Aktuell ruht der Ball noch in den europäischen Topligen und es geht in der Nations League zur Sache. Allerdings ist der nächste Spieltag nicht mehr allzu fern und mit dem kommenden Wochenende beginnt gleichzeitig auch ein neuer Monat. Der Monat, der die heißeste Phase der Saison vor der Winter WM in Katar einläutet und viele Teams vor extreme Herausforderungen stellen wird. Das alles und noch viel mehr ist Grund genug, sich einer (vielleicht nicht immer ganz realistischen) Prognose zu widmen und auf die besten und wichtigsten Spiele im Monat Oktober und deren möglichen Ausgänge zu blicken. Dabei stehen beispielsweise mit dem 196. Clásico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona, Liverpool gegen Manchester City oder dem Bundesliga Gipfeltreffen Borussia Dortmund gegen Bayern München einige Leckerbissen auf dem Programm.
Liverpool-Manchester City
Vorschau: Fangen wir doch mal direkt mit einer besonders spannungsgeladenen Partie an. Vizemeister Liverpool empfängt den Meister aus Manchester. Zur Ausgangslage: Das Team von Jürgen Klopp erlebte einen für eigene Verhältnisse denkbar ungünstigen Start in die neue Saison und steht zum aktuellen Zeitpunkt mit 9 Punkten nach 6 Spielen auf einem enttäuschenden 8. Rang. Ganze 10 Punkte fehlen dem LFC schon auf Spitzenreiter Arsenal. Zudem weist man an der Merseyside eine Verletztenliste vor, die ihresgleichen sucht. Für die Reds könnte das Spiel gegen den Dauerrivalen aus Manchester die Möglichkeit sein, sportlich wieder zurück in die Spur zu finden. Für ManCity und deren Trainer Pep Guardiola hingegen läuft es schon fast wie gewohnt deutlich besser. Einzig zwei Unentschieden gegen Aston Villa und Newcastle United trüben die Stimmung ein wenig. Der Verein strebt getreu Peps Credo bereits früh in der Saison wieder nach Perfektion. Da ist das Beste gerade gut genug und zwei Unentschieden inakzeptabel.
Nun zum Spiel: Die Partie geht sofort von 0 auf 100 und erlebt eine rasante Anfangsphase, die eines Topspiels würdig ist. Vor allem der FC Liverpool drückt sofort aufs Gaspedal und geht angetrieben von fanatischen Fans an der Anfield Road durch Rekordtransfer Darwin Nunez früh in Führung. Der Uruguayer tankt sich nach Zuspiel von Firmino im Zweikampf gegen Stones durch und trifft aus spitzem Winkel (2.). Anfield bebt und ist, laut José Mourinho, nun nicht nur das einzige Stadion das selbst Tore erzielt, sondern mit seinen Jubelexzessen auch erdbebenähnliche Zustände herbeiführen kann. Im Endorphinrausch und mit unbändigem Selbstvertrauen ausgestattet drückt man Manchester City jetzt immer weiter hinein in die eigene Hälfte und drängt auf das schnelle 2:0. Pep Guardiola gestikuliert an der Seitenlinie wild umher, kann das drohende Unheil aber nicht abwenden. Bereits nach 25 Minuten tauscht er Nathan Aké aus und bringt den jungen Stürmer Julian Alvarez, was eine Umstellung auf Dreierkette und mehr Unterstützung für den bis dato komplett unsichtbaren Haaland bedeutet. Und diese Umstellung wirkt, denn Liverpool verpasste es, sich trotz großer Chancen mit dem zweiten Tor zu belohnen und trägt diesem Umstand jetzt Rechnung. Die Gäste schaffen es immer besser sich aus dem nach wie vor wütendem Pressing des Gegners spielerisch zu befreien und weil City nun mal City ist, geht es eben nach dem ersten richtig zu Ende gespielten Angriff blitzschnell – 1:1 durch den eben erst eingewechselten Julian Alvarez per Flachschuss (37.). Mit diesem Ergebnis geht es auch in die Halbzeit. Nach der Pause ist es sofort wieder City, das das Tempo vorgibt und den Ball gekonnt durch die eigenen Reihen laufen lässt. Haaland und sein Sturmpartner Alvarez reißen immer wieder Lücken und schaffen Räume für schnelle Kombinationen. So kommt City auch schließlich zum Führungstreffer: De Bruyne spielt einen Doppelpass mit Haaland, der im Strafraum den Kopf hoch nimmt und das Auge für den freistehenden Alvarez hat – 1:2 (59.). Liverpool wird in der Folge gezwungenermaßen aktiver, kann sich aber nicht mehr entscheidend in den Strafraum kombinieren. Das Team von Guardiola kontert sich dagegen mustergültig zum dritten Tor, als Bernardo Silva einen überragenden Chipball hinter die Abwehr spielt, an dessen Ende Alvarez steht, Torwart Alisson umkurvt und zum 1:3 einschiebt. Hattrick des überragenden Argentiniers und zugleich Endstand der Partie. Liverpool bewegt sich Richtung Krise, ManCity in Richtung Tabellenspitze. Ein mehr als würdiges Spitzenspiel geht zu Ende.
Borussia Dortmund-FC Bayern München
Vorschau: Ein wie jedes Jahr brisanter deutscher Clásico findet auch dieses Mal mit Spitzenspielcharakter statt, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Der BVB steht zwar wie gewohnt auf Platz 2, allerdings starten die Bayern im Signal Iduna Park nicht als Spitzenreiter, sondern gehen von Tabellenposition 5 aus und mit einer handfesten Krise ins Rennen. Vieles wurde diskutiert in den vergangenen Wochen beim deutschen Rekordmeister, sogar Trainer Julian Nagelsmann steht bei ausbleibenden Ergebnissen in den kommenden Wochen möglicherweise vor dem Rauswurf. Andersherum könnte dieses Spiel für den FC Bayern eine hervorragende Gelegenheit darstellen, sich sportlich beim Erzrivalen zu rehabilitieren und gleichzeitig Boden auf Spitzenreiter Union Berlin gutzumachen. Der BVB hingegen kann mit dem bisherigen Saisonverlauf bis jetzt eigentlich ganz zufrieden sein. Zwar leistete man sich Ausrutscher gegen Bremen und Leipzig, präsentierte sich aber insgesamt unter Coach Edin Terzic deutlich stabiler als noch in der Vorsaison. Einzig der Ausfall von Kapitän Marco Reus trübt die Stimmung.
Nun zum Spiel: Der BVB geht angetrieben von 80.000 Zuschauern ein wenig aktiver ins Spiel, ohne sich dabei in der Anfangsphase eine große Überlegenheit erspielen zu können. Der FC Bayern, der erstmals mit einer 3er Kette bestehend aus Upamecano, Hernandez und de Ligt antritt, erwartet die Dortmunder recht tief und schaut sich das Geschehen erst einmal an. Die Gastgeber probieren es zwar immer wieder mit Distanzschüssen durch Bellingham oder Reyna, kommen allerdings nicht zu zwingenden Torgelegenheiten. Der FC Bayern selbst wird erst nach 25 Minuten etwas aktiver und sucht erste eigene Abschlüsse. Allerdings ist das ebenso wie auf der Gegenseite alles noch nicht zwingend genug. Abgesehen von einem halbwegs gefährlichen Freistoß durch Gnabry gibt es nichts mehr nennenswertes in Halbzeit eins, Pausenstand 0:0. Halbzeit zwei startet dafür umso furioser. Der BVB kombiniert sich über die Aktivposten Reyna und Bellingham in den Strafraum, wobei letzterer den Abschluss sucht und aus spitzem Winkel zuerst an Neuer scheitert. Der Abpraller allerdings landet am Fünfmeterraum vor den Füßen von Moukoko, der sich nicht zwei Mal bitten lässt, 1:0 Dortmund (51.). Nur eine Zeigerumdrehung später steht das Stadion dann erneut Kopf. Der FC Bayern stößt an und Kimmich will die Dortmunder nach einer Anstoßvariante mit einem schnellen Ball hinter die Abwehr überraschen. Schlotterbeck allerdings riecht den Braten und köpft den Ball aus der Gefahrenzone zu Bellingham. Die neuformierte Bayern Abwehr steht einen Tick zu hoch und wird im Rücken kalt erwischt, als der junge Brite den Ball über Upamecano zu Teamkollege Reyna hebt. Dieser überlupft Torwart Neuer gekonnt und dreht jubelnd ab, 2:0 BVB (52.). Nagelsmann ist stinksauer und nimmt Minuten später einen Dreifachwechsel vor: Mathys Tel, Leroy Sané sowie Noussair Mazraoui kommen ins Spiel. Als hätte er es gewusst, beweist der Trainer sofort ein glückliches Händchen. Nach einem Eckball von Rechts kommt Mazraoui im Getümmel an den Ball und schießt den Ball trocken, aber auch mit etwas Glück ins linke Eck (61.). Nur noch 1:2 und eine spannende Schlussphase garantiert. Die Bayern sind nun deutlich dominanter und haben mit aller Entschlossenheit das Unentschieden fest im Blick. Immer wieder startet man Angriffe über den flinken Mathys Tel, der häufig auf die Außenbahnen ausweicht. Auf dessen Vorarbeit hin trifft Neuzugang Mané in Minute 71 nur die Latte, Goretzka scheitert per Weitschuss an BVB Torwart Meyer (76.). Dann kommt es wie es kommen muss: Die Bayern starten einen weiteren Angriff über links bei dem sich Sané an Meunier vorbei in den Strafraum dribbelt und in den Rückraum spielt. Der 17 Jährige Tel sagt danke und schiebt den Ball flach gegen die Laufrichtung der Dortmunder Nummer 2 ins Eck (82.). Der Rekordmeister hat in der Folge Oberwasser, kommt allerdings nicht mehr zur ganz großen Chance. Der deutsche Klassiker endet ohne Sieger, dafür aber mit einer überragenden zweiten Halbzeit in der die Münchener eine Menge Moral beweisen.
Real Madrid-FC Barcelona
Vorschau: Für diese beiden Mannschaften läuft die Saison bis jetzt (nahezu) perfekt. Während der FC Barcelona nur in der Champions League gegen den FC Bayern als Verlierer vom Platz ging und am ersten Spieltag Punkte gegen Osasuna ließ, hält sich Real Madrid mit 9 Siegen aus 9 Spielen bis dato komplett schadlos. Somit dürfte auch dieser 196. Clásico wieder ein besonderer werden, vor allem wenn man bedenkt in welcher Form sich die Einzelspieler beider Teams befinden. Auf Seiten Madrids spielt Fede Valverde eine überragende Saison während sich beim FC Barcelona Stürmerstar Robert Lewandowski prächtig eingefunden hat und die Torjägerliste bereits wieder mit Vorsprung anführt. Auf Seiten der Gastgeber, bei denen Karim Benzema nach überstandener Verletzung zurückkehrt, ist nach dem 0:4 Debakel in der vergangenen Saison noch etwas gutzumachen. Alles in allem darf man sich ein besonders spannendes Spiel versprechen.
Nun zum Spiel: Real Madrid startet wie gewohnt abwartend und erlaubt es dem FCB sich ohne größeren Druck den Ball gekonnt durch die eigenen Reihen zu schieben. Dennoch fällt den Katalanen in den Anfangsminuten im Angriffsspiel nicht viel ein, bis Marcos Alonso auf der Außenbahn gegen Carvajal durchbricht und von Eder Militao ungestüm gefoult wird, Elfmeter Barcelona (9.). Robert Lewandowski legt sich den Ball zurecht und visiert das linke Eck an, Thibaut Courtois bleibt allerdings lange stehen und lenkt den Ball durch seine 2 Meter Körperlänge mit den Fingerspitzen überragend um den Pfosten. Chance zur Führung im Spiel und im Privatduell mit Karim Benzema vertan. Der gehaltene Elfmeter dient als eine Art Weckruf für Madrid, in dessen Folge Vinicius Jr. und Rodrygo jeweils gefährlich auf Außen durchbrechen und in der Mitte Karim Benzema suchen. Dieser verpasst zuerst und vergibt danach nur knapp. (14., 16.). Wenige Minuten später startet Vinicius erneut ein Tempodribbling und geht an Christensen vorbei, an dessen Ende er frei vor ter Stegen auftaucht und diesen aus spitzem Winkel gekonnt überlistet, 1:0 Madrid (19.). Barcelona wirkt in der Folge starr und auch die sonst so technisch versierten Akteure aus Katalonien sind beeindruckt von Reals effizienter Spielweise. Valverde erobert den Ball gegen Gavi und sieht Benzema am Strafraumrand, dieser lässt Eric Garcia mit einer Körpertäuschung stehen und schlenzt den Ball mit dem schwächeren Fuß überragend ins linke Eck, 2:0 Real (26.). Das Bernabeu steht Kopf und der FC Barcelona weiß gar nicht wohin. Ein ums andere Mal erobert der einmal mehr überragende Valverde den Ball gegen ungewohnt unsichere Katalanen und leitet Angriff um Angriff über die pfeilschnellen Brasilianer Vinicius und Rodrygo ein. Die Katalanen haben es zu diesem Zeitpunkt einzig und allein dem Gegner zu verdanken, dass es nicht noch höher in die Halbzeit geht. Fast stellen die Gäste kurz vor der Halbzeit sogar noch den Anschluss wieder her, Raphinha scheitert aber an der Latte (43.). Nach Wiederanpfiff sehen die Gastgeber überhaupt keine Notwendigkeit mehr hier noch irgendwas zu investieren und man lässt die Gäste spielen. Quasi ein Abziehbild von Halbzeit 1, nur das es mittlerweile 2:0 steht. Denkbar schlechte Vorzeichen für Barca gegen die Verwaltungskönige aus Madrid. Man kommt immer mal wieder zu Halbchancen durch Lewandowski oder Raphinha, wird allerdings nicht mehr zwingend. Erst 10 Minuten vor Schluss sind die Katalanen plötzlich wieder voll da, als Ferran einen mustergültigen Angriff über Pedri und Dembelé trocken ins linke Eck abschließt (80.). Real Madrid beeindruckt das allerdings in der Folge wenig, sodass man vereinzelt Konter fährt und sich aufs Verteidigen konzentriert. Das 2:1 bedeutet auch den Endstand und rückt die Kräfteverhältnisse in Spanien zurecht. Die stolzen Madrilenen revanchieren sich für das 0:4 im Vorjahr und bleiben ungeschlagener Tabellenführer. Barca dagegen muss erstmal wieder das Fernglas rausholen.