Kylian Mbappé – https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/ Foto: Кирилл Венедиктов
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Kylian Mbappé ist nun auch offiziell neuer Spieler von Real Madrid. Was sich lange anbahnte und über Jahre hinweg zog wie eine schlechte Soap Opera, ist nun (endlich) Realität. Ein Kommentar zum Wechsel des vielleicht besten Fußballers unserer Zeit.
Ein neuer Star
Der neue Star am königlichen Firmament, er hat (zu) lange auf sich warten lassen. Nicht zuletzt Präsident Florentino Pérez, der als sein größter Befürworter galt, stellte Mbappé bezüglich seines Geduldsfadens enorm auf die Probe. 2017 konnte er, entschied sich aber anders, 2021 wollte er, durfte aber nicht und 2022 durfte er, wollte aber nicht. Es war eine langwierige Chronologie, die mehr einer nervtötenden „Never ending story“ glich, die ausschließlich aufgrund ihrer unzähligen Wendungen aufrecht erhalten wurde.
Nun, im Jahr 2024, ist es endlich soweit. In einem standesgemäßen „Comunciado oficial“ beendete Real Madrid das Kaspertheater nun und gab den 25-Jährigen als neuen Spieler des Clubs bekannt. Eine zugegebenermaßen recht nüchterne Ankündigung für einen Transfer, der sich als die größte Errungenschaft der jüngeren Vergangenheit darstell. Aber in Madrid wussten sie noch immer was sie tun.
„Es war eine langwierige Chronologie, die mehr einer nervtötenden „Never ending story“ glich, die ausschließlich aufgrund ihrer unzähligen Wendungen aufrecht erhalten wurde.“
Ein Traum geht in Erfüllung
Dass für den Weltmeister von 2018 mit dem Wechsel an die Concha Espina ein Traum in Erfüllung geht, den er für zweifelhafte Motive wie Geld ein paar Jahre nach hinten verschob, gab Mbappé nicht zuletzt auf der jüngsten Nationalmannschafts-PK freudestrahlend zu Protokoll. Dass einem jungen Charakter wie ihm unter dem gewaltsamen Druck von Staatsoberhäuptern wie denen aus Frankreich oder des Emir aus Katar eine falsche Entscheidung verziehen werden darf, übrigens ebenso.
Dennoch kommt Mbappé mit einer Hypothek nach Madrid, derer er sich besonders unter den kritischen Augen der Madridistas erstmal entledigen muss. Die Euphorie ist ob seiner Ankunft zwar auch im Jahr 2024 groß, dennoch herrscht eine gewisse Grundskepsis vor, die eben seiner Entscheidungsfindung der Vergangenheit Rechnung trägt. Die Beziehung zwischen ihm und seinem Herzensverein, sie ist vorbelastet, aber reparabel.
„Die Euphorie ist zwar auch im Jahr 2024 groß, dennoch herrscht eine gewisse Grundskepsis vor, die eben seiner Entscheidungsfindung der Vergangenheit Rechnung trägt.“
Personelle Folgen
Bei Real, wo die sehr harmonisch wirkende Kabine wie ein perfekt ausbalanciertes Kollektiv scheint, wird es darauf ankommen, das vorhandene Personal trotzdem so effektiv wie möglich unter einen Hut zu bekommen. Denn auch beim „Friendship FC“, wie die Königlichen im höhnischen Fußballkosmos öfter mal bezeichnet werden, gibt es Befindlichkeiten und Egos. Mbappé wird zwar kein Charakter sein, der diese Kabine spaltet, aber eben einer, der eine Hauptrolle auf dem Spielfeld für sich beansprucht.
Ganz konkret in den Kopf kommen da ein Rodrygo oder auch Eduardo Camavinga, die derzeit das schwächste und austauschbarste Glied in Reals Hierarchie verkörpern. Wie geht Ancelotti, ein Meister der Menschenführung, mit unzufriedenen Charakteren um, die nach mehr Spielzeit gieren? Eine Lösung wird der grantige Italiener ohnehin finden, dennoch lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt definitiv die These in den Raum werfen, ob mit der Ankunft von Supertalent Endrick und „Supersubs“ wie Brahim Diaz oder ebenjener Camavinga nicht zu viele Akteure mit Startelfambitionen im Augebot stehen.
„Mbappé wird zwar kein Charakter sein, der diese Kabine spaltet, aber eben einer, der eine Hauptrolle auf dem Spielfeld für sich beansprucht.“
Alles spricht für den Erfolg
Trotz der grundsätzlich klaren Bedenken, die sich genauso schnell als haltlose Hirngespinste entpuppen können, wenn Mbappé, Vinicius Junior und Co. ihren ersten Grillabend bei Eduardo Camavinga feiern, ist Reals Harmonie in den letzten Jahren immer eine unverändertere Konstante gewesen. Auch bei der Ankunft des Franzosen wird sich Reals sportliche Führung ihre Gedanken gemacht haben.
Egal ob ein Mbappé, der stets sportliche Priorität genoss, als Wunschspieler oder nur als ein weiterer Kaderspieler in Spaniens Hauptstadt aufgeschlagen wäre, in Madrid haben sie noch jeden rechtzeitig eingenordet, wenn er vom Kurs des Teams abkam. Auch wenn die Notwendigkeit dafür im Falle eines Kindes, das Jahre später seinen Traum wahr machen durfte, nicht unbedingt gegeben zu sein scheint.