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Thomas Tuchel ist nach der Ankündigung seines Abschieds zum Saisonende beim FC Bayern nach optimalem Verlauf also schon nach nur etwas mehr als einem Jahr schon wieder Geschichte. Er folgt damit dem Trend der kurzen Verweildauer auf der Position des Trainerpostens im Club. Doch was hat sich hier seit Pep Guardiola verändert, welche Schuld trägt die Mannschaft und was hält der dringend notwendige XXL-Umbruch im Sommer für den Verein bereit? Darum und noch viel mehr soll es heute in einer kommentierenden Analyse zur Lage beim FC Bayern gehen.
Scheitern mit Ansage
Als der FC Bayern Thomas Tuchel am 24.03.2023 in einer Nacht und Nebel Aktion als Nachfolger des geschassten Julian Nagelsmann installierte, war der Aufschrei vor allem im Umfeld des Clubs groß. Was war hier passiert? War der Rausschmiss des Trainer-Supertalents Nagelsmann bei aussichtsreichen Chancen auf alle drei Titel überhaupt gerechtfertigt und welche Rolle spielte die Angst vor der eigenen Handlungsunfähigkeit, vor allem bezogen auf Tuchel, im Sommer?
Ein Jahr später lässt sich so ziemlich jede Frage mit den Worten „Riesengroßes Missverständnis“ beantworten. Der Rekordmeister verfiel zur damaligen Zeit einfach in puren Aktionismus, verschliss Nagelsmann ohne nachfolgende sportliche Rechtfertigung und blamierte sich auch auf dem Trainermarkt auf ganzer Linie.
„Ein Jahr später lässt sich so ziemlich jede Frage nach dem Wirken Tuchels mit den Worten „Riesengroßes Missverständnis“ beantworten.„
Unterhaltung dem Volke
Dass sich die damaligen Verantwortlichen dieses Deals, CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić, nur wenige Monate später mit dieser letzten sportlichen Fehleinschätzung selbst vor die Tür setzten, passt ins Bild der so Bayern-Untypischen sportlichen Inkompetenz der vergangenen Jahre. Salihamidžić vergraulte Triple-Trainer Flick, Kahn verweigerte die Kommunikation mit seinen Delegierten und lies längst vergangene Erinnerungen an den FC Hollywood wieder aufleben, der sich bis ins Jahr 2024 durch seine internen Querelen in Fußballdeutschland längst wieder als belustigendes Unterhaltungsmedium etabliert hat.
Auch wenn wir im Zuge dieses Artikels nicht unendlich viel aneinandergereihte Aphorismen bemühen wollen, passt ein solcher doch zu dieser Thematik wie die Faust aufs Auge: Ihre Überzeugung ging ihnen über alles, sogar über das Leben (Zitat Karl Kraus)… – und kostete im übertragenden Sinne ebenjene Entscheidungsträger letztendlich den Job.
„Salihamidžić und Kahn ließen längst vergangene Erinnerungen an den FC Hollywood wieder aufleben, der sich bis ins Jahr 2024 durch seine internen Querelen in Fußballdeutschland längst wieder als Unterhaltungsmedium etabliert hat.„
Schleudersitz FC Bayern
Ohnehin verkam der Trainerstuhl an der Säbener Straße in den letzten Jahren auch schon unter der Ägide von Vereinspatriarchen wie Rummenigge oder Hoeneß zum schnell betätigen Schleudersitz. Seit dem Wirken Pep Guardiolas (2013-2016) verschliss der Rekordmeister nun in knapp acht Jahren sieben Trainer, von denen keiner länger als anderthalb Jahre auf der Kommandobrücke Platz nehmen durfte.
Diese Inkonstanz auf der wichtigsten Position in einem solch erfolgsorientierten Verein wie diesem ist ein Schlüssel zur aktuellen Entwicklung, wirft aber zugleich auch ein besonders schlechtes Licht auf die Mannschaft und deren fragwürdige Attitüden. Während Ancelottis Belastungssteuerung den Führungsspielern zu lasch war, trainierte man unter Niko Kovač zu hart, wohingegen sie unter Nach-Nachfolger Julian Nagelsmann die interne Kommunikation bemängelten. Beleuchtet man das einmal genauer, verfestigt sich der Eindruck eines Teams, dass in der Psychologie wohl als „schwer erziehbar“ eingestuft würde.
„Diese Inkonstanz auf der wichtigsten Position ist ein Schlüssel der aktuellen Entwicklung, wirft aber zugleich auch ein besonders schlechtes Licht auf die Mannschaft und deren fragwürdige Attitüden.“
Leistung rechtfertigt die Ambition nicht
Ebenjene Mannschaft, die unter der Anleitung gewisser Führungsspieler, oder solcher die es gerne wären, durch Leistung nicht vorangeht, entpuppt sich mehr und mehr als Trainerkiller. Sie wird von bösen Zungen in der Medienlandschaft bisweilen sogar als „untrainierbar“ betitelt.
Fakt ist, dass eine derartige Fluktuation auf den wichtigsten Posten im Verein, der sportlich ausbleibende Erfolg sowie der allgemeine Zustand des Teams auf ein Leistungsloch von lautstarken Akteuren wie Kimmich, Goretzka oder auch Mathijs de Ligt zurückgehen. So agieren diese seit Monaten konträr zu ihren Ansprüchen und sind so auch rückblickend auf die letzten Jahre als zentrales Element der Unbeständigkeit zu identifizieren.
„Fakt ist, dass eine derartige Fluktuation auf den wichtigsten Posten im Verein, der sportlich ausbleibende Erfolg sowie der allgemeine Zustand des Teams auf ein Leistungsloch von lautstarken Akteuren wie Kimmich, Goretzka oder auch Mathijs de Lift zurückgehen.“
Umbruch XXL für Eberl und Co
Für den designierten neuen Vorstand Sport, Max Eberl, Sportdirektor Christoph Freund sowie den ab Sommer noch unbekannten Übungsleiter, gilt es, einen XXL-Umbruch in die Wege zu leiten. Im aktuellen Kader spielt nahezu jeder Akteur auf Bewährung und muss sich mit Leistung als Teil der sportlichen Neuausrichtung empfehlen. Unter einem Trainer, der auf keine Befindlichkeiten mehr Rücksicht zu nehmen braucht, werden sich die Querulanten bis Saisonende selbst aussortieren.
Die Basis des Teams, das ab Sommer von Grund auf verändert werden muss, wird auch durch eine Vielzahl an kostspieligen Transfers gestärkt, bzw. neu zusammengebaut werden müssen, um den Rekordmeister auch kurzfristig wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Wohlmöglich wird der FC Bayern unter anderem deswegen die Konkurrenz gezielt Schwächen und beispielsweise Xabi Alonso als neuen Trainer installieren wollen. Egal wie es die Verantwortlichen an der Säbener Straße auch anstellen werden, es gibt definitiv kein „Weiter So“ beim FC Hollywood.