Warum Borussia Dortmund kein Spitzenteam mehr ist

Borussia Dortmund Stadion – https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.en Foto: Marvin Ronsdorf

Lesezeit: 5 Minuten

Aus Borussia Dortmund wird man auch wenige Tage nach dem 2:5-Debakel im Estadio Santiago Bernabéu weiterhin nicht schlau. Einer furiosen ersten Halbzeit inklusive Pausenführung ließen die Schwarz-Gelben eine desaströse zweite Hälfte folgen, die erneut Fragen aufwirft. Doch auch das ist längst kein Einzelfall mehr. Was dem Team von Nuri Şahin aktuell fehlt und warum der BVB längst kein Spitzenteam mehr ist, erfahrt ihr im heutigen Kommentar.

Hier klicken, um den Inhalt von Spotify anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Spotify.

Auch an diesem unrühmlichen Dienstagabend stellte Borussia Dortmund der gesamten Fußballwelt wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis, woran es diesem Verein schon seit so vielen Jahren fehlt: Der nötigen Konstanz, dem absoluten Willen und in allererster Linie: Der Siegermentalität. Diese Aufzählung ließe sich theoretisch noch unendlich fortführen. Dennoch veranschaulicht sie eindrucksvoll, dass die sportlichen wie charakterlichen Baustellen beim BVB nach wie vor immens sind.

Grundsätzlich treten in diesem Verein in regelmäßigen Abständen immer wieder die gleichen Probleme zu Tage. Als allererstes wäre da die fehlende Beständigkeit zu nennen. Egal welcher Trainer es seit dem Abschied von Jürgen Klopp im Jahr 2015 auch versuchte, egal welche Spielertypen die Verantwortlichen auch verpflichteten, es sollte einfach nicht dauerhaft funken. Besonders auf der Postion des Chefcoachs trafen sie am Borsigplatz in der Vergangenheit so viel zu oft die falschen Entscheidungen.

Vielleicht auch deshalb, weil BVB-Boss Watzke und Co. stets nach der Devise handelten, einen perfekten Klopp-Klon zu installieren? Die Zeichen der Zeit übersehen sie im Ruhrpott dabei viel zu oft. Egal ob Peter Stöger, Marco Rose, Edin Terzić oder nun auch Nuri Şahin – Die Übungsleiter in Schwarz-Gelb sollen oft etwas verkörpern, dass sie dem Verein (noch) nicht langfristig geben können.

Dortmunder Trugschlüsse

Wenn dann etwas trotz unzähliger Warnsignale nicht so klappt, wie sie es auf der Geschäftsstelle vom Reißbrett aus geplant haben, ist die Verwunderung wieder einmal groß. Doch bei Borussia Dortmund ist man es inzwischen nicht anders gewohnt. Auch das 2:5-Debakel im Bernabeu am Dienstagabend veranschaulichte erneut, woran es bei diesem Team hapert. Nach einer furiosen ersten Halbzeit frönten die Borussen zunächst ihrer angestrebten Identität, um sich dann aufgrund von taktisch fatalen Umstellungen doch wieder zum Ursprung ihrer Probleme zu begeben. Doch auch das kennen sie beim BVB nicht anders.

Auch die Mannschaft wirkt einfach nicht homogen genug zusammengestellt. Ebenfalls ein wiederkehrendes Phänomen der letzten Jahre. Es fehlt an Charakteren, es fehlt an nötiger Tiefe im Kader und es fehlt besonders an jemandem, der langfristig auf Grundlage einer klaren Idee eine Einheit nach den eigenen Vorstellungen formen kann.

Chefcoach Nuri Şahin ist nur das neueste Produkt dieses Problems. Ein junger Trainer, der bis jetzt nur den türkischen Erstligisten Antalyaspor trainierte und ein halbes Jahr als Co-Trainer beim BVB agierte, soll so kurzfristig wie möglich ohne grobe Schnitzer für Erfolge sorgen. Wenn man aber nicht gerade Pep Guardiola heißt und dabei einen Lionel Messi an seiner Seite hat, wird das schlichtweg nicht funktionieren.

Doch bis das bei den Vereinsoberen ankommt, ist das Kind sportlich entweder schon längst in den Brunnen gefallen, oder sie haben sich auf der Geschäftsstelle darauf verständigt, wieder einmal halbgare Durchhalteparolen zu propagieren. So oder so: Anspruch und Wirklichkeit sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe. Erst recht bei Borussia Dortmund.

Hier klicken, um den Inhalt von X anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von X.

Ein ewig währender Kreislauf

Doch warum sollte man das auch ändern? Der ewige Kreislauf aus Hoffnung und Enttäuschung ist augenscheinlich etwas, woran sie sich im Ruhrpott mittlerweile gewöhnt zu haben scheinen. Klub-Boss Hans-Joachim Watzke und Berater Matthias Sammer sind so etwas wie die Personifikation des tatenlosen Stoikers. So lange sich an dieser personellen Besetzung bzw. dem Einfluss Watzkes über seinen Abschied 2025 hinaus nicht nachhaltig etwas verändert, wird der BVB auch weiterhin keine Fortschritte machen.

Bei Schwarz-Gelb wollen sie seit Jahren Herausforderer sein, um Titel mitspielen und gleichzeitig einen attraktiven Spielstil verkörpern. Der geneigte Beobachter wird feststellen, dass dieser Anspruch besonders bei der Auswahl seiner Projektführer widersprüchlich daherkommt.

Im Ruhrpott zeigt man seit Jahren lieber mit dem Finger auf andere. Neuestes Beispiel: Jürgen Klopp. Statt sich mit den eigenen Problemen auseinanderzusetzen, spricht man in Dortmund lieber über die Galionsfiguren vergangener Tage. Ein Zufall? Mitnichten. Eher ein Ausdruck der eigenen Sehnsüchte, die in der Vergangenheit begründet liegen.

Şahin und sein Team werden sich nach aktueller Gemengelage am Ende der Saison nur als weiteres Team, das den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden konnte, in die Annalen der unrühmlichen letzten Jahre Borussia Dortmunds einreihen. Ob sie wollen oder nicht, dass Schicksal des Teams steht bereits fest, sollte sich nicht schleunigst etwas ändern.

Hier klicken, um den Inhalt von TikTok anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von TikTok.

Für Dich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert