Wie die Gallier

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Wenn Borussia Dortmund heute Abend um den Einzug ins Champions League Finale spielt, gilt Paris St. Germain als klarer Favorit. Doch das ist in dieser Saison für Schwarz-Gelbe Underdogs nicht das erste Mal der Fall: Von einer Galliermentalität, die der BVB gegen große Gegner in dieser Saison perfektioniert zu haben scheint.

Die kleinen Gallier

Wir alle kennen die Comics von Asterix & Obelix, die „kleinen“ Gallier, die sich trotz aller Widerstände gegen die belagernde Übermacht der Römer stets zur Wehr setzen. Der BVB bediente dieses Klischee im Hinspiel vergangene Woche, aber auch im Verlaufe dieser Saison immer wieder, und dass, obwohl sich Borussia dem eigenen Selbstverständnis nach eigentlich anders beurteilt.

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Der Defensivverbund des Heimteams im Signal Iduna Park leistete vor Wochenfrist ganze Arbeit, schaffte es sogar, Mbappé und Co. (wenn auch mit ein wenig Glück) 90 Minuten lang torlos zu halten. Ein Faustpfand, das es nun im Pariser Parc de Princes zu verteidigen gilt. Will man in Dortmund ein zweites Mal nach 2013 ein Champions League Finale in Wembley bestreiten (1:2 gegen den FC Bayern) wird auch gegen PSG kein Weg an kollektiver Leidensfähigkeit und Aufopferungsbereitschaft vorbeiführen.

„Die BVB-Führung aus dem Hinspiel ist ein Faustpfand, das es nun im Pariser Parc de Princes zu verteidigen gilt.“

Wohlfühloase Defensive?

Es scheint bisweilen fast so, als fühlen sich Trainer Edin Terzić und seine Mannschaft in ihrer Spielweise gegen individuell stärker besetzte Gegner pudelwohl. Aus der eigenen Kompaktheit heraus setzt der BVB über Konter bzw. schnelle Tempogegenstöße immer wieder Nadelstiche und punktet so gegen zuverlässig gegen die Spitzenmannschaften Europas. Ein Zufall? Mitnichten! Denn auch wenn Hummels, Füllkrug und Co. vor allem in der Bundesliga eine insgesamt enttäuschende Saison spielen, ist die starke Abwehrarbeit in absoluten Topspielen eine inzwischen erwartbare Konstante.

„Aus der eigenen Kompaktheit heraus setzt der BVB über Konter bzw. schnelle Tempogegenstöße immer wieder Nadelstiche und punktet so gegen zuverlässig gegen die Spitzenmannschaften Europas.

Bayer Leverkusen kam in beiden Spielen gegen den BVB nicht über ein Unentschieden hinaus, auch der FC Bayern konnte den ewigen Rivalen nicht bezwingen und Atlético Madrid biss sich über 180 Minuten trotz eines 2:1 Hinspielsieges im Viertelfinale ebenso die Zähne am Schwarz-Gelben Abwehrgranit aus. Edin Terzić, der sein Trainerteam im Januar mit der Expertise von Vereinslegenden wie Nuri Sahin und Sven Bender verstärkte, hat ein Erfolgsrezept gefunden, das vielleicht nicht attraktiv aber erfolgreich ist. Und ist das der Fall, heiligt der berüchtigte Zweck eben die Mittel.

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Im Konzert der ganz Großen

Auch die Fans werden das nicht anders sehen, bietet die ansonsten frustrierende Spielzeit nur in der UEFA Champions League echte Abwechslung zum tristen Ligaalltag. Sich dann als normalerweise inbrünstiger Traditionsverein im Konzert der ganz Großen eben Mal als kleiner Gallier zu inszenieren und die eigenen Ambitionen in Zurückhaltung zu tarnen, wird auch den anspruchsvollsten Anhänger zu Verständnis zwingen.

Der BVB ist gut beraten, die bereits eindringlich geschilderte Underdog-Mentalität auch ein zweites Mal gegen PSG mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auf dem Platz darzubieten. Schaffen Hummels, Schlotterbeck und Co. es aus einer organisierten Defensive heraus, das Pariser Starensemble lange genug zu nerven, werden sich Chancen auftun und möglicherweise dafür sorgen, den Traum von Wembley ein zweites Mal wahr werden zu lassen.

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