Ein historisches Triple

Lesezeit: 5 Minuten

Wenn eine Mannschaft es schafft, innerhalb einer Saison alle drei möglichen großen Titel abzuräumen, dann hat sie etwas Historisches vollbracht. Manchester United schaffte es einmal (1999), der FC Bayern (2013&2020) sowie FC Barcelona (2009&2015) schafften dieses Kunststück gleich zwei Mal und kreierten somit etwas für die Vereinsgeschichte, das für die Ewigkeit bleibt. Nun schaffte es auch Manchester City, dass sich durch den Triumph von Istanbul gegen Inter Mailand zum erst zweiten englischen Triple Gewinner aller Zeiten aufschwingen konnte. Im Folgenden wollen wir das Finale bzw. die Saison ManCitys revue passieren lassen, eine Ode auf dieses Team anstimmen und anschließend in die Zukunft schauen und prognostizieren, was diese für dieses Team bereithalten könnte.

Dieses Team macht sich unsterblich

Vorab, wer es noch nicht getan hat, dem sei unser ausführliches Close-Up dieses Teams im Vorfeld des Finals ans Herz gelegt. Hier und heute wollen wir etwas subjektiver an die Feierlichkeiten und das Zustandekommen des Erfolgs herangehen. Man kann von dem Konstrukt und der Geldquelle Manchesters halten was man will, diese Mannschaft hat den Erfolg auf sportlicher Ebene ohne Zweifel verdient. Man sieht an Paris St. Germain, das jährlich Millionen für unzählige Spieler und Trainer verbrennt, dass übermäßig großzügige finanzielle Ressourcen nicht automatisch zum Erfolg führen müssen. Der ein oder andere könnte jetzt argumentieren, dass auch City seit dem Einstieg der Investoren aus Nahost nicht sofort sämtliche Erfolge erringen konnte und doch muss man das Wirken der Kapitalgeber in ein anderes Verhältnis setzen, wenn man Konstrukte wie PSG und eben das der Cityzens vergleicht. Während die französische Ligue 1 um einiges schwächer einzuschätzen ist, schaffte City es neben einigen nationalen Meisterschaften (die PSG ja theoretisch auch vorzuweisen hat), ein kluges, langfristiges Projekt aufzubauen, das nicht nur von einem überragenden Übungsleiter und seinen Vertrauten gemanaged wird, sondern auch auf Akteure setzt, die der Club stets noch weiterzuentwickeln vermag. Hierbei liegt der Unterschied und die Rechtfertigung des Lobs für Manchester Citys Erfolg: Während bei PSG die einzige Konstante der Misserfolg ist, ist der Misserfolg bei den „Skyblues“ die einzige Inkonstanz. Dieses Team machte sich auch deshalb unsterblich und wird von nun an in einem Atemzug mit dem legendären Manchester United unter Sir Alex Ferguson genannt, weil es sportlich derart dominant und erfolgreich war, dass kein Weg daran vorbeiführt. Sorry an alle Traditionalisten!

Schwacher Beginn – Starkes Finish

Bei aller Lobhudelei sei noch einmal an die herausfordernde Zeit Citys erinnert, als man vor allem zu Beginn der Saison sowie im Januar/Februar dieses Jahres zwei extrem schwierige Phasen durchmachte. Die Cityzens hatten doch mehr als gedacht damit zu schaffen, den neuen Spielstil und die Orientierung auf Zielspieler Erling Haaland zu adaptieren, wirkten ausrechenbarer und ideenloser als je zuvor. Mehr Flanken prägten das Spiel, das unkreativ wirkte wie lange nicht. Erste Abschiedsgerüchte um einen angeblich ausgebrannten Guardiola kamen in den Medien auf, weil die Ergebnisse nicht mehr stimmten. Doch irgendwie schaffte es der Katalane, in der größten Schwächeperiode, als Arsenal in der Meisterschaft zu enteilen drohte, sein Team noch einmal komplett neu zu erfinden. Die taktische Finte mit dem nominellen Innenverteidiger Stones, der als Verbindungsspieler von nun an im defensiven Mittelfeld agierte (manchmal sogar eine Reihe höher), ist mittlerweile in ganz Europa angekommen und bereits oft kopiert. Dieser Kniff sowie die angepasste Spielweise, die auch Haalands Schnelligkeit als Tormaschine und Zielspieler zur Geltung brachte, sind definitiv die Schlüssel zu Citys Erfolg. Ein paar Monate später hält dieser Verein alle Silberwahre in der Hand, die es zu gewinnen gab und der norwegische Superstar ist neuer Torrekordhalter der Premier League. So schnell gehts!

Erfolg ist planbar

Auch wenn das Finale gegen Inter Mailand (1:0) knapper war, als so mancher Fan sich das im Vorfeld der Partie vorgestellt hat, so war man am Ende doch der verdiente Sieger. An diesem Abend als auch über die gesamte Saison war dieses Team einfach das Beste. „Du musst da sein, wenn es in die heiße Saisonphase geht“, heißt es so oft im einhelligen Medientenor, der auch vor den Skyblues keinen Halt machte. Der Erfolgsdruck ist in diesem Teil Manchesters ohnehin enorm und die Mannschaft wurde diesem ohne Zweifel gerecht. Zum einen, als es in die besagten heißen Monate ging, aber eben auch vorher, als man den Erfolg auf dem Platz noch gar nicht sehen konnte. Die vergangenen Monate waren der Schlüssel zum Triple 2023, aber auch die Jahre davor, die perfekt das Wirken Pep Guardiolas in diesem Verein beschreiben: Ein langfristig verfolgter Plan, umgesetzt mit der nötigen Akribie, Leidenschaft und dem Wille, der nun ganze sieben Jahre nach seinem Amtsantritt im Jahr 2016 seine Vollendung findet. Bei City ist gerade alles bunt und die Feierlichkeiten können beginnen. Doch was kommt danach?

Was bringt die Zukunft?

Viele dieser ominösen, in der Vergangenheit schnell zu Helden glorifizierten Mannschaften machten bereits die Erfahrung, dass nach einem so riesigen Erfolg oft schnell die Leere einsetzt. Es wurde so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Was kommt jetzt noch? Der Gipfel ist erreicht. Um dem entgegenzuwirken, wird Pep Guardiola alles versuchen und seinen Kader ohne Zweifel verstärken wollen. Vielleicht sollte man im erfolgstrunkenen Manchester sogar dazu übergehen, die Säulen des Erfolgs zu hinterfragen und neue Spieler zu installieren, die den Hunger mitbringen, noch nicht alles gewonnen zu haben. Ich denke da beispielsweise an einen İlkay Gündoğan, der ohnehin zögert, seinen Vertrag zu verlängern. Auch Superstar Bernardo Silva, der bereits schon seit Jahren mit einem Abgang kokettiert, wäre so ein Kandidat. Eine sehr unpopuläre Meinung, ich weiß und doch eventuell ein Weg, um der ganzen negativen Dynamik des Erfolgs entgegenzuwirken. Fragt mal bei Real Madrid nach, die im Anschluss an das Champions League Triple 2018 ihren Erfolgstrainer verloren und Superstar Cristiano Ronaldo an Juventus Turin verkauften, um den Umbruch eines Teams voranzutreiben, das zu diesem Zeitpunkt einfach satt war. Auch weil der Erfolgsdruck aufgrund der enormen Erwartungshaltung seiner Geldgeber weiterhin unermesslich ist, wird man sich etwas einfallen lassen müssen. Deswegen die berechtigte Frage: Quo vadis, Manchester City?

Der Verein wird die richtigen Schlüsse ziehen

Eine Sache ist klar: Mit Guardiola, seinem Team und dem ganzen Staff rund um diesen Verein, besitzt man die richtigen Charaktere, um die Zukunft und all seine möglichen Problematiken anzugehen. Die Spieler befinden sich nach einer so langen und kräftezehrenden Saison mit so erfolgreichem Ende mit ihren Gedanken eh erstmal beim Feiern und können noch früh genug an die Zukunft denken. Fakt ist: Es wurde hier etwas Einzigartiges geschaffen, das es einfach unabhängig vom Zustandekommen zu würdigen gilt. Chapeau, Manchester City, ihr seid aktuell die Größten! Am Ende bleibt mir nur noch, den Matthias Sammer zu machen, wenn ich sage: Bleibt gewarnt, gerade trotz des Erfolgs, der sich ohne Zweifel überragend anfühlt! Ab jetzt seid ihr die Gejagten, die jeder vom Thron stoßen will. Und auch wenn Pep Guardiola gestern sagte, Real Madrid solle sich langfristig in Acht nehmen, es wäre auch nicht schlecht, wenn man sich gleichzeitig selbst bereits kurzfristig in Acht nehmen würde. Denn klar ist uns allen: Der Erfolg wärt niemals ewig.

Für Dich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert