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Der FC Bayern musste heute morgen mit trauriger Gewissheit feststellen, dass in Ralf Rangnick nun auch die 1C-Lösung der Verantwortlichen abgesagt hat. Die Trainersuche des Rekordmeisters verkommt mehr und mehr zu einer Farce, die die Frage aufwirft, welcher Mann von internationalem Topformat nach einer öffentlich derart verkorksten Agenda überhaupt noch freiwillig in München anheuern sollte. Wir haben uns aus gegebenem Anlass trotzdem damit beschäftigt und diskutieren heute für euch verschiedene Kandidaten.
Schleudersitz FC Bayern
Ralf Rangnick hat den Verantwortlichen an der Säbener Straße also doch noch abgesagt. Was für den Verein in der Öffentlichkeit nur noch als reine Formsache galt, entpuppte sich nach dem Statement des 65-Jährigen zum Verbleib beim Österreichischen Verband als nächste Niederlage auf dem Trainermarkt. Analog zu Julian Nagelsmann, bei dem der FC Bayern ebenso siegessicher schien und dann gegenüber dem DFB doch den kürzeren zog, und Xabi Alonso handelt sich hierbei nun um die dritte Absage eines Coaches. Immer mehr drängt sich in diesem Kontext die Frage auf, ob der Trainerstuhl, der in den vergangenen Jahren eher einem Schleudersitz glich, für die Elitetrainer dieser Welt überhaupt noch irgendeine Art von Reiz ausübt. Der Verein wird sich ohne Zweifel etwas einfallen lassen müssen, will er nicht auch im kommenden Jahr zur absoluten Lachnummer verkommen.
„Immer mehr drängt sich in diesem Kontext die Frage auf, ob der Trainerstuhl, der in den vergangenen Jahren eher einem Schleudersitz glich, für die Elitetrainer dieser Welt überhaupt noch irgendeine Art von Reiz ausübt.“
Wer ist die 1D-Lösung?
Nun müssen Eberl, Freund und Co. also erneut ein Kaninchen aus dem Hut zaubern, das der Öffentlichkeit dann als Wunschtrainer verkauft werden soll. Zumindest insofern Uli Hoeneß sich nicht im Nachhinein wieder zu einer unsensiblen Aussage in der Öffentlichkeit hinreißen lässt. Fakt ist, der FC Bayern weiß es und der zeitnah kontaktierte Coach weiß es ebenso: Wer auch immer ab Juli auf der Kommandobrücke des Rekordmeisters stehen wird, er ist im besten Falle die 1D-Lösung. Doch wer tut sich das freiwillig an? Viele Kandidaten wie Roberto de Zerbi oder Zinedine Zidane wurden intern bereits diskutiert und auf der Prioritätenliste ganz nach unten verlegt. Doch was wäre, wenn den sportlich Verantwortlichen aufgrund des allgemeinen Desinteresses am Traineramt in München fortwährend gar nichts anderes übrig bleibt, als einen der Ausgeschlossenen wieder zu reaktivieren?
„Fakt ist, der FC Bayern weiß es und der zeitnah kontaktierte Coach weiß es ebenso: Wer auch immer ab Juli auf der Kommandobrücke des Rekordmeisters stehen wird, er ist im besten Falle die 1D Lösung.“
Zeit für die Ungnade gefallenen?
Nun könnte es also wie bereits angerissen zu einer Kontaktaufnahme mit einem oder mehreren Kandidaten kommen, die in der Vergangenheit weder im Vorstand noch bei den sportlich Verantwortlichen breite Zustimmung hervorbrachten. Erster Kandidat auf dieser Liste ist Roberto de Zerbi von Brighton & Hove Albion (Traineranalyse hier). Der 44-Jährige gilt als taktischer Visionär und Wunschkandidat von Sportvorstand Max Eberl, erzeugte allerdings bis dato vor allem bei den Vereinsbossen Widerstände aufgrund seiner sprachlichen Fähigkeiten sowie seiner mangelnden Erfahrung auf Topniveau. Mit dem jungen Coach aus Brescia könnte sich für den FCB eine unerwartete Option auftun, auch wenn sich der Italiener in der jüngeren Vergangenheit wieder eindeutiger zu seinem aktuellen Club bekannt hatte. Für den Verein wohlmöglich das entscheidende Argument gegen de Zerbi, um sich nicht erneut vor aller Welt lächerlich zu machen?
„Der 44-Jährige gilt als taktischer Visionär und Wunschkandidat von Sportvorstand Max Eberl, erzeugte allerdings bis dato vor allem bei den Vereinsbossen Widerstände aufgrund seiner sprachlichen Fähigkeiten sowie seiner mangelnden Erfahrung auf Topniveau.“
Eine Lösung mit Charme
Ein weiterer Mann, der im Verein diskutiert worden sein soll, ist Zinédine Zidane. In Madrid gewann er unter anderem drei Champions League Titel in Folge und könnte in München aufgrund seiner Aura sowie seines Status wieder in den Vordergrund rücken. Es wäre ohne Zweifel eine Lösung, die Charme versprühen sowie die Öffentlichkeit potentiell sogar von der verkorksten Trainersuche ablenken könnte. Den 51-Jährigen qualifiziert hierbei besonders sein Händchen für zwischenmenschliche Beziehungen sowie die Fähigkeit, junge Spieler zu entwickeln. Dem gegenüber stünde, ähnlich wie bei de Zerbi, die sprachliche Barriere sowie die Unklarheit darüber, ob er zu einer Amtsübernahme überhaupt bereit wäre. „Zizou“ zeigte seit seinem Aus bei Real im Jahr 2021 bisher wenig Interesse an einem Engagement als Vereinstrainer, schielt stattdessen seit jeher auf den Job als französischer Nationalcoach. Eine weitere vorprogrammierte Schlappe des FC Bayern auf dem Trainermarkt? Sehr gut möglich!
„Zidane wäre ohne Zweifel eine Lösung, die Charme versprühen sowie die Öffentlichkeit potentiell sogar von der verkorksten Trainersuche ablenken könnte.“
Ein alter Bekannter?
Namen wie José Mourinho oder Antonio Conte sind weitgehend auszuschließen. Sie gelten als zu exzentrisch und aufbrausend, als dass sie den FC Bayern in eine erfolgreiche Zukunft führen könnten. Anders stellt sich dieser Sachverhalt bei einem alten Bekannten da, der den Verein von 2019 bis 2021 coachte und mit dem Verein sogar das Triple errang: Hansi Flick. Als Nationaltrainer krachend gescheitert, gilt der 59-Jährige im Club als anerkannte Persönlichkeit, die bereits bewies, den Verein und seine Spieler anführen zu können. Es wäre zudem nicht das erste Mal, dass der FC Bayern einen ehemaligen Trainer reaktiveren würde, um den kurzfristigen Erfolg sicherstellen zu können. Flick mit einem Einjahresvertrag auszustatten könnte eine valide Option darstellen, wenn im Jahr 2025 potentielle Kandidaten wie Xabi Alonso, Jürgen Klopp oder Sebastian Hoeneß verfügbar werden sollten.
„Als Nationaltrainer krachend gescheitert, gilt der 59-Jährige im Club als anerkannte Persönlichkeit, die bereits bewies, den Verein und seine Spieler anführen zu können.“
Wer machts nun?
Kandidaten gibt es, wie zuvor veranschaulicht, im Trainerbecken nach wie vor viele. Doch es bleiben einige Fragen offen: Wer tut sich das Traineramt mit einer derartigen Vorgeschichte und öffentlichem Getose um den freidrehenden Uli Hoeneß überhaupt an, in wie weit ist der FC Bayern bereit, seine Anforderungen herunterzuschrauben und wie sieht die langfristige Planung an der Säbener Straße überhaupt aus? Der neue Mann auf der Kommandobrücke wird im Vorfeld seines Engagements genau diese Schlüsselfragen klären müssen, um für sich selbst zu entscheiden, ob er in München als 1D-Lösung zum neuen Cheftrainer aufsteigen möchte. Sagt er ab, geht die unendliche Suche im Kosmos des FC Bayern wohl zur E-Lösung über.