Wer steigt ab? Favoritencheck #3

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Im Abstiegskampf geht es auch in diesem Jahr wieder heiß her und dass mit so vielen involvierten Mannschaften wie selten zuvor. Zwischen Platz 18 (Hertha BSC, 22 Punkte) Platz 14 (Hoffenheim, 29 Punkte) liegen lediglich sieben Punkte, was besonders die spezielle Dramaturgie in dieser Saison verdeutlicht. In dieser Ausgabe unseres Formats Favoritencheck blicken wir auf die Kellerkinder der Bundesliga und berücksichtigen alle relevanten Parameter wie die aktuelle Form, Restprogramm und wagen eine Prognose auf den Ausgang der jeweiligen Saison. Die Reihenfolge der einzelnen Teams richtet sich nach unserem prognostizierten Ausgang der aktuellen Spielzeit 2022/23.

Platz 14: VfB Stuttgart

Das wohl formstärkste Team der jeweiligen Abstiegskandidaten. Seit der Übernahme von Trainer Sebastian Hoeneß präsentiert sich der VfB wieder als leidenschaftliche Einheit und kämpft um jeden Punkt. Mit ihren grandiosen Fans im Rücken, die in einem so nervenaufreibenden Abstiegskampf wie diesem ohne Zweifel zu einer Art X-Faktor werden können, errang der VfB in Unterzahl ein 3:3 gegen Meisterschaftsanwärter Dortmund und besiegte am Wochenende auch Borussia Mönchengladbach. Ein weiterer Vorteil, neben der aufsteigenden Form sowie der mannschaftlichen Geschlossenheit, bildet sich in der Erfahrung der letzten Saison ab. Denn dort konnten die Stuttgarter sich am letzten Spieltag durch ein spätes 2:1 gegen den FC Köln in der Nachspielzeit noch vor der Relegation retten. In jedem Fall eine emotionale Wendung, die dem Team auch in diesem Jahr auftrieb geben könnte. Blickt man auf das Restprogramm der Schwaben, stellt sich dies mit zwei Duellen gegen die direkte Konkurrenz aus Berlin (31. Spieltag) und die TSG Hoffenheim (34. Spieltag) sowie Bonusspielen gegen die starken Leverkusener (32. Spieltag) und den 1. FSV Mainz 05 (33. Spieltag) als anspruchsvoll, aber machbar heraus. Schafft man es, gegen die Hertha zu punkten und aus den Spielen gegen beide Teams aus der oberen Tabellenhälfte einen Dreier mitzunehmen, läuft am letzten Spieltag alles auf ein direktes Duell gegen Ex-Trainer Pellegrino Matarazzo hinaus. Da der VfB die gefestigtere Mannschaft darstellt und wie bereits angesprochen die Cannstatter Kurve hinter sich weiß, wird dieser große Vorteil das Team am Ende zum Sieg tragen und dem Club mindestens ein weiteres Jahr Bundesligafußball einbringen. Prognose: Das Team von Cheftrainer Sebastian Hoeneß rettet sich am Ende relativ souverän und läuft auf Platz 14 ein.

Platz 15: TSG Hoffenheim

Die TSG und seine Fans machten in dieser Saison schon so einiges durch. Unter Trainer André Breitenreiter, im Sommer aus Zürich verpflichtet, startete Hoffenheim zu Beginn extrem stark in die Saison, ließ dann allerdings sukzessive nach und geriet durch eine heftige Sieglosserie in akute Abstiegsgefahr. Auch unter Nachfolger Pellegrino Matarazzo wollte sich der sportliche Erfolg zunächst nicht so so wirklich einstellen, was den zwischenzeitlichen Sturz auf einen direkten Abstiegsplatz für die Kraichgauer zur Folge hatte. Als auch der zweite Chefcoach der Saison schon mit dem Rücken zur Wand stand, landete die Mannschaft einen 3:1 Befreiungsschlag gegen Hertha BSC und konnte auch in der Folge drei weitere Spiele ungeschlagen bleiben. Seitdem ist die Form äußerst wechselhaft und die TSG konnte trotz aller spielerischen Klasse im Kader nicht dafür sorgen, sich bereits frühzeitig aller Abstiegssorgen zu entledigen. Im Saisonendspurt geht es dann mit den Teams aus Frankfurt, Wolfsburg, Union und Stuttgart ausschließlich noch gegen Vereine, für die es entweder im Rennen um Europa oder auch im Abstiegskampf noch um etwas geht. Nicht gerade die besten Vorzeichen für einen erfolgreichen Saisonausgang könnte man meinen, doch der TSG ist vor allem in Spielen gegen formschwache Frankfurter als auch gegen immer mal wieder wechselhafte Wölfe in jedem Fall etwas zuzutrauen. Trotz der bereits zuvor prognostizierten Niederlage gegen den VfB am letzten Spieltag wird Hoffenheim aufgrund seiner aktuellen Platzierung (Rang 14) mit Ach und Krach die Klasse halten. Auch wenn die Fans anders als bei den Konkurrenten aus Stuttgart oder Schalke im beschaulichen Städtchen nahe Sinsheim keine entscheidende Rolle spielen werden, definiert sich dieses Team über seine fußballerische Klasse und wird am Ende auf Platz 15 abschließen.

Platz 16: Schalke 04

Die Königsblauen aus Gelsenkirchen sind in dieser Rückrunde wohl eine der positivsten Erscheinungen der Fußball Bundesliga. Sah in der Hinrunde noch vieles nach dem zweiten sang- und klanglosen Abstieg in drei Jahren aus, hat sich seitdem vieles im Verein geändert. Die Installation von Trainer Thomas Reis, ein erneuerter Schulterschluss mit den Fans, überragende Personalentscheidungen als auch eine unerwartete Ungeschlagenserie haben dafür gesorgt, dass Schalke wieder mitmischt im Kampf um den Klassenerhalt. Vor einigen Monaten noch unmöglich, setzte S04 Anfang des Jahres zu einem überlebenswichtigen Zwischenspurt an und blieb ganze acht Spiele in Folge unbesiegt. Dabei kam man unter anderem zu einem überragenden Comeback gegen den BVB (2:2) oder wichtigen Big Points gegen den VfL Bochum (0:2). Das Team aus dem Ruhrpott zeigt sich trotzt zwischenzeitlicher Rückschläge immer wieder als Stehaufmännchen und bewies seine aufopferungsvolle Kämpfermentalität am vergangenen Samstag im Topspiel gegen Werder Bremen, als man durch Dominick Drexler erst in der Nachspielzeit zum vielumjubelten Siegtreffer kam. Die Szenen mit Spielern, die sich weinend vor den Fans in den Armen lagen, sind jetzt schon fast legendär. Trotz aller Emotionalität besitzt Königsblau das wohl schwerste Restprogramm aller Kellerkinder, was einen direkten Ligaverbleib deutlich erschweren könnte. Tritt man am kommenden Freitag in Mainz an, folgen mit einem weiteren Auswärtsspiel beim FC Bayern, einem Heimspiel gegen Europa-Aspirant Frankfurt und zu Saisonabschluss eine Fahrt nach Leipzig extrem schwierige Aufgaben, die S04 stark in die Bredouille bringen könnten. Punktet man nicht mindestens in einem, eher zwei, dieser Spiele dreifach, wird es extrem schwer mit dem direkten Ligaverbleib. Trotz dieser ohne Frage verzwickten Ausgangssituation ist dem Team auch in dieser Lage etwas zuzutrauen. Ein Sieg in Mainz ist realistisch und auch gegen Eintracht Frankfurt ist zu Hause in der Veltins Arena alles möglich. Schalke wird kämpfen bis zum Umfallen und sich so trotz aller Chancenlosigkeit gegen die Bayern und Leipzig in die Relegation retten.

Platz 17: VfL Bochum

Auch der VfL Bochum hat in dieser Saison ein Wechselbad der Gefühle hinter sich. Zu Saisonbeginn mit dem heutigen Schalke Trainer Thomas Reis gestartet, schien man schnell resigniert und bereitete sich innerlich schon auf den bitteren Gang in Liga Zwei vor. Doch nach der Übernahme von Thomas Letsch schaffte es der Verein von der Castroper Straße nicht nur, die ersten vier Heimspiele in Folge ungeschlagen zu bleiben, sondern stellte ähnlich wie Konkurrent Schalke denn Anschluss zur Konkurrenz Stück für Stück wieder her. Ähnlich wie Stuttgart oder S04 besitzt auch Bochum leidenschaftliche Fans, die ebenso zum Trumpf im äußerst engen Abstiegskampf werden könnten. Das Restprogramm des Teams aus dem Ruhrpott hält mit Gladbach, Augsburg, Hertha und Leverkusen einen recht ausgeglichene Mischung bereit, die für das Team in viele unterschiedliche Richtungen ausgehen könnten. Weil sich der VfL aber vor allem auswärts in dieser Saison schon oft harmlos zeigte, wird sowohl in Gladbach als auch am letzten Spieltag gegen Leverkusener, für die es noch um den Einzug in die UEFA Champions League gehen könnte, wenig zu holen sein. Dass auch der Abstiegsknaller gegen die Hertha auswärts stattfindet, kommt den Bochumern dabei nicht gerade gelegen und wird wohl über den Ausgang dieser Saison entscheiden. Gewinnt das Team von Trainer Letsch hier, ist wohl die Relegation drin, verliert man, scheint der direkte Abstieg nach zwei Jahren Bundesliga mit Blick auf das Restprogramm besiegelt. Mit den Bochumern werden aufgrund der großen Anspannung in der finalen Saisonphase die Nerven durchgehen und so den Gang in Liga 2 besiegelt.

Platz 18: Hertha BSC

Im Endspurt um den Klassenerhalt findet sich die Hertha aktuell auf Platz 18 wieder und hat im Vergleich zur Konkurrenz die mit Abstand schlechtesten Chancen auf den Ligaverbleib. Unter Ex-Trainer Sandro Schwarz, als auch unter Rückkehrer Pál Dárdai zeigten sich die Hauptstädter in dieser Saison oft erschreckend schwach, obwohl das Potential im Team mit einigen Investitionen ohne Zweifel grundsätzlich definitiv vorhanden wäre. Zu viel läuft schief in diesem Verein und die klaffende Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit spiegelt sich natürlich dementsprechend auch im sportlichen Bereich wieder (Stichwort Big City Club). Im Schlussspurt hält die Hertha mit direkten Duellen gegen Stuttgart und Bochum zwar gewisse Trümpfe in der eigenen Hand, spielt aber zusätzlich noch gegen den 1. FC Köln und den VfL Wolfsburg. Es gibt also leichtere Aufgaben. Zudem bewies das Team mit Ausnahme des Spiels gegen den FC Bayern vergangenen Sonntag in den letzten Wochen und Monaten zu selten seine Eignung für diese Liga und wird auch deshalb in den letzten Spielen nicht mehr viel ausrichten können. Teams wie Bochum oder der Stuttgart wollen es einfach mehr und werden den Herthanern in direkten Duellen die Grenzen aufzeigen. Berlin wird keines der letzten vier Spiele gewinnen und in Folge dessen ebenfalls den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten müssen.

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