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Mit dem Abschied von Marco Reus verliert Borussia Dortmund eine Vereinslegende, die über 12 Jahre lang für diesen Verein lebte. Trotz seiner unbestrittenen Errungenschaften rund um den BVB wird diesem überragenden Individualisten doch immer ein Makel anhaften: Der des Unvollendeten. Wir wollen anlässlich Reus´ Abschied heute einmal zurückblicken auf ihn und sein Wirken im Ruhrpott.
Über Gladbach zurück nach Hause
So richtig auf ging der Stern des jungen Marco Reus einst bei Borussia Mönchengladbach. Der dramatischen Rettung in der Relegation 2011 gegen den VfL Bochum ließen er und Teamkollegen wie Mike Hanke oder Juan Arango im Folgejahr sogar die Qualifikation für die UEFA Champions League folgen. Rund um Reus, Trainer Lucien Favre und Co. entstand im Borussia Park schnell eine Art Heldenkult, brachten die Verantwortlichen im Zuge dieses nicht für möglich gehaltenen sportlichen Aufschwungs doch den Glanz alter Tage zurück in den Borussia Park. Schnell wurde der heute 34-Jährige auch von der nationalen wie internationalen Konkurrenz als Hochtalentierter identifiziert, den alle in ihren Reihen wissen wollten. Den Zuschlag erhielten zu dieser Zeit der deutsche Meister Borussia Dortmund und Trainer Jürgen Klopp, was für Reus eine Rückkehr in seine Geburtsstadt bedeutete. Ein Ort, an dem der talentierte Blondschopf nach seiner einstigen Ausmusterung im Jugendbereich noch nicht fertig war.
„Rund um Reus, Trainer Favre und Co. entstand im Borussia Park schnell eine Art Heldenkult, brachten die Verantwortlichen im Zuge dieses nicht für möglich gehaltenen sportlichen Aufschwungs doch den Glanz alter Tage zurück in den Borussia Park.“
Höhen und Tiefen
In Dortmund wollte Reus, der von nun an unter anderem mit Kumpel Mario Götze zusammenspielte, eine neue Ära prägen. Nach deren erstem gemeinsamen Jahr, in dem sie zwar keinen Titel erringen, aber unter anderem 2013 ins berüchtigte Finale von Wembley gegen den FC Bayern einziehen konnten (1:2), fand die neu entstandene Traumkombination allerdings ein jähes Ende: Rohdiamant Götze wechselte für 36 Millionen Euro zum FC Bayern München. Reus allerdings entschied sich am Ende stets für einen Verbleib beim BVB und das, obwohl er sich der ständigen Versuchung eines Wechsels zu einem internationalen Topclub ausgesetzt sah. Interesse von Real Madrid, dem FC Barcelona oder Manchester United war zu dieser Zeit längst kein Ammenmärchen mehr für den inzwischen zum Weltstar gereiften Rechtsfuß, das fernab der Realität lag.
„Reus allerdings entschied sich am Ende stets für einen Verbleib beim BVB und das, obwohl er sich der ständigen Versuchung eines Wechsels zu einem internationalen Topclub ausgesetzt sah.“
Ein Makel bleibt
Trotz seines Heldenstatus im Club aufgrund seiner gelebten Identifikation mit dem Verein, seinen Fans und der Region erhielt man immer mehr den Eindruck, dass der gebürtige Dortmunder einen gewissen Makel an seiner Karriere einfach nicht wettzumachen vermochte. Außer zweier Triumphe im DFB-Pokal (2017 & 2021) konnte das Borussia-Urgestein nämlich nie einen großen Titel erringen. In unglaublicher Regelmäßigkeit scheiterte sein Club entweder kurz vor dem Ziel oder er verletzte sich vor großen Triumphen wie dem WM Titel 2014, als Reus eine schwere Verletzung im letzten Testspiel an einer Teilnahme in Brasilien hinderte. Der Fluch des Unvollendeten wurde auch in den Medien zu einem immer öfter zitierten Mythos eines Mannes, der immer alles für den Erfolg gab.
„Trotz seines Heldenstatus im Club aufgrund seiner gelebten Identifikation mit dem Verein, seinen Fans und der Region erhielt man immer mehr den Eindruck, dass der gebürtige Dortmunder einen gewissen Makel an seiner Karriere einfach nicht wettzumachen vermochte.“
Den BVB im Herzen
Trauriger Höhepunkt dieser tragischen Chronologie war ohne Zweifel die verpasste Meisterschaft im vergangenen Jahr am letzten Spieltag gegen Mainz 05 (2:2), als Reus und Co. im Anschluss in Tränen aufgelöst und von ihren Emotionen übermannt von der Gelben Wand aufgerichtet werden mussten. In dieser Saison, es wurden immer mehr Gerüchte um unüberbrückbare Differenzen mit Trainer Edin Terzić laut, erhielt der ehemalige Kapitän immer weniger Spielzeit. Dieser Umstand und Reus fortgeschrittenes Alter sowie dessen Verletzungsanfälligkeit führten in der Folge zum Abschied von seinem Herzensclub nach 12 Jahren am Saisonende. Nun geht der Unvollendete als Mann des Volkes und nimmt Abschied von einem Verein, dem er mehr als sein halbes Leben widmete.