrund der individuellen Klasse als auch wegen der eigenen Historie. Doch schaut man sich die Three Lions mal genauer an, entsteht schnell der Eindruck, das ein frühes Scheitern in diesem Jahr vorprogrammiert ist.

Der Schein trügt

Das Abschneiden der Nationalmannschaft bei den letzten Turnieren war trotz mehrfacher Rückschläge rein nüchtern betrachtet ein Erfolg. Platz 2 bei der Euro 2021 folgte ein 4. Platz bei der WM 2022 in Katar, was so ziemlich alle Errungenschaften einer englischen Auswahl in den letzten Dekaden übertraf. Gleichzeitig züchten sie in Großbritannien mit Jude Bellingham, Phil Foden oder Bukayo Saka auch noch eine neue Generation heran, die vor Talent nur so strotzt. Eigentlich stimmt beim einmaligen Weltmeister doch alles, oder?

Doch unter der Ägide von Nationaltrainer Gareth Soutgathe gibt es seit Jahren kritische Stimmen, die dem 53-Jährigen diverse Versäumnisse vorwerfen. Angefangen in seinem spieltaktischen Ansatz, den der Trainer zum Unverständnis vieler extrem konservativ gestaltet. Trotz überragender Einzelkönner liegt der Fokus des Teams stets auf der Risikovermeidung, die oft zu Lasten der Attraktivität geht.

„Trotz überragender Einzelkönner liegt der Fokus des Teams stets auf der Risikovermeidung, die zu Lasten der Attraktivität geht.“

Taktik & Personal geben Rätsel auf

Auch gegen die Serben am vergangenen Sonntag wurde die äußerst pragmatische Philosophie des Trainers erneut sichtbar, als seine Schützlinge nach rund 20 Minuten inklusive Führungstreffer von Jude Bellingham das Fußballspielen in Richtung des serbischen Sechzehners fast gänzlich einstellten. Was folgte, war ein Sturmlauf des Gegners, der nur ungestraft blieb, weil es den Ost-Europäern an der nötigen Zielstrebigkeit mangelte.

Auch die Personalauswahl Southgates sorgte im Mutterland des Fußballs zuletzt immer wieder für Diskussionen. Gegen die Serben beispielsweise setzte er lieber auf einen weiteren Defensivmann, statt das ohne Zweifel vorhandene Momentum von Chelseas Cole Palmer auf den Platz zu bringen. Ein so formstarker Akteur wie dieser hätte zumindest nach Einwechslung für die Entscheidung sorgen können. Doch auch darauf verzichtete das Trainerteam gänzlich.

„Gegen die Serben beispielsweise setzte er lieber auf einen weiteren Defensivmann, statt das ohne Zweifel vorhandene Momentum von Chelseas Cole Palmer auf den Platz zu bringen.“

Schnelles Turnieraus droht

Southgate, seit September 2016 im Amt, schaffte es zuletzt nicht mal mehr, mit Ergebnissen zu überzeugen. Aus den letzten fünf Pflichtspielen vor der Europameisterschaft holten er und sein Team aus fünf Spielen nur einen Sieg und konnten so auch die fehlende Spielidee nicht mehr durch individuelle klasse wettmachen. Seine Herangehensweise verkommt auch auf dem Platz zunehmend zum taktischen Offenbarungseid.

Es scheint fast so, als wären die stolzen Briten in den Notizbüchern der Buchmacher nur deshalb aufgetaucht, weil sie wirken wie ein Gigant. Gewissermaßen wie ein Schaf im Wolfspelz. Schaffen Southgate und Konsorten nicht schnellstens den Umschwung hin zum spielerisch flexibleren Ensemble, läuft England höchste Gefahr vom ersten großen Gegner im Turnier eliminiert zu werden. So würde auch die Sehnsucht erneut eine Ungestillte bleiben, die sich im Mutterland des Fußballs nur in die Historie der Enttäuschungen einreihen würde.

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