Saisonvorbereitung in den USA – Muss das sein?

Rose Bowl Stadium – https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ Foto: Ted Eytan

Lesezeit: 5 Minuten

Aktuell bereiten sich unzählige europäische Topclubs in den Vereinigten Staaten oder Fernost auf die neue Saison vor. Ziel dieses ganzen Unterfangens sind neben ein paar Trainingseinheiten und Freundschaftsspielen aber vor allem gelungene PR-Maßnahmen und das Ankurbeln der Marketingmaschine in Übersee.

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Weil vor allem in den USA der Fußball boomt, ziehen immer mehr internationale Schwergewichte nach und nehmen die anstrengenden Reisestrapazen auf sich. Doch zu welchem Preis geschieht das Ganze, wenn man die ohnehin schon hohe Belastung und den übermäßigen Cashflow im Profifußball berücksichtigt?

Die Gründe dieser PR-Reisen und die Ansetzung prominenter Freundschaftsspiele sind dem geneigten Fan längst bekannt. Im heutigen Fußballgeschäft ist es für Clubs von internationalem Großformat fast schon unerlässlich geworden, sich Sponsoren, möglichen Kapitalgebern und Fans zu präsentieren und diese mit diversen medienwirksamen Maßnahmen zu bezirzen. Autogrammstunden, öffentliche Trainings und vieles mehr stehen dabei im Vorfeld einer kräftezehrenden Saison auf der Agenda aller Beteiligten.

Saisonvorbereitung als PR-Veranstaltung

Die Clubs nutzen in diesem Rahmen die Möglichkeit, die eigenen Akteure einem Publikum zu präsentieren, welches den Verein als solchen so sonst wohl nur äußerst selten in Aktion erleben darf. Sponsoren klatschen auf den Tribünen Beifall und bewundern die neuen möglichen Aushängeschilder auf dem Platz in Aktion. Dieses Prozedere ist in seinen Grundsätzen prinzipiell ein wirtschaftlich normaler Vorgang, Kundenakquise at it´s best, könnte man fast schon sagen.

Nur das dies im Geschäft Profifußball nochmal auf einem völlig anderen Level praktiziert wird, als in einem mittelständischen Wirtschaftsunternehmen. Europäische Topclubs oder auch nationale Schwergewichte wie der FC Bayern oder Borussia Dortmund haben sich ohnehin längst zu Big Playern im Kosmos dieser surrealen Märkte entwickelt.

Bedenkliche Auswirkungen

Die positiven Auswirkungen dieser Reisen und deren Ziele bedürfen oberflächlich keiner weiteren Erklärung, da jeder grundsätzlich das bereits erläuterte Prinzip von Angebot und Nachfrage nachvollziehen kann. Ein Verein bietet Präsenz und öffentlichkeitswirksame Maßnahmen an, um Gelder zu akquirieren und Sponsoren zu gewinnen.

So weit, so gut, doch was steckt auf der anderen Seite an negativen Aspekten hinter diesen Reisen in die USA oder nach Fernost? Dass Trainer eine Vorbereitung, in der wichtige Grundlagen für die anstehende Saison gelegt werden sollen, grundsätzlich lieber in Ruhe und Frieden absolvieren würden, ist kein großes Geheimnis im Business. Dass Testspiele am liebsten in völliger Gelassenheit in unmittelbarer Nähe des eigenen Quartiers bestritten werden sollen, ohne dabei größere Reisestrapazen auf sich nehmen zu müssen, noch viel weniger.

Lassen wir die persönlichen Befindlichkeiten eines Trainers beiseite, greifen neben einer suboptimalen Vorbereitungsphase zudem auch noch Problematiken wie Jetlag oder ein unvollständiger Kader, der die Vorbereitung in Bezug auf Eingespieltheit und ähnliche organisatorische Probleme noch komplizierter erscheinen lässt.

Klar, Neuzugänge können nachreisen wie in jedes andere Trainingslager, allerdings sind Medizinchecks in anderen Ländern, sowie persönliche Gespräche mit potentiellen Neuzugängen während einer solchen Marketingreise immer nochmal mit einem zusätzlichen Aufwand und diversen Unwägbarkeiten verbunden.

Kontra überwiegt Pro

Grundsätzlich erachte ich diese Reisen auf subjektiver Ebene und dem bewussten Beiseitelassen von mittlerweile gewichtigen Faktoren wie Marketing bzw. Öffentlichkeitsarbeit als sportlich unnötig und wenig hilfreich. Als geneigter Fan blicke ich wie die meisten anderen auch, die nicht gerade im unmittelbaren Umfeld eines Vereins, eines Sponsors oder in einem hiesigen Wirtschaftsbetrieb arbeiten, äußerst kritisch auf solche Marketingtrips.

Vor allem mit Blick auf die Spieler, die aus solchen strapaziösen Umständen zumeist wenig Positives ziehen können, sind diese Touren äußerst fragwürdig. Falls jetzt jemand argumentieren sollte, dass Spieler in diesen Gehaltsklassen mehr als genug finanzielle Entschädigungen für diese „Strapazen“ erhalten, kann ich grundsätzlich nur zustimmen.

Allerdings blicke ich in meinem Resümee vordergründig auf die sportlichen Aspekte und bringe diese Kritik deshalb trotzdem an. Abseits dieser Umstände und dem subjektiven Befinden eines jeden Trainers sind diese Reisen eben auch nur zum Zwecke der Steigerung des eigenen Bekanntheitsgrades und des Wachstums da. Partizipiert man an solchen Vorbereitungstouren, nimmt man seine eigene Positionierung am Markt aktiv in die Hand.

Die Gelder, die dabei fließen, sind natürlich ein begrüßenswerter Zugewinn an finanziellen Ressourcen. Alles in allem, kann ich als Fan getrost auf diese Reisen verzichten und ziehe es vor, wenn mein Verein sich unter optimalen Bedingungen und in Ruhe auf die anstehende Saison vorbereiten kann.

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