Foto: Free Malaysia Today – https://creativecommons.org/licenses/by/4.0
Lesezeit: 3 Minuten
Der Vertragspoker zwischen Joshua Kimmich und den FC Bayern nimmt weiterhin kein Ende. Ein Angebot zur Vertragsverlängerung zog der deutsche Rekordmeister deshalb nun zurück. Eine Einordnung der komplizierten Verhandlungen.
Dass Joshua Kimmich sich weiterhin dagegen sträubt, das Vertragsangebot des FC Bayern anzunehmen, brachte das Fass bei den Vereinsbossen nun (vorerst) zum Überlaufen. Die Verantwortlichen zogen das hochdotierte Angebot an den 30-Jährigen deshalb zurück. Auch wenn eine Verlängerung damit weiterhin nicht völlig ausgeschlossen ist, sendet der deutsche Rekordmeister ein eindeutiges Signal an die Spielerseite: Entweder Kimmich bekennt sich vollumfänglich zum Verein oder er verlässt den Club im Sommer.
Die Entscheidung, das Angebot zurückzuziehen, gilt als Entschluss des mächtigen Aufsichtsrat um Uli Hoeneß und Karl-Heinz-Rummenigge. Obwohl Sportvorstand Max Eberl der Spielerseite in den Verhandlungen ursprünglich kein Ultimatum setzen wollte, übt der Verein nun proaktiv Druck auf die Spielerseite aus. Ein impulsiver Akt der Einflussnahme? Eher nicht, denn ein Blick in die Historie zeigt, das dieses Vorgehen beim deutschen Rekordmeister bei weitem kein einmaliges ist.
Kimmich und seine prominenten Vorgänger
Blickt man ein paar Jahre zurück, verfuhr der FC Bayern im Fall David Alaba mit einer ähnliche Strategie. Am Ende schloss sich der Österreicher ablösefrei Real Madrid an. Auch bei Michael Ballack setzten die Bosse vor mehr als einer Dekade auf ein Ultimatum, was ebenfalls in einem Abgang des damaligen DFB-Spielführers mündete. Im Fall Philipp Lahm war die selbe Taktik einst wiederum von Erfolg gekrönt. Der Anspruch des FC Bayern lag stets darin, aus einer Position der eigenen Stärke zu handeln.
Kimmich will, so heißt es in Insiderkreisen, bei einer derart wichtigen Entscheidung weiterhin nichts überstürzen. Mit 30 Jahren pokert er wohlmöglich um den letzten großen Vertrag seiner Karriere. Neben dem sportlichen Aspekt spielt natürlich auch der finanzielle Aspekt eine entscheidende Rolle. Trotz der monetären Zugeständnisse von Eberl und Co. wägt der Mittelfeldmann also weiterhin seine Optionen ab. Dafür setzt der in den Verhandlungen bislang völlig autark agierende Nationalspieler mittlerweile sogar auf externe Unterstützung.
Welche Rolle spielt Neppe?
Eine große Rolle im Vertragspoker zwischen Kimmich und dem FC Bayern spielt nämlich neuerdings auch Marco Neppe. Der ehemalige technische Direktor des deutschen Rekordmeisters gilt als enger Vertrauter und wichtiger Ratgeber in den Gesprächen. Dass nun Unruhe in die monatelang konstruktiven Vertragsgespräche einkehrt, könnte durchaus in Verbindung mit dieser Personalien stehen. Der 38-Jährige weiß als langjähriger Vertrauter von Ex-Sportvorstand Hassan Salihamidzic um etliche Interna und könnte jene Informationen nun gegen die Verantwortlichen verwenden.
Dass zuletzt zahlreiche Informationen wie die Ausstiegsklauseln von Stars wie Harry Kane, Dayot Upamecano oder Minjae Kim an die Öffentlichkeit gelangten, enthält ohne Zweifel einen faden Beigeschmack. Als Interessenvertreter der Spielerseite agiert der ehemalige Chefscout der Münchner mit harten Bandagen. Auch wenn nicht als gesichert gilt, dass Neppe für die aktuelle Interna-Flut verantwortlich ist, liegt eine Beteiligung des 38-Jährigen durchaus nahe.
Der vorzeitige Rückzug der Bayern-Bosse aus den Verhandlungen könnte somit durchaus eine Reaktion auf derartige Verdachtsmomente sein. Das Handeln des Vereins wirkt von Außen durchaus konsequent. Denn auch die Tatsache, dass Kimmich trotz seines Status als designierter Kapitän des Clubs sowie einer Gehaltserhöhung weiterhin nicht klar bekennt, gilt als entscheidender Faktor.
Sollte der 30-Jährige weiterhin mit einer Unterschrift zögern, könnte sich der deutsche Rekordmeister bereits in Kürze nach einem potenziellen Ersatz umschauen. Für Kimmich wieder hieße das im Umkehrschluss, dass die Option FC Bayern sich von selbst zerschlägt. Wie ernst es beiden Parteien mit einer weiteren Zusammenarbeit am Ende tatsächlich ist, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden.