https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Foto: Printerval
Lesezeit: 5 Minuten
Medienberichten zufolge steht Florian Wirtz dicht vor einem Wechsel zum FC Bayern. Doch passt das Ausnahmetalent überhaupt zum deutschen Rekordmeister?
Dass der FC Bayern Florian Wirtz bereits in diesem Sommer gerne verpflichten würde, ist seit geraumer Zeit ein offenes Geheimnis. Die Entscheidungsträger des neuen deutschen Meisters, allen voran Klubpatron Uli Hoeneß, arbeiten bereits über Jahre hinweg an einem Wechsel des Leverkusener Ausnahmekönners. Der Kontakt mit der Familie, die den 22-Jährigen in Person von Vater Hans-Joachim Wirtz gleichzeitig auch beratend vertritt, gilt als vertrauensvoll. Wirtz selbst soll ebenfalls stark angetan von einem Wechsel an die Säbener Straße sein.
Der FC Bayern liegt somit aussichtsreich im Rennen um die Gunst des Nationalspielers, den auch die Verantwortlichen um Sportvorstand Max Eberl und Co. längst als zentralen Baustein für den zukünftigen Erfolg des Vereins identifiziert haben. Der technisch hochbegabte Rechtsfuß erfüllt auf dem Papier alle Voraussetzungen für einen Wechsel: Wirtz ist deutscher, auf seiner Postion der wohlmöglich beste Spieler des Landes, international bereits enorm erfahren und zudem bodenständig. Müsste der FC Bayern sich einen Neuzugang bauen, würde er vermutlich aussehen wie Wirtz.
Wirtz-Transfer für Bayern finanziell stemmbar?
Doch für die Verantwortlichen ist ebenfalls klar: Ein potenzieller Transfer des 22-Jährigen brächte auch einige Herausforderungen mit sich. Zunächst sticht dabei die finanzielle Komponente hervor. Bayer Leverkusen verlangt für seinen Starspieler, der bei der Werkself noch einen Vertrag bis 2027 besitzt, in diesem Sommer eine Ablöse von rund 140 Millionen Euro. Eine Ausgabe, der FC Bayern aktuell wohl nur dann ohne externe Geldgeber stemmen könnte, wenn er ausreichend Erlöse aus Verkäufen generiert. Zu pessimistisch, zu vorsichtig, klang in dieser Richtung zuletzt die Prognose von CEO Jan-Christian Dreesen und Co.
Auch wenn die Verantwortlichen zuletzt durchklingen ließen, dass ein Wirtz-Transfer finanziell trotz der angespannten Lage darstellbar wäre, wird sich der deutsche Rekordmeister dafür enorm strecken müssen. Denn auch das Gehalt des 22-Jährigen, dass schätzungsweise zwischen 20 und 25 Millionen Euro im Jahr und damit auf dem gleichen Niveau wie das von Kumpel Jamal Musiala liegen dürfte, muss einkalkuliert werden.
Thema Personal
Neben den finanziellen Rahmenbedingungen wird es zudem darauf ankommen, wie Trainer Vincent Kompany seinen neuen Starspieler einplanen würde. Fakt ist: Mit Musiala verfügt der deutsche Rekordmeister im offensiven Mittelfeld bereits über einen Ausnahmespieler, der seinen Platz hinter der Spitze nur ungern räumen wird. Die Lösung könnte damit entweder eine Systemumstellung oder eine Umpositionierung sein.
Sollen die beiden Ausnahmekönner beide in ihrer Paraderolle zum Zug kommen, bietet sich entweder ein breites 4-2-2-2 oder eine völlige Abkehr hin zur Dreierkette an. Ersteres erscheint aktuell deutlich realistischer, da Kompany zwar einen Sturmpartner für Harry Kane finden müsste, andererseits während seiner Zeit beim FC Bayern noch nie mit einer Dreierkette agieren ließ. Allein die personelle unbefriedigende Situation in der Innenverteidigung macht ein derartiges Gedankenspiel bereits früh zunichte.
Sollte sich der Staff dazu entscheiden, einen der beiden Akteure positionsfremd einzusetzen, könnte die DFB-Elf unter Julian Nagelsmann als Vorbild dienen. Während der Europameisterschaft im vergangenen Jahr positionierte der Nationalcoach Wirtz häufig auf halblinks, wohingegen Musiala in der Mitte agierte. Auch das könnte für den FC Bayern ein interessantes Gedankenspiel sein, um sich vorne neben Kane personell nicht noch eine weitere Baustelle aufzumachen.
Kriegt der Rekordmeister derartige Probleme gelöst, steht einem Transfer des deutschen Nationalspielers nur noch wenig im Weg. Auch der 22-Jährige selbst befeuerte die Wechselgerüchte zuletzt mit offenen Worten: „Es ist für mich definitiv reizvoll, irgendwann meine Komfortzone zu verlassen und etwas Neues zu erleben. Ich kenne die Fußballkabinen zur Genüge und bin überzeugt, dass ich überall schnell meinen Platz finden würde“, so Wirtz, dessen Worte mehr und mehr nach Wechsel klingen.
Der Abschied von Erfolgstrainer Xabi Alonso, dem Wirtz wohl nicht nach Madrid folgen wird, könnte somit der erste Dominostein sein, der die Wechselposse um den Nationalspieler endgültig ins Rollen bringen könnte. Auch wenn Bayer Leverkusen noch auf eine Verlängerung des Ausnahmekönners hofft: Die Zukunft des 22-Jährigen liegt aller Voraussicht nach im Süden.