Stamford Bridge – https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/deed.en Foto: Kevin Hackert
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Der FC Chelsea hat in dieser Saison schon so manchen Neuzugang verpflichtet. Und obwohl diese Aussage stark untertrieben ist, kaufen die Blues immer weiter ein. Doch was steckt eigentlich wirklich hinter der Taktik des Vereins?
Dass der FC Chelsea auch in den kommenden Monaten weitere Spieler an Land zieht, ist mehr als nur wahrscheinlich. Allein in der abgelaufenen Transferperiode verpflichtete der Club insgesamt 19 Spieler für ein Ablösevolumen von umgerechnet 238,5 Millionen Euro. Das jenes Transferaufkommen für einen Verein wie diesen nicht alltäglich ist, fällt dabei sofort ins Auge. Ganze 37(!) Spieler verließen den Verein in der abgelaufenen Transferperiode. Doch was steckt hinter dem kuriosen Transfergebahren des FC Chelsea und wie sieht die zukunftsorientierte Vision von Eigentümer Todd Boehly und Co. eigentlich aus?
Dass der FC Chelsea bezüglich seiner unzähligen Transfers Weitsicht und Nachhaltigkeit propagiert, stellt sich mit einem über 40 Mann fassenden Kader auf den ersten Blick wie ein schlechter Treppenwitz dar. In Cobham mussten sie bereits weitreichende Umbaumaßnahmen vornehmen, damit dem XXL-Kader des Clubs weiterhin genügend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Die Kabine an der heimischen Stamford Bridge wurde bereits vor einem Jahr vergrößert, weitere Umbaumaßnahmen sind geplant.
Die englische Trainingsgruppe 2
Die Verantwortlichen um Trainer Enzo Maresca haben bezüglich des aufgeblähten Kaders längst Maßnahmen ergriffen und für aussortierte Profis eine Art Trainingsgruppe 2 eingeführt. 15-20 Spieler, die in den Plänen des neuen Chefcoachs keine Rolle mehr spielen, fristen somit ein Schattendasein. Prominentestes Mitglied dieser Gruppierung ist aktuell wohl Ben Chilwell. Andere prominente Streichkandidaten wie Raheem Sterling oder Romelu Lukaku schafften kurz vor Schluss noch den Absprung.
Angesprochen auf jene Zustände äußerte sich auch Maresca besorgt: „Wenn ich daran denke, dass ich 43 Spieler habe, ist das nicht gut“, gab der Coach ohne Umschweife zu. Dass der Italiener, im übrigen selbst erst seit wenigen Monaten im Amt, in Mauricio Pochettino einen Vorgänger beerbte, der selbst nicht mal ein Jahr im Amt war, macht den Chefsessel an der Stamford Bridge übrigens zu einem höchstriskanten Schleudersitz. Beim FC Chelsea scheinen sie einfach auf allen Ebenen in einer Art Paralleluniversum zu leben.
Interne Machtkämpfe beim FC Chelsea
Nachdem bereits das Vorgehen in Sachen Transfers und Personalmanagement zuletzt äußerst konfus wirkte, gelangten nun Berichte über atmosphärische Spannungen innerhalb der Besitzerkonsortiums an die Öffentlichkeit. So sollen die Partei Todd Boehly und Clearlake Capital-Mitbesitzer Behdad Eghbali seit Wochen miteinander im Clinch liegen. Zwischen den Anteilseignern der Blues soll seit Wochen dicke Luft herrschen. In Sachen Transfers seien sich die Verantwortlichen ohnehin seit geraumer Zeit nicht mehr einig.
Die Strategie des Vereins, junge Spieler zu verpflichten und die Gehaltsstruktur im Vergleich zur Aufwendung von Ablösesummen verhältnismäßig niedrig zu halten, ist in der Theorie eine gut durchdachte Idee. Vor allem deshalb, da man hierdurch die strengen Finanzregeln der Premier League einhalten kann. Auch das Vorgehen, investierte Ablösesummen über unverhältnismäßig hohe Vertragslaufzeiten zu strecken, ist ein kluger Schachzug. Vor allem, wenn man bedenkt, dass generierte Ablösesummen in den Finanzbüchern sofort in vollständiger Summe verbucht werden dürfen.
Auf dem Papier ist das Vorgehen der Verantwortlichen schlau, in der Praxis aber nichts mehr als ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Derartige Probleme, die sich bereits zu einem derart frühen Zeitpunkt der Saison offenbaren, sind auf lange Sicht unüberbrückbar. Auch, da der der FC Chelsea die sportliche Lücke zu den Spitzenmannschaften zeitnah schließen will. In der Zukunft wird es jedenfalls auf mehr ankommen, als nur auf kostspielige Transfers. Auch bei den Blues werden sie das noch früh genug als schmerzhafte Realität begreifen müssen.