Eine smarte Wahl mit Beigeschmack

Vincent Kompany – https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/ Foto: Mike Serigrapher

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Der FC Bayern scheint bei der Suche nach einem neuen Cheftrainer endlich auf die Zielgerade einzubiegen. Das Ruder übernehmen soll Vincent Kompany, ein alter Bekannter der Bundesliga, der dennoch mit einem gewissen Beigeschmack den Weg nach München findet.

Kompany soll es richten

Die Suche des FC Bayern nach einem neuen Chefcoach, sie zog sich bisweilen hin wie Kaugummi, verkam mehr und mehr zu einer lächerlichen Farce. Zu desillusioniert, zu uneinig wirkten die Bosse an der Säbener Straße, um sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu verständigen. Der Auserwählte, er soll den erfolgsverwöhnten Club von der Isar in jedem Fall wieder dahin zurückführen, wo er dem eigenen Selbstverständnis nach hingehört: An die Spitze.

Erst wollten sie Xabi Alonso, dann Julian Nagelsmann, dann Ralf Rangnick, dann Oliver Glasner… Diese illustre Liste ließe sich gefühlt unendlich so weiterführen, zeigt aber in ihrer Kurzfassung bestens auf, unter welchen Umständen die Münchener nun schlussendlich ihren neuen Übungsleiter präsentieren werden. Als sie dann vor lauter Verzweiflung sogar Pep Guardiola anriefen, war der Verein endgültig als öffentliches Gespött identifiziert – Oder vollständig dem Größenwahn erlegen. Der neue Coach, er kommt einer öffentlichen Kapitulation gleich, einem zähneknirschendem Kompromiss der Entscheidungsträger, die sonst zu keinem Zeitpunkt einen Konsens finden konnten.

„Zu desillusioniert, zu uneinig wirkten die Bosse an der Säbener Straße, um sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu verständigen“

Die Verantwortung ist enorm

Egal welcher Trainer nun die Verantwortung auf der Kommandobrücke des deutschen Rekordmeisters übernommen hätte, er ist in vielerlei Hinsicht ein bemitleidenswerter Charakter. So wird sich Vincent Kompany, seines Zeichens designierter Cheftrainer des FCB, schnell darüber bewusst werden müssen, mit welchen Widerständen er sich in einem Club dieser Größenordnung konfrontiert sieht.

Außer Frage steht, dass der ehemalige Hamburger ein spannendes Profil besitzt. So gilt er als smarter Taktiker, dessen Lehrmeister Pep Guardiola enorm viel Einfluss auf den spieltaktischen Ansatz des 38-Jährigen genommen hat. Kompany lässt dominanten Ballbesitzfußball im 4-2-3-1 System spielen, eine Grundordnung, die an der Säbener Straße in der vergangenen Dekade zum guten Ton gehörte.

„Egal welcher Trainer nun die Verantwortung auf der Kommandobrücke des deutschen Rekordmeisters übernommen hätte, er ist in vielerlei Hinsicht ein bemitleidenswerter Charakter.“

Die Bürde des Lückenbüßers

Dass der Belgier mit dem FC Burnley nach dem direkten Wiederaufstieg aus der englischen Championship auch direkt wieder abstieg, ist kein Argument, das in erster Linie gegen die Inthronisierung des Vincent Kompany sprechen sollte. Der Ansatz des früheren Innenverteidigers war eben ein kompromissloser, eine Variante, die in einem individuell besser besetzen Kollektiv deutlich effizienter funktionieren dürfte.

Dennoch, der Kader des FC Bayern, er ist charakterlich ein Schwieriger. An der Aufgabe, die Kabine hinter sich zu vereinen, scheiterte in München schon so manch anderes Trainerkaliber. Und dann wäre da noch der Nimbus der 1K-Lösung, der stets wie ein Damoklesschwert über dem jungen und zudem noch recht unerfahrenen Chefcoach, besonders in Zeiten des Misserfolgs, baumeln würde.

„Und dann wäre da noch der Nimbus der 1K-Lösung, der stets wie ein Damoklesschwert über dem jungen und zudem recht unerfahrenen Chefcoach, besonders in Zeiten des Misserfolgs, baumeln würde.“

Smart, aber risikoreich

Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass bei Max Eberl, Christoph Freund und Co. (notgedrungen) mit der Ernennung des neuen Cheftrainers die Kreativität Einzug erhält. Kompany ist eine spannende und im Rahmen der Möglichkeiten unbelastete Lösung, die dennoch wird viel Überzeugungsarbeit leisten und sportliche Referenzen in Rekordzeit schaffen müssen, will er sich an der Säbener Straße nachhaltig profilieren.

Dass die Zusage des einstigen belgischen Nationalspielers laut diversen Medienberichten nicht einmal fünf Minuten nach der ersten Kontaktaufnahme erfolgt sein soll, zeigt seine Identifikation mit dem Projekt und den Wille, dem Verein zurück zu alter Stärke zu verhelfen. Kompany spricht deutsch, ist eine Autoritätsperson, die dennoch mit dem Risiko des Scheiterns nach München kommt. Klappt dieses Experiment nicht, wird an der Säbener Straße wohl nicht nur sein Kopf rollen.

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