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Der erste Kader von Julian Nagelsmann als neuer Nationaltrainer ist endlich offiziell und hält direkt einige dicke Überraschungen bereit. Mit diesem Mut zum Risiko und gleichzeitig der Courage, auch vor unpopulären Entscheidungen nicht zurückzuschrecken, besitzt der 36-Jährige bereits eine Eigenschaft, die im Hinblick auf die anstehende Heim-EM den Erfolg zurück nach Deutschland bringen könnte. Ein Kurzkommentar zur ersten Kadernominierung Nagelsmanns.
Leistung vor Namen
Um es zu Beginn direkt ehrlich zu halten: Ich war nach der Ernennung des ehemaligen Bayern-Coachs zum neuen Bundestrainer nicht gerade der größte Fan dieser Entscheidung und hätte einen erfahreneren Kandidaten á la Louis van Gaal bevorzugt. Nagelsmann hat es allerdings trotz meiner Skepsis mit der heute veröffentlichten Kaderliste seit Langem wieder einmal geschafft, so etwas wie Euphorie im Land zu entfachen. Sein Mut zum Risiko, als Nationaltrainer auch mal unbequeme Entscheidungen zu treffen, ist eine Eigenschaft, die seinem gescheiterten Vorgänger Flick seit seinem Amtsantritt 2021 quasi völlig abging. Mit diesem Team weckt der 36-Jährige alte Tugenden wie Fleiß und Disziplin und berücksichtigt zudem endlich wieder einmal vollumfänglich das so wichtige Leistungsprinzip, das vor allem auf drei Kaderpositionen beim interessierten Beobachter so etwas wie Genugtuung schafft.
Nur so kann es gehen
Sinnbildlich steht für mich besonders das Kadercomeback von Mats Hummels nach über zwei Jahren, das der Dortmunder sich zweifelsfrei verdient hat und sofort wieder zum Führungsspieler innerhalb der Mannschaft aufsteigen dürfte. Mindestens genauso verdient wie erfrischend ist die Hinzunahme der beiden Neulinge Chris Führich (VfB Stuttgart) sowie Kevin Behrens (Union Berlin), die sich über Leistung im Verein angeboten haben und einem umsichtigen Bundestrainer quasi gar keine andere Wahl lassen, als sich die beiden Spätzünder (Behrens spielte vor fünf Jahren noch in der Regionalliga) näher anzusehen. Diese Maßnahme ist ein wichtiges Zeichen an jeden ambitionierten Fußballprofi in Deutschland, durch Leistung noch auf den EM-Zug aufspringen zu können.
„Mats ist ein Spieler mit sehr großer Erfahrung und exzellentem Spielaufbau“ ~Julian Nagelsmann über Rückkehrer Hummels
Nagelsmann greift durch
Genauso schnell wie es in die eine Richtung gehen kann, kann es allerdings auch in die andere gehen. Fragt mal nach bei Nico Schlotterbeck, Emre Can oder Karim Adeyemi, die in den letzten Wochen beim BVB längst nicht mehr zu überzeugen wussten und deshalb völlig verdienterweise zu Hause bleiben müssen. Möglicherweise eine von Nagelsmann ganz bewusst gewählte Maßnahme, dass schwankende Trio zu kitzeln und für eine massive Leistungssteigerung zu sorgen, die nicht nur dem DFB sondern auch dem BVB in den kommenden Monaten von Nutzen sein könnte. Das Signal ist mit Nagelsmanns erstem Knall eindeutig: Es kann sich jeder über leistungstechnische Konstanz empfehlen und auch für Adeyemi und Co. ist die Tür keinesfalls zu. Rat können sie sich suchen bei Thomas Müller, den der neue Nationaltrainer trotz persönlicher Differenzen in der Vergangenheit ebenfalls nominierte. Auch diese Entscheidung zeigt Größe und bedeutet vor allem eins: Unter diesem Bundestrainer scheint alles möglich.