Lesezeit: 5 Minuten
Da waren es nur noch Vier. Nachdem die Runde der letzten Acht gespielt ist, haben wir nun unsere Halbfinalisten gefunden und stehen in der Vorschlussrunde zum Finale in Istanbul. In diesem Zuge lohnt es sich, einmal auf die verbliebenen Mannschaften und deren aktuellen Titelchancen zu blicken. Wir nehmen dabei Rücksicht auf diverse Parameter wie die jeweiligen Kontrahenten im Halbfinale, die aktuelle Form, Erfahrungswerte in diesem Wettbewerb sowie einen Touch persönliche Einschätzung. Wir laden euch gerne dazu ein, in den Kommentaren mitzudiskutieren und uns euren ganz persönlichen Favoriten zu nennen. Möge die Diskussion beginnen!
Manchester City
Der wohl größte Favorit der diesjährigen Champions League Kampagne. Wie so oft in den letzten Jahren kann sich der Scheichclub aus Manchester eigentlich auch diesmal wieder nur selbst schlagen. Zu groß ist die Qualität im Kader der Skyblues, als dass man diese Mannschaft nicht zum uneingeschränkten Topfavoriten erklären müsste. Die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola, die auch in diesem Jahr wieder voll im Rennen um alle großen Titel ist, scheint pünktlich zur heißen Saisonphase in Topform. Spätestens nach dem überzeugenden Weiterkommen gegen den FC Bayern, ist mit dieser Mannschaft wieder einmal zu rechnen. Vor allem Toptorjäger Erling Haaland, vor der Saison aus Dortmund gekommen, gilt als X-Faktor im Spiel der Cityzens, der dieses Team nur noch unberechenbarer macht. Dass de Bruyne, Bernardo Silva, Ederson und Co. schon seit Jahren aufgrund ihrer Eingespieltheit nahezu dauerhaft dazu fähig sind, ihre beste Form abzurufen, ist dabei auch keine Breaking News mehr wert. Diese Mannschaft funktioniert auch dank ihres hervorragenden Dompteurs wie eine gut geölte Maschine, die jedem Gegner auf der Welt Probleme bereitet. So auch dem amtierenden Titelträger aus Madrid, der sich im letzten Jahr als Citys Kryptonit erwies, denn beide duellierten sich zu gleichem Zeitpunkt bereits im letzten Jahr. City gewann eines der besten K.o.-Spiele der Champions League Geschichte mit 4:3, bevor Real Madrid sich im Rückspiel dank später Aufholjagd mit 3:1 n.V. durchsetzen konnte. Ein Albtraum, den von Manchester City wohl heute noch so mancher träumen dürfte und dessen Geister man zu gerne durch einen diesjährigen Halbfinalsieg gegen Los Blancos verteiben würde. Uns erwartet ein Duell auf Augenhöhe, ein klassisches 50/50 Spiel, was die Chancen Citys auf den Titel aufgrund der Schwere dieser Aufgabe etwas schmälert. In den letzten Jahren vermochte Mastermind Pep Guardiola in großen Duellen immer wieder etwas Besonderes aus dem Hut zu zaubern, um den Gegner mit einer Taktikrevolution zu überraschen. Dass diese Ideen allerdings so oft nach hinten losgingen, wie sie mittlerweile legendär sind, ist den meisten auch bekannt. Auch aufgrund jener Unberechenbarkeit ist dieses Team vor allem in den kritischen Momenten immer wieder anfällig für entscheidende Gegentore und krachende Niederlagen gewesen. Gibt man seine persönliche Einschätzung hinzu, ist City natürlich Topfavorit, aber…. Wie jedes Jahr bleibt einem nichts anderes übrig, als die Spielweise und die Effizienz dieses Teams bis hierher zu bewundern und doch schwingt immer dieser eine Gedanke in den Überlegungen mit: Was passiert City diesmal für ein Missgeschick? Es hat Gründe, warum der Verein seit dem Einsteig der Investorengruppe aus Nahost noch nie den Henkelpokal gewinnen konnte und diese liegen vor allem in der Fehleranfälligkeit auf hohem Niveau begründet. Trotzdem altbekannte Schlussfolgerung trotz gegenteiliger Erfahrung: Manchester City steht dieses Jahr vor dem großen Wurf. Titelchance: 50%
Real Madrid
Neben City auch in diesem Jahr wieder der wahrscheinlichste Titelträger. Man könnte an dieser Stelle eine bekanntes Filmzitat benennen und umformen in: Und jährlich grüßt das Murmeltier. Real Madrid steht nämlich auch in dieser Saison wieder im Halbfinale der UEFA Champions League und ist auf seiner Mission Titelverteidigung bisher von niemandem zu stoppen gewesen. Carlo Ancelottis Truppe schaltete zuerst im Achtelfinale den letztjährigen Finalkontrahenten Liverpool aus, um dann im Viertelfinale dem FC Chelsea ebenfalls erneut die Grenzen aufzuzeigen. Bisher kam man samt Gruppenphase also sehr überzeugend durch den Wettbewerb und scheint ähnlich wie Halbfinalgegner ManCity zur heißen Saisonphase in absoluter Topform. Schien man in den ersten Monaten des Jahres 2023 noch immer mal wieder in eine gewisse Lethargie zu verfallen und neigte dazu, Spiele leichtfertig herzuschenken, kamen Benzema, Vinícius Jr., Kroos und Co. in den letzten Wochen immer besser in Form, was sich beispielsweise beim überragenden 4:0 Pokalerfolg in Barcelona eindrucksvoll zur Schau stellen ließ. Dass diese Mannschaft mit ihren erfahrenen Veteranen, die schon so ziemlich jede erdenkliche Schlacht auf diesem Niveau geschlagen haben, auf Knopfdruck in Topform zu sein scheint, ist für die Öffentlichkeit dabei längst nichts mehr Neues. Der König dieses Wettbewerbs, wie es Trainer Ancelotti auf der Pressekonferenz vor wenigen Tagen formulierte, tritt nun also erneut gegen Manchester City an. Also genau der Gegner, den man im letzten Jahr im Halbfinale auf dramatische Art und Weise eliminieren konnte, um im Anschluss den 14. Titel der Vereinsgeschichte zu zelebrieren. Auch in diesem Jahr wird die Aufgabe nicht einfacher, denn der Kontrahent aus Englands Arbeiterstadt scheint nicht nur mindestens genauso gut in Form wie Madrid, sondern auch bis in die Haarspitzen motiviert und auf Revanche aus. Zu gut ist den Skyblues die dramatische Pleite aus dem letzten Jahr noch im Gedächtnis, als dass dies kein zusätzlicher Ansporn sein könnte. Genauso wie andersrum gilt auch hier: Es ist schade, dass diese beiden Mannschaften bereits im Halbfinale aufeinandertreffen. Auch deshalb schmälert diese Paarung die Titelchancen der Blancos in diesem Favoritencheck extrem. Die persönliche Einschätzung zu diesem Los stützt sich vor allem auf Real Madrids Historie und der schieren Unbezwingbarkeit in diesen großen Spielen. Einziges Manko ist der Gegner, der den Madrilenen in diesem Jahr leicht überlegen scheint. Titelchance: 30%
Inter Mailand
Inter ist in diesem Jahr der wohl überraschendste Halbfinalist. Durch einen letztendlich souveränen Einzug ins Halbfinale der UEFA Champions League gegen Benfica Lissabon, steht man nun zum ersten Mal seit über eine Dekade wieder in der Runde der letzten Vier. Im bisherigen Verlauf konnte man Mal mehr Mal weniger überzeugen, was auch mit Blick auf die aktuellen Formschwankungen in der heimischen Serie A bestätigt wird. Auf Platz 5 rangierend laufen die Nerazzurri der Musik deutlich hinterher und holten dafür auf internationalem Bankett gegen die portugiesischen Schwergewichte aus Porto und Lissabon überraschende Siege. Das Team von Trainer Simone Inzaghi besitzt ohne Zweifel ebenfalls eine Menge individueller Qualität, wenn man auf den hochkarätig besetzten Kader mit Spielern wie Lautaro Martínez, Nicolò Barella oder Romeu Lukaku blickt. Trotzdem ist der Verein aus der Modemetropole kein klassischer Halbfinalist und wird sich dort mit dem Gegner aus Milan extrem schwertun. Zu unberechenbar wirken sie in dieser Saison, was der Grund für einige Probleme sein wird. Die Hintermannschaft wirkt gegen Offensivkünstler wie Rafael Leão oder Brahim Díaz einfach nicht gefestigt genug und wird überdurchschnittlich gut performen müssen, um wirklich das Endspiel der Königsklasse erreichen zu können. Gibt man eine persönliche Einschätzung dazu, wirken die Chancen von Inter in dieser Saison auf den ersten Champions League Triumph seit 2010 verschwindend gering. Da muss schon sehr viel passieren. Titelchance: 10%
AC Milan
Im Gegensatz zu Lokalrivale Inter mit zwei überzeugenden Auftritten gegen Serie A Dominator Neapel im Viertelfinale sowie dem Achtelfinalerfolg gegen die Tottenham Hotspur ein verhältnismäßig verdienter Halbfinalist. Gegen die Gil Azzurri überzeugte Milan vor allem durch seine Defensivstärke sowie seine Effektivität. Formtechnisch sticht besonders Rohdiamant Rafael Leão hervor, nachdem er auch in besagter Runde der letzten Acht den Treffer von Routinier Olivier Giroud mustergültig vorbereitete. Ähnlich wie Halbfinalgegner Inter Mailand kann man in dieser Saison allerdings in der Liga ebenso wenig überzeugen und sieht sich dort gegenüber der Tabellenspitze deutlich im Hintertreffen. Umso überraschender ist es, dass dem Team von Trainer Stefano Pioli bei einem Weiterkommen die erste Finalteilnahme seit 2007 winkt. Objektiv gesehen gehört das Team schon lange nicht mehr zu Europas Elite und ist in diesem Wettbewerb aufgrund verschiedener Umstände wie einzelnen Formhochs und glücklichen Fügungen definitiv am überperformen. Allerdings gäbe es da auch noch einen aktuell verletzten Zlatan Ibrahimović, der im stolzen Alter von 41 Jahren doch noch dabei mithelfen könnte, den ersten Champions League Titel seiner Karriere zu erringen. Kadertechnisch gilt Milan wohl als schwächstes Team der verbleibenden vier Mannschaften, definiert sich aber eher über sein Momentum sowie seine Variabilität. Gibt man auch hier eine Prise Subjektivität hinzu, ist dem Verein der Sprung ins Finale definitiv zuzutrauen, mehr aber auch nicht. Im Endspiel wird man gegen den Sieger von Real Madrid gegen Manchester City kaum eine Chance haben. Titelchance: 10%