Cristiano Ronaldo – Ein Kommentar

Geblieben ist er also, der für mich beste Fußballer aller Zeiten. Nimmt man diesen Satz und separiert ihn von den aktuellen Geschehnissen, ist das eigentlich ein Grund zum Feiern. Allerdings gestaltet sich dieser Tage bei Manchester United alles etwas anders als es unter normalen Umständen der Fall wäre. Zu Beginn der Vorbereitung wurde öffentlich, dass Ronaldo die Red Devils, zu denen er erst vor einem Jahr zurückgekehrt war, verlassen und weiterhin Champions League Fußball spielen will. Soweit verständlich, allerdings fand sich kein Abnehmer und der Portugiese musste vorerst bleiben. Auch deshalb startete er beim miserablen 0:4 gegen den FC Brentford und wurde in der Folge sofort als der Buhmann und die Unruhe stiftendene Symbolfigur für den sportlichen Misserfolg identifiziert. Auch die Gerüchte um einen Wechsel rissen nicht ab, was seinem Standing innerhalb der Mannschaft wohl nicht sonderlich zu Gute kam. Als ten Hag dann auch noch die Entscheidung traf, gegen den FC Liverpool auf seinen Superstar zu verzichten und das Spiel auf überzeugende Weise gewonnen wurde, war das Schicksal von CR7 bis auf Weiteres vorgezeichnet. Auch die mittlerweile seit vier Spielen andauernde Siegesserie inklusive Heimsieg gegen den Tabellenführer FC Arsenal war der ganzen Dynamik mehr als zuträglich, zu gut läuft es aktuell ohne ihn. Ronaldo auf Dauer nur noch Reservist, eine Randfigur in einer funktionierenden Mannschaft? Definitiv nicht sein eigener Anspruch und auch abseits davon schwer vorstellbar, aber doch möglicherweise bald dauerhaft Realität. Nun stellt sich die Frage, wie das passieren konnte und ob die Zeit von C Air 7 auf europäischem Spitzenniveau bald ablaufen könnte, immerhin ist der fünffache Weltfußballer auch schon 37 Jahre alt. Trotz allen Wechsegerüchten blieb er, wenn auch mangels Alternativen, in Manchester. Die andere, wenn auch unwahrscheinliche Option ist, dass sein Abwanderungswille doch nur eine von den Medien inszenierte Geschichte ist. Man weiß es nicht, Ronaldo selbst will ja erst in nächster Zeit in einem Interview über alles sprechen.

Ronaldo nach wie vor mit großem Einfluss im Weltfußball

Als er im letzten Jahr am Deadline Day nach Manchester zurückkehrte, war der Hype riesengroß. Ein kurz zuvor im Raum stehender Wechsel zu Manchester City hinterließ einen gewissen Beigeschmack, der aufgrund seiner Tore aber schnell wieder vergessen wurde. Ronaldo war auch nach eigenem Anspruch sofort der Leader in einem mit teureren Transfers aufgewerteten Team. Solange, bis Solskjaer, die treibende Kraft hinter seinem Wechsel von Juventus Turin zurück in sein altes Wohnzimmer, entlassen und durch Taktikprofessor Ralf Rangnick ersetzt wurde. Seitdem hat Ronaldo bei seinen Vorgesetzten einen schwierigen Strand. Unter seinem letzten und dem jetzigen Trainer vor allem wegen seiner taktischen Limitation, denn dieser Spieler bringt eindeutig andere Stärken auf den Platz, als Gegenpressing in Perfektion zu spielen und aggressiv nach vorne zu verteidigen. Tugenden, die im modernen Fußball mittlerweile vorausgesetzt werden, die ein fünffacher Weltfußballer zuvor allerdings nur selten einbringen musste, da das Spiel seiner Teams immer auf ihn zugeschnitten war. So auch zu Saisonbeginn 21/22 in Manchester, Ronaldo war also in der nächsten Wohlfühloase angekommen. Das passte Pressingfetischist Rangnick als Nachfolger von Ole Gunnar Solskjær ganz und gar nicht, weshalb er Ronaldo immer öfter auf die Bank setzte, ihn im vergangenen Winter sogar verkaufen wollte. Und als dieser aufgrund eines enttäuschenden Saisonabschlusses wieder weg war, kam mit ten Hag auf die Empfehlung seines Vorgängers gleich der nächste Pressingfanatiker. Schlecht für Ronaldo, der bereits die Vorbereitung verpasste, gut für Uniteds Ansatz zukünftig modernen Angriffsfußball zu spielen. Seitdem hängt CR7 also in der Luft, zwischen seiner Liebe zu dem Verein bei dem er zum Weltstar aufstieg und dem Wunsch auch zukünftig auf allerhöchstem Level Fußball zu spielen.

Das ein Spieler seines Kalibers auch auf die ganz großen im Weltfußball nach wie vor einen riesen Einfluss hat, wenn auch indirekt, zeigte sich erst vor wenigen Tagen bei der Entlassung von Thomas Tuchel als Trainer des FC Chelsea. Denn wie im Nachhinein bekannt wurde, wollte der neue Eigentümer des Vereins Ronaldo unbedingt zu seinem Antrittstransfer machen, was der deutsche Coach komplett ablehnte. Starallüren passten nicht ins Konzept von Tuchel, was der Klubboss, Geschäftsmann durch und durch natürlich anders sah. Es gab erste Risse zwischen den beiden und da der ehemalige Mainzer sowieso nicht Boehlys Wunschtrainer war, ist Ronaldo nur ein weiterer Faktor, der dass Fass zum überlaufen brachte. Das ich diese Entlassung als bösen Fehler einstufe, steht auf einem anderen Blatt und wird in einem anderen Beitrag thematisiert werden. Dennoch unterstreicht allein diese Geschichte den riesigen Impact, den ein Ronaldo mit seiner Omnipräsenz nach wie vor ausübt. Das ist nicht nur in Manchester oder bei Chelsea so, in Madrid spricht man beispielsweise heute noch täglich über die größte Vereinslegende, die dieser Club je gesehen hat.

Eigener Anspruch kontra Teamgedanke

Allein der angesprochene Punkt, dass Ronaldo die Vorbereitung samt Tour sausen lies, stellt seine über viele Jahre hinweg zu Recht gelobte Professionalität in Frage und lässt ihn in einem neuen Licht dastehen. Auch wenn man sich individuell fit hält, kann das Einzeltraining keine Spielpraxis sowie vollwertige Trainingseinheiten mit Wettkampfcharakter ersetzten. Auch Trainer ten Hag merkte das in der jüngeren Vergangenheit bereits des Öfteren an. Untypisch für Ronaldo, passt aber ins Bild. Der abwanderungswillige Portugiese wollte einen Wechsel provozieren, sitzt aber nun vorerst als Reservist in Manchester fest. So sehr ich diesen Spieler schätze, die Suppe hat er sich durch sein Verhalten sowie seine Außendarstellung selbst eingebrockt. Auch wenn ich der festen Überzeugung bin, dass bei weitem nicht alles stimmt, was in den Medien teils auch aus unseriösen Quellen behauptet wird, denn Cristiano wirkt beim Aufwärmen, sowie der Unterstützung der Mannschaft während des Spiels nach wie vor integriert. Auch wenn er natürlich am liebsten von Beginn an spielen würde und das am besten jedes Spiel.

Ronaldo sollte versuchen, sich mindestens bis in die Winterpause in den Dienst der Mannschaft zu stellen und einen für ihn komplett neuen Wettbewerb als weitere Herausforderung in seiner Karriere zu begreifen. Ein schmollender Cristiano auf der Ersatzbank wird seinem eigenen Vermächtnis nicht gerecht und ich bin sicher, das dies auch kein Dauerzustand sein wird. Dieser Spieler ist nicht nur für mich, sondern auch für viele andere Menschen auf dieser Welt ein riesiges Vorbild, weshalb er sich einfach am Riemen reißen muss. Wenn er das tut, wird auch die Spielzeit und der persönliche Erfolg zurückkehren. Dafür ist er zu sehr Profi und doch noch zu gut. Es wird für ihn darauf ankommen, sich wieder komplett in die Mannschaft und deren Abläufe einzufinden und mehr zum Teamplayer zu werden. Sich die Gunst der Teamkollegen wieder zu erarbeiten ist am besten durch Tore und eine durchweg positive Körpersprache zu gewährleisten, ob er jetzt nun selbst spielt oder nicht. Eigener Anspruch hin oder her, er ist in diesem Moment bei diesem Verein und muss auf seine alten Tage auch hier nochmal eine neue Tugend in sein unermesslich großes Repertoire aufnehmen. Auch das zeichnet Weltklassespieler aus: Der ewige Wille zu lernen und neue Herausforderungen anzunehmen. Wenn dieser Spieler in seinem Leben für ein Attribut bekannt ist, dann für seinen unerschütterlichen Ehrgeiz. Oder wie ein bekannter Deutsch Rapper so schön sagen würde: Sei nicht besser als der Rest sondern besser als du selbst.

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