Logo Real Madrid – https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/ Foto: Mirek2621
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Real Madrid ist auch in dieser Spielzeit wieder vom Verletzungspech verfolgt. Nur zwei fitte Innenverteidiger stehen den Blancos derzeit zur Verfügung – Für die sportlichen Ambitionen der Königlichen ein herber Rückschlag. Doch in Madrid werden sie auch in den kommenden Monaten an ihrem Vorgehen wohl nur wenig ändern.
Wenn man über Real Madrid spricht, kommen einem unweigerlich unzählige Superlative in den Sinn: Die Könige Europas, spanischer Rekordmeister, die Galaktischen… Doch was bei einem derart erfolgreichen Verein ebenso Fluch wie Segen ist: Jede Entscheidung, und möge sie noch so unbedeutend erscheinen, liegt unter dem Brennglas der kritischen Presselandschaft. Jede noch so kleine Verfehlung wird von den kritischen Medien zerfleischt und ausgekostet. Eine dieser Entscheidungen, die die Königlichen im Sommer noch vehement verteidigt hatten, entpuppt sich nun immer mehr als gefährlicher Trugschluss: Die ausgebliebene Verpflichtung eines weiteren Innenverteidigers.
In Madrid wollten sie es so. Also Florentino Peréz und Co. im Sommer eine Absage ihres absoluten Wunschziels, Leny Yoro, kassierten, entschieden sich die Verantwortlichen umgehend dazu, von einer Verpflichtung eines Innenverteidigers abzusehen. Auch im eigenen Stolz gekränkt hielt es der Verein für ausreichend, mit Éder Militão und Antonio Rüdiger den einzig verbliebenen Innenverteidigern von Weltklasse-Format die Bürde von bis zu 70 Saisonspielen aufzuhalsen. Das Motto dabei: Dass Nachwuchspersonal wird es bei Engpässen schon richten. Doch was machen sie in Madrid, wenn die dann auch plötzlich noch verletzt ausfallen?
Real bleibt stur
Sowohl Nachwuchshoffnung Joan Martínez, der sich in der Saisonvorbereitung einen Kreuzbandriss zuzog, als auch Castilla-Novize Jacobo Ramón fallen vorerst aus. Doch das ist noch nicht alles, denn auch Langzeit-Rekonvaleszent David Alaba hat während seines Heilungsverlaufs weiterhin mit unerwarteten Problemen zu kämpfen. Wurde das Comeback des Österreichers nach seinem Kreuzbandriss ursprünglich bereits im Oktober diesen Jahres erwartet, kehrt der ehemalige Bayern-Akteur wohl frühestens Anfang 2025 zurück. Zuletzt kursierten sogar Gerüchte um ein mögliches Karriereende.
In Madrid wusste man sich in diese Fällen oft damit zu helfen, arrivierte Spieler von anderen Positionen ins Abwehrzentrum zu stellen. Beispielsweise Dani Carvajal rückte bei Notsituationen oft an die Seite von Militão oder Rüdiger. Doch was machen sie in Madrid, wenn auch der 32-Jährige plötzlich mit einem Kreuzbandriss die restliche Saison ausfällt? Die Antwort wird wohl erneut Aurélien Tchouaméni heißen.
Ein ums andere Mal rückte der Franzose bereits vergangene Saison auf ungewohnter Position in den Fokus. Die Folge: Seine Abwesenheit im Mittfeld als Organisator und Ankerspieler. Auch wenn sie in Madrid dort genügend Alternativen haben, stellt sich erneut die Frage nach dem „Warum“.
Real Madrid und die Frage nach dem „Warum“?
Warum sind die Blancos zu stolz, einen weiteren Defensivmann nachzuverpflichten? Warum wird die Rückkehr von derzeit vereinslosen Legenden vehement ausgeschlossen? Weshalb scheuen sich die Königlichen davor, Geld für einen Ersatzmann von internationalem Format in die Hand zu nehmen? Auch hier landen wir trotz einer endlosen Verletztenmisere wieder beim königlichen Stolz. Real Madrid muss dem eigenen Selbstverständnis nach nämlich gar nichts.
Warum sollten sie an der Concha Espina auch etwas daran ändern, was in den vergangenen Jahren immer wieder zum Erfolg führte? Vereinspatriarch Florentino Peréz und Co. verfahren nach dem Prinzip: Mach das Beste aus dem, was du hast. Das bekam auch Carlo Ancelotti in den vergangenen Jahren immer wieder zu spüren.
Dennoch befinden sich abgesehen von Vereinslegende Sergio Ramos weitere Lösungen auf dem Transfermarkt, denen Real Madrid im Winter theoretisch nachgehen könnte. Beispielsweise wäre da Europameister Aymeric Laporte zu nennen. Der Spanier, der schon im Sommer beim Champions-League-Sieger gehandelt wurde, spielt derzeit in Saudi-Arabien für Al Nassr. Auch wenn ein Transfer des 30-Jährigen kostspielig werden dürfte, sollten die Blancos diesen Wechsel finanziell durchaus stemmen können. Doch auch das werden die stolzen Patriarchen von der Chefetage wohlmöglich nicht in Betracht ziehen.
Die Frage ist also: Wie könnte es weitergehen? Die Antwort ist recht simpel: Einfach wie gehabt. Denn in Madrid laufen die Uhren anders. Das Szenario ist recht simpel: Coach Ancelotti muss sein Ensemble erneut mit dem zum Erfolg führen, was er zur Verfügung hat. Dass der Italiener genau darin ein Meister seines Faches ist, dürfte für den 65-Jährigen wohl in einem emotionalen Zwiespalt münden.
Einerseits wünscht sich der charismatische Italiener ein auf allen Positionen konkurrenzfähiges Team. Auf der anderen Seite hat er natürlich auch nichts gegen den größtmöglichen sportlichen Erfolg einzuwenden. So oder so, Ancelotti wird das nehmen, was er kriegen kann. Ein weiterer Innenverteidiger wäre da natürlich das Wunschszenario, wenn auch ein Utopisches.