Leny Yoro – https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.en Foto: Supporterhéninois
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Innenverteidiger Leny Yoro steht also tatsächlich kurz vor einem Transfer zu Manchester United. Die Begleitumstände dieses Wechsels sind mehr als nur kurios und lassen sogar das große Real Madrid verdutzt zurück. Langfristig wird es aber der Spieler sein, der seine Entscheidung bereuen könnte.
Unberechenbarer Poker
Monatelang schien Real Madrid in der Poleposition um die Gunst des 18-Jährigen Yoro, der von den Verantwortlichen um Chefscout Juni Calafat schnell als Generationstalent identifiziert wurde. Finanziell fanden die beiden Parteien ebenso rasch zusammen und auch über die sportliche Rolle des Franzosen bestand früh Einigkeit.
Real schien sich eines weiteren Rohdiamanten sicher und ging den Poker mit Stammverein OSC Lille daher aus einer Haltung der Stärke an. Doch die Dynamiken des Transfermarkts sind oft so schnelllebig und unvorhersehbar, das sie sogar einen Verein wie diesen kalt erwischen können.
Die Madrilenen gingen sogar so gemächlich vor, dass sich in den Verhandlungen zwischen beiden Vereinen nur wenig bewegte und sie in Nordfrankreich auf eine höhere Ablöse pokerten, als die gebotenen 20 Millionen.
Im Zuge dessen schalteten sich Manchester United und sein neuer Anteilseigner INEOS ein, das Startgebot der Red Devils hatte es mit rund 60 Mio Euro inklusive Boni in sich. Was folgte, war ein Umdenken des Spielers sowie ein Abwicklungsprozess, der auf der Überholspur stattfand.
„Die Dynamiken des Transfermarkts sind oft so schnelllebig und unvorhersehbar, dass sie sogar einen Verein wie diesen kalt erwischen können.“
Wirtschaftlich fragwürdig
Real Madrid war aufgrund der eigenen wirtschaftlichen Vernunft zu keiner Zeit bereit, so viel für einen 18-Jährigen auszugeben, dessen Vertrag in rund 12 Monaten ausgelaufen wäre. In Manchester rechtfertigten sie das finanzielle Gesamtvolumen als Investition in die Zukunft.
Wie unterschiedlich die Standpunkte zweier Weltvereine, die sich sportlich seit Jahren in komplett gegensätzliche Richtungen entwickeln, sein können, ist verblüffend. Madrids Präsident Florentino Pérez und Co. werden sich vom diesem Rückschlag nicht beirren lassen, sondern Yoros Entscheidung pro Manchester als charakterliche Schwäche einstufen.
Das Credo der Verantwortlichen an der Concha Espina lautet seit Jahren, das Spieler, die unbedingt für den Club spielen wollen, zu den Konditionen des Vereins wechseln müssen. Entscheiden sie sich dagegen, ist der Zug Real Madrid in den meisten Fällen für immer abgefahren.
„Wie unterschiedlich die Standpunkte zweier Weltvereine, die sich sportlich seit Jahren in komplett gegensätzliche Richtungen entwickeln, sein können, ist verblüffend.“
Wer zuletzt lacht…
Dem jungen Franzosen beschert sein Wechsel nach England in jedem Fall einen warmen Geldregen, der sich in seinen Augen offenbar gegenüber seinem großen Traum, einmal für Real Madrid zu spielen, aufwiegen lässt. Auch United und seine Fans zelebrieren diesen Transfererfolg gegenüber den Blancos wie einen Titel.
Ob sich jene Attitüde bewahrheitet, einen Transfercoup gelandet zu haben, der ein solches Aufkommen rechtfertigt, wird sich zeigen. 60 Ligaspiele und ein Alter von erst 18 Jahren sind selten ein Indikator für ein langlebiges Leistungsvermögen, das sich über mehr als eine Dekade konservieren lässt.
Yoros grundsätzlich großes Talent lässt sich nicht von der Hand weisen, seine Fähigkeit, mit Widerständen und Rückschlägen umzugehen, ist aber zumindest noch in Frage zu stellen. Die Zeit wird zeigen, ob die Entscheidung für den Verein als auch den Spieler letztendlich die richtige war, oder ob sie in Madrid schlussendlich doch die bessere Wahl getroffen haben.