FIFA-Klub-WM: Wie groß ist die Qualitätslücke wirklich?

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Die Gruppenphase FIFA-Klub-WM ist fast vorüber. Besonders beeindruckend bisher: Das furiose Auftreten der brasilianischen Teams.

21 Punkte, sechs Siege und nur eine einzige Niederlage in bisher zehn Spielen – so lautet die Bilanz der vier brasilianischen Teilnehmer bei der FIFA-Klub-WM bisher. Ein derartiges Auftrumpfen der Teams vom Zuckerhut war im Vorfeld des Turniers in dieser Form nicht unbedingt zu erwarten. Viele Experten gingen vor allem im Vergleich mit den Europäern erneut von einer klaren Sache aus.

Doch nachdem Botafogo den amtierenden Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain zu Turnierbeginn mit 1:0 bezwang, wurde auch im Kontext der bisherigen Auftritte des zweiten Teams aus Sao Paulo (Palmeiras) sowie den Teams aus Rio de Janeiro (Flamengo/Fluminense) schnell die Frage laut: Wie sieht es in Sachen Leistungsgefälle zwischen Europas Topteams und dem Land des fünfmaligen Weltmeisters wirklich aus?

Brasilien-Dominanz kommt nicht von Ungefähr

Während Borussia Dortmund bereits Bekanntschaft mit der brasilianischen Intensität machte, gibt es weitere offensichtliche Gründe für das starke Auftreten der Südamerikaner. Zum einen stehen die Spieler vom Zuckerhut voll im Saft. Die Saison in Brasilien läuft auf Hochtouren, wurde nach elf Partien nur für die FIFA-Klub-WM extra unterbrochen. Die Europäer hingegen befinden sich körperlich eigentlich in der Sommerpause. Ein zentraler Faktor.

Zudem sind die Südamerikaner, auch die Boca Juniors und River Plate besitzen weiterhin gute Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale, besser vertraut mit den klimatischen Bedingungen vor Ort. Spiele bei 35 bis 40 Grad sind für jene Teams bei weitem keine Seltenheit. Ein weiterer Pluspunkt für die Mannschaften südlich des Äquators.

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Für die brasilianischen Vertreter war im Vorfeld des Turniers ohnehin klar, dass der Unterscheid zwischen ihnen und den hochgehandelten Topklubs aus Europa nicht derart gravierend ist, wie im Vorfeld kolportiert. Während es für Flamengo-Coach Filipe Luis, früher Spieler bei Atletico Madrid, nur „acht bis zehn Teams weltweit“ gibt, die „auf einem anderen Niveau“ agieren, hatte ein Trainerkollege eine noch detailliertere Erklärung parat.

Palmeiras-Coach Abel Ferreira, einst selbst als Spieler und Trainer in Europa aktiv, sagte: „Die Europäer halten den brasilianischen Fußball für tempoarm. Er sieht für sie langsam aus. Aber das hat Gründe“, die er wie folgt benannte: „Zuerst den vollgestopften Terminkalender, dann die schlechten Spielfelder und den Mangel an Regenerationszeit. Wir spielen hier fast das ganze Jahr drei Partien pro Woche – das gibt es nur in Brasilien.“

Roberto Carlos: Keine “große Lücke zwischen südamerikanischem und europäischem Fußball“

Somit gelten die Südamerikaner zwar folgerichtig als „Überraschung“ des Turniers, doch die im Vorfeld als gravierend eingeschätzte Qualitätslücke zwischen den Teams der beiden Kontinente gibt es bislang nicht. Im Verlaufe des Turniers, wenn es an die K.o.-Runde geht, wird sich zeigen, wie sich die brasilianischen Teams im erneuten Vergleich mit Europas Giganten schlagen.

Schließen lässt sich mit einem Zitat von Real-Legende und Botschafter Roberto Carlos, der sagte, es sei klar „dass es die große Lücke zwischen südamerikanischem und europäischem Fußball nicht gibt“. Da man einer Legende bekanntlich nicht widerspricht und der Status Quo die Dominanz der Südamerikaner belegt, verspricht die Thematik eine spannende zu bleiben.

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