Was ist eigentlich diese Übergangssaison?

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Bei Eintracht Frankfurt herrscht dieser Tage ziemlich viel Unruhe. Trotz des berauschenden 5:1 gegen den FC Bayern am Wochenende wird gerätselt über die sportlich schwankenden Auftritte in der Bundesliga, gemutmaßt bezüglich neuer Transfers im Winter und gemeckert über die fehlende sportliche Identität unter Neu-Coach Dino Toppmöller. Betrachtet man sich das Gesamtbild rund um die SGE einmal genauer, fehlt vor allem eins: Die Konstanz. Immer wieder ist im Zuge des Umbruchs vergangenen Sommer die Rede von einer Übergangssaison. Doch was ist das eigentlich genau und kann sich die Diva vom Main sowas überhaupt erlauben?

Neuanfang = Übergang?

Im Sommer diesen Jahres trennte sich Eintracht Frankfurt nach zwei insgesamt erfolgreichen Jahren von Trainer Oliver Glasner, der 2022 unter anderem die Europa League gewann und der SGE eine klare spielerische Identität verpasste. Immer wieder gab es unter dem 49-Jährigen Österreicher Highlights, die den frenetischen Adlerträgern noch lange im Gedächtnis bleiben werden. Als seine Amtszeit vergangenen Sommer dann endete, entschied man sich am Main dazu, in Dino Toppmöller einen recht unerfahrenen Chefcoach zu installieren und einen personellen Umbruch im Verein einzuleiten. Inklusive der Festverpflichtung der bisherigen Leihspieler tätigte die SGE insgesamt 15 Transfers, den gegenüber ebenso viele Akteure den Verein verließen. Ein großer Umbruch war vollzogen und schon zu diesem Zeitpunkt sowie der bestehenden Konstellation aus einem neuen Coach sowie einer runderneuerten ersten Mannschaft, warb Sportvorstand Markus Krösche im Spätsommer erstmals um Geduld. Auch medial wurde immer wieder der Begriff einer „Übergangssaison“ verwendet. Aber was genau hat es damit überhaupt auf sich?

Ist die Übergangssaison ein Mythos?

Der Begriff der sogenannten Übergangssaison kommt zumeist aus der Medienlandschaft und wird häufig für eine Spielzeit verwendet, in der sich ein neu zusammengestelltes Mannschaftsgefüge aufeinander abstimmen muss und danach strebt, die eigenen Abläufe über eine ganze Saison Stück für Stück zu optimieren. In der Theorie klingt jene Definition zwar logisch, doch in der Praxis setzt sich kein Club, vor allem nicht ein so ambitionierter wie Eintracht Frankfurt, das Ziel, eine komplettes Jahr dafür zu verschwenden, sich aufeinander abzustimmen. Warum sollte ein solcher Prozess überhaupt mit einer Dauer von einer ganzen Spielzeit kalkuliert werden? Der Profifußball unterliegt gewissen Mechanismen und Gesetzen, wie zum Beispiel, dass der kurzfristige Erfolg in einem wirtschaftlich rentablen Profiverein mit dem Ziel des stetigen finanziellen Wachstums stets oberste Priorität genießt. Sprechen Vereinsvertreter wie beispielsweise Markus Krösche von einer langfristigen Vision, sprechen sie von einem wirtschaftlich lohnenswerten Weg, den kurzfristigen Erfolg zu kultivieren.

Kann sich der Verein sowas überhaupt leisten?

Trotz des 5:1 im Waldstadion gegen den FC Bayern am Wochenende, das die Lethargie und Unzufriedenheit rund um die Gesamtentwicklung in Hessen eindeutig kurzfristig überstrahlte, herrscht in Frankfurt mittlerweile ein gewisser Erfolgsdruck, der sich zweifellos an vergangenen Erfolgen bemisst. Durch den rasanten Aufstieg inklusive Siegen im DFB-Pokal oder der Europa League bewegt sich die SGE mittlerweile in Sphären, die einen gewissen Grad an Performance sowie eine entsprechende Endplatzierung fast schon zur Notwendigkeit werden lassen. Die stete Teilnahme am internationalen Wettbewerb lockt natürlich so manchen Topspieler an den Main, der wiederum gewisse Gehaltsansprüche mitbringt. Wollen Markus Krösche und Co. das Gesamtgefüge nicht sprengen und weiterhin für eine ausbalancierte Kaderstruktur sorgen, benötigt man finanzielle Mittel. Eintracht Frankfurt sieht sich zudem nicht nur aufgrund des eigenen Personaletas, sondern auch aufgrund der gestiegenen Ansprüche im Vereinsumfeld mit einem gewissen Erfolgsdruck konfrontiert. Die Unzufriedenheit, die sich bereits seit Wochen rund um die Mannschaft breit macht, ist eine Tatsache, die sich von den Verantwortlichen schwer ignorieren lässt. Will der Verein also weiter gemeinsam den eingeschlagenen Weg fortsetzen, benötigt man mehr als nur mediale Ausflüchte in eine Übergangssaison.

Dem Teufelskreis zuvorkommen

Blicken wir mal auf ein mögliches Szenario mit Platzierung im Mittelfeld am Saisonende, wird beschriebenes Dilemma noch einmal deutlicher: Die SGE verlöre ohne Teilnahme am internationalen Wettbewerb ein gewichtiges Argument im Rennen um seine Wunschspieler, müsste sich also auch personell massiv umorientieren, aufgrund der fehlenden Einnahmen Leistungsträger verkaufen und folglich einen erneuten Umbruch einleiten. Man befände sich so also in einer Art Teufelskreis, aus dem man nur schwer ausbrechen könnte. Grundsätzlich gehört es natürlich zur Philosophie eines Vereins wie Eintracht Frankfurt, entwicklungsfähige Spieler gewinnbringend weiterzuverkaufen, aber dabei dennoch nicht die eigene sportlichen Ansprüche zu gefährden. Aus diesem Beispiel wird klar ersichtlich, dass jenes Wording des Übergangs oftmals dazu gebraucht wird, um den Druck vom Team zu nehmen und es trotz dessen im Schatten derart konkurrenzfähig aufzubauen, dass es die intern gesteckten Ziele erreicht, ohne die Nachhaltigkeit im sportlichen wie finanziellen Bereich zu gefährden. Auch in Frankfurt wird man das wissen und deshalb sehr wohl den klaren Anspruch formulieren, auch im nächsten Jahr wieder Fußball auf höchstem Niveau bieten zu können.

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