Zurück zum Mainzer Weg

Logo Mainz 05 – https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Foto: 23-03 

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Mainz 05 hat sich am letzten Spieltag also tatsächlich noch zum Klassenerhalt gerettet. Dass das möglich wurde, haben sie am Bruchweg der Rückkehr zum Mainzer Weg zu verdanken, der schlussendlich den Glaube und den Zusammenhalt zurückbrachte. Ein Kommentar zur Saison und ein Ausblick in die Zukunft.

Ein Start zum Vergessen

Die Saison 23/24, sie hatte so begonnen, wie die alte aufgehört hatte: Bedenklich. Erfolgstrainer Bo Svensson und sein Kollektiv begannen die neue Spielzeit mit fragwürdigen spielerischen Auftritten, die abgesehen vom 1:1 gegen Eintracht Frankfurt am 2. Spieltag, einem sportlichen Offenbarungseid glichen. Schon im Spätsommer 2023 kamen erstmals unangenehme Fragen auf: Erreichte der Däne sein Team etwa nicht mehr, hatte sich die Energie des Trainers und seine Ansprache an das Team abgenutzt?

Diese Frage lies sich spätestens Anfang November durch den Rücktritt des stoischen Dänen mit „Ja“ beantworten. Der Zeitpunkt der Trennung wurde von vielen, die nah am Verein dran waren, als bereits deutlich zu spät angesehen. Denn die sportliche Negativentwicklung nahm bereits zum Ende des Jahres 2022 ihren Lauf, wurde durch eine überragende Rückserie nur kaschiert.

„Erfolgstrainer Bo Svensson und sein Kollektiv begannen die neue Spielzeit mit fragwürdigen spielerischen Auftritten, die einem sportlichen Offenbarungseid glichen.“

Aufholjagd geht Bo!

Die Folge also: Svensson nahm seinen Hut und machte den Weg frei für Nachfolger Jan Siewert, der zwar sein erstes Spiel mit 2:0 gegen RB Leipzig gewinnen sollte, allerdings in den nächsten Monaten auch nicht den Erfolg nach Mainz zurückzubringen vermochte. Was folgte, war seine Entlassung Mitte Februar samt Blick in den Abgrund und die gleichzeitige Inthronisierung der dänischen Reinkarnation von Jürgen Klopp: Bo Henriksen.

Ein weiterer Bo war also nun mit dem klaren Auftrag an den Bruchweg gekommen, die Nullfünfer vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit zu bewahren. Parallelen zu Namensvetter Svensson wurden schnell ersichtlich, denn auch er war 2021 mit dem Ziel nach Mainz gekommen, den Verein vor dem Abstieg zu bewahren.

„Parallelen zu Namensvetter Svensson wurden schnell ersichtlich, denn auch er war 2021 mit dem Ziel nach Mainz gekommen, den Verein vor dem Abstieg zu bewahren.“

Energiebündel außer Kontrolle

Rund drei Monate später eint die beiden Bos auch eine weitere Errungenschaft: Der nicht mehr für möglich gehaltene Klassenerhalt. Dass die Rheinhessen dies möglich machen konnten, lag besonders am fleischgewordenen Duracell-Hasen von der Seitenlinie, seiner unbändigen Überzeugung sowie seiner beeindruckenden Gewinnermentalität, die auch Neuzugänge wie Nadiem Amiri unfassbar schnell aufsaugen und umsetzen konnten.

Die gesamte Mannschaft wurde in Rekordtempo in den Bann eines Energiebündels gezogen, das von Außen oft ein wenig Drüber wirkt, sich vor dem Spiel gerne mal dazu entscheidet, in die eigene Kurve zu sprinten und mit geballten Fäusten den eigenen Fans einzuheizen. Henriksen ist ein Unikat, das durch loses Mundwerk glänzt (so bezeichnete sich der 49-Jährige auf seiner Antritts-PK gleich mal als „Old Bastard“), aber auch liefert, wenn es darauf ankommt. Die Chemie mit seinem Team, sie stimmt einfach.

Zurück zum Glück

Sollten die Mainzer nun auch noch Leistungsträger wie Amiri, der bereits bis 2028 verlängerte, Gruda oder van den Berg halten können, stehen den 05ern viele Türen offen. Zum sportlichem Erfolg, aber auch zur Rückkehr der Mainzer Tugenden, die einst ein gewisser Jürgen Klopp im Verein etablierte und salonfähig machte.

Genau diese Tugenden sind es, die Henriksen und Co. rund 16 Jahre nach dem Abschied der wohl größten Vereinslegende wieder aufleben lassen und in allen Ehren halten. Beschreitet Mainz 05 diesen Weg konstant weiter, wird diese Mannschaft auch in sich den Weg nach oben als logische Folge der eigenen Konstanz beschreiten und die Fans wieder von erfolgreicheren Zeiten träumen lassen. Vielleicht singen sie Mainz dann auch irgendwann erneut vom Europapokal.

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