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Am Sonntag war es also endlich wieder so weit: Mainz 05 und Eintracht Frankfurt trafen sich zum Rhein-Main-Derby in der Mewa-Arena. Dass dieses Spiel in den letzten Jahren ein ums andere Mal extrem spannungsgeladene Spielverläufe versprach, ist nicht weniger wichtig, als dass auch an diesem Sonntag ansonsten wieder vieles ungewiss erschien. Bekommen haben wir leidenschaftlich pressende sowie hochmotivierte Mainzer, die sich für die herbe 1:4 Pleite bei Union Berlin rehabilitieren wollten und zum anderen lethargische Frankfurter, die unter Neu-Trainer Dino Toppmöller weiter auf der Suche nach Automatismen und der eigenen Identität sind. Ohne Frage lieferte dieses Spiel samt dramatischem Spielverlauf erneut eine Menge Aufschlussreiches und ist Grund genug dafür, drei Erkenntnisse aus einem denkwürdigen Rhein-Main-derby zusammenzutragen.
1. Erkenntnis: Leidenschaft contra Ambition
Im Grunde schienen die Rollen eigentlich schon vor dem Spiel klar verteilt: Kämpferische Mainzer, die mit dem Messer zwischen den Zähnen voll auf Angriff geberstet waren gegen ambitionierte Frankfurter, die wie bisher immer unter neu-Trainer Toppmöller einen kontrollierten Spielaufbau anstrebten. Dass diese Annahme sich allerdings im Spiel selbst relativ schnell als Trugschluss herausstellte, lag vor allem an bissigen 05ern, die die SGE durch ihr frühes Angriffspressing schnell vor enorme Probleme stellten. Ratlose Frankfurter fanden wenig Mittel gegen ein verdichtetes Zentrum und gaben der Partie genau die von Mainzer Seite erwünschte Wendung, das Spiel breit zu machen und durch hohe Bälle in gefährliche Abschlusspositionen zu kommen. Dass das 1:0 der Rheinhessen durch Lee Jae-Sung durch ein Missverständnis zwischen Trapp und Smolčić fiel, ist dabei nicht weniger bezeichnend für die fehlende Abstimmung in der Hintermannschaft der SGE, die weiter auf der Suche nach Automatismen ist. In Folge eines hitzigen Spiels, dass immer wieder durch nicklige Fouls unterbrochen wurde, kamen in der zweiten Halbzeit verbesserte Frankfurter vor allem über die Mentalität noch zu einem schmeichelhaften 1:1 durch Omar Marmoush, der auch abseits seines Tores der beste Mann auf Seiten der SGE war.
2. Erkenntnis: Viel mehr als nur ein Nachbarschaftsduell
Wie bereits angesprochen, zogen sich durch den gesamten Spielverlauf immer wieder hitzige Fouls und Rudelbildungen, die von Schiedsrichter Bastian Bankert in einer insgesamt äußerst unglücklichen Schiedsrichterleistung häufig nur unzureichend aufgelöst werden konnten. Dass der Unparteiische zu keiner Zeit einer stringenten Linie folgte und ähnliche Situationen immer wieder unterschiedlich bewerte, trug zunehmend zum Unverständnis beider Teams bei und resultierte unter anderem in einer diskutablen Gelb-Roten Karte für Ansgar Knauff, der nach einem Halten an Barreiro sowie anschließendem hohen Bein die Gelb-Rote Karte sah, obwohl der Luxemburger zuvor selbst ebenfalls an seinem Gegenspieler gezogen hatte. Auch wenn die Frankfurter von ihrer Seite seit einigen Jahren nicht müde werden zum betonen, dass es sich bei dieser Partie nur um ein „Nachbarschaftsduell“ handelt, sprach das Verhalten beider Teams auf dem Platz definitiv eine andere Sprache, wie auch das hitzige Duell an der Seitenlinie zwischen Svensson und Toppmöller zeigte. Insgesamt ergab sich in jedem Fall ein Gesamtbild, dass zwei leidenschaftlich kämpfende Mannschaften auf dem Platz zeigte, die hier an Ort und Stelle viel mehr als nur ein normales Bundesligaspiel austrugen.
3. Erkenntnis: Muani hat kein Bock mehr
Abseits dessen sprach auch die Körpersprache einiger weniger Akteure Bände. Prominentestes Beispiel für diese These war hierbei der seit Wochen abwanderungswillige Kolo Muani, der im Spiel trotz seiner überragenden Anlagen gegen einen überragenden Sepp van den Berg so gut wie keinen Stich machte und von seinem Coach bereits in Minute 70 vorzeitig vom Feld genommen wurde. Dass der 24-Jährige Franzose in dieser Begegnung trotz seiner irren Geschwindigkeit zu keiner Zeit sein eigentliches Leistungsniveau erreichen konnte, lag an der offensichtlichen Tatsache, dass er einen Wechsel zu Paris Saint Germain forciert. Seit Wochen handelt es sich bei Muanis Wechselwunsch um ein mehr als offenes Geheimnis, dass seine Haltung nicht erst seit dem Auftritt in Mainz offensichtlich nach Außen trägt. Die Eintracht pokert nach wie vor mit dem Interessenten aus Frankreichs Hauptstadt um die höchstmögliche Ablöse, Sportvorstand Markus Krösche sprach in der Vergangenheit selbst immer wieder von einer fiktiven Schmerzgrenze die bei rund 100 Millionen Euro liegt. Nach den Eindrücken der gestrigen Partie in der Mainzer MEWA-Arena wäre es in jedem Fall für alle Seiten ratsam, einen Transfer vor Toreschluss am 2. September schnellstmöglich abzuwickeln. Zum einen deshalb, weil der Spieler den Wunsch hegt, im Vorfeld der EM 2024 den nächsten Schritt zu gehen und zum anderen, um das Betriebsklima innerhalb der Eintracht-Kabine durch einen möglichen Querulanten nicht nachhaltig zu gefährden.