Erik ten Hag – https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ Foto: Кирилл Венедиктов
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Nach etwas mehr als zwei Jahren und genauso vielen Titeln ist Erik ten Hag bei Manchester United inzwischen wieder Geschichte. Insbesondere mit seinem Personalmanagement sowie seinen öffentlich oftmals fragwürdigen Ausführungen machte sich der Niederländer in dieser Zeit nur wenige Freunde. Sein Engagement bei den Red Devils wird so als Misserfolg in die Vereinsgeschichte eingehen.
Im roten Teil Manchesters stehen die Zeichen wieder einmal auf Neuanfang. Nachdem der Niederländer Erik ten Hag nach etwas mehr als zwei Jahren im Amt bereits die durchschnittliche Verweildauer eines United-Trainers überschritt, ist er nun dennoch seinen Job los. Der Grund: Anhaltender sportlicher Misserfolg. Der 54-Jährige schaffte es einfach nicht, die nötige Konstanz zu gewährleisten.
In seinem ersten Jahr im Verein gingen die beiden Parteien bereits durch so einige Höhen und Tiefen. Einem desaströsen Saisonstart folgte das Zerwürfnis mit Superstar Cristiano Ronaldo. Der erste große Fehler des kantigen Niederländers inklusive Trennung zur Winterpause endete am Saisonende mit Platz drei in der Liga. Die Champions League Qualifikation sowie der Triumph im Ligapokal wurde von den Vereinsbossen allerdings als großer Erfolg gewertet. Trotz atmosphärischer Spannungen saß ten Hag zu diesem Zeitpunkt also fest im Sattel. Dennoch nahm er bereits eine Hypothek mit in seine zweite Saison.
Dunkle Wolken über ten Hag
Und in dieser offenbarte sich vieles davon, was sich im ersten Jahr von einer grundsätzlich vorhandenen Spielidee noch zeitweise kaschieren ließ. Innerhalb des Teams stimmte es hinten und vorne nicht und auch die Reibereien ten Hags mit Startspielern setzten sich konsequent fort. Das neueste Opfer: Jadon Sancho. Der 54-Jährige überwarf sich öffentlich mit seinem Schützling und sortierte den englischen Superstar rigoros aus. Eine Maßnahme, die innerhalb des Teams auf Unverständnis stieß. Doch auch das kümmerte den ehemaligen Ajax-Coach nur wenig.
Auch wenn diese Saison oberflächlich gesehen mit dem Titel im FA Cup gegen Stadtrivale Manchester City versöhnlich endete, wurde immer wieder intensiv über eine Entlassung des Niederländers spekuliert. In der Liga landete man am Ende auf Platz 8 – Das schlechteste Abschneiden seit Gründung der Premier League im Jahr 1992. Die neuen Anteilseigner von INEOS waren nun gefragt. Doch auch nach einer eingehenden Analyse stand fest: ten Hag darf bleiben.
Wie man an sich selbst scheitert
Obwohl dem Niederländer mit Leny Yoro (62 Millionen), Mathijs de Ligt (45 Millionen) oder auch Joshua Zirkzee (42,5 Millionen) in der vergangenen Transferphase absolute Wunschspieler zur Verfügung gestellt wurden, stellten sich die Resultate auch weiterhin nicht ein. Der Cheftrainer verstrickte sich besonders neben dem Platz immer mehr in verworrene Theorien und wartete immer häufiger mit halbgaren Ausflüchten auf.
In Medienrunden folgten so immer widersprüchliche Aussagen. In der sportlich schlechtesten Phase des Teams prahlte der 54-Jährige plötzlich mit einer soliden Defensivleistung. Drei Partien ohne Gegentor waren ten Hags fragwürdiges Faustpfand. Wenige Wochen später entschied sich der Niederländer kurzerhand dazu, ein 0:3 gegen Tottenham aufgrund eines diskutablen Platzverweises mal eben aus der Wertung zu nehmen. Wo der Trainer im Nachhinein nach Ausreden suchte, wurde auch im Vorhinein nicht geliefert.
Von einem klaren taktischen Plan, wie ten Hag ihn zu seiner Zeit bei Ajax Amsterdam noch hatte, war in den vergangenen Monaten nur noch selten etwas zu sehen. Eine klare Struktur ging seiner Spielidee auf dem Platz zu häufig ab. Das Markenzeichen der Red Devils war mehr als alles andere die Inkonstanz.
Auch die einstigen Leistungsträger performen nicht. Ein fünfmaliger Chmapions-League-Sieger Casemiro steht seit Monaten völlig neben sich, Kapitän Bruno Fernandes ist nur noch dem Schein nach ein Führungssspieler und auch teure Missverständnisse wie Anthony (95 Millionen/ Ajax Amsterdam) spielen bereits seit geraumer Zeit nur noch eine untergeordnete Rolle. Nachdem die Red Devils dann auch gegen West Ham mit 1:2 unterlagen, war ten Hags Schicksal besiegelt: Nach mehr als zwei Jahren im Verein war Schluss.
Eine neue Ära steht bevor
Die Gründe für das Scheitern ten Hags vielfältig: Mangelhafte Menschenführung, eine ausbleibende sportliche Entwicklung sowie ein mangelndes Feingefühl für ein Umfeld wie das von United. Der einstige Lehrling von Pep Guardiola vermochte es rund um das anspruchsvolle Old Trafford einfach nicht, die vielen Skeptiker von Zweiflern zu Gläubigen zu machen (Zitat: Jürgen Klopp).
So also bricht im roten Teil Manchesters wieder einmal eine neue Ära an. Der Portugiese Ruben Amorim, eine der heißesten Traineraktien Europas, soll das retten, was auch in dieser Saison bereits nicht mehr zu retten scheint. Während der Portugiese Mitte November von Interimscoach Ruud van Nistelrooy übernehmen soll, rangieren die Red Devils in der Premier League auf einem enttäuschenden 13. Platz.