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Sie haben es also wirklich vollbracht! Argentinien und Lionel Messi sind zum dritten Mal Fußball Weltmeister. Nach 36 langen Jahren des Wartens stehen die Südamerikaner also wieder auf dem Olymp des Fußballs. Nach dem dramatischen Finalsieg gegen den amtierenden Weltmeister aus Frankreich, indem es bis zum äußersten Ging, schwingt sich die aktuelle Generation nun also zu absoluten „héroes“ auf und steht jetzt in einer Reihe mit Legenden wie Maradona oder Kempes. Dass man nach einem solchen Titelgewinn im eigenen Land meist ohnehin zu fanatisch verehrten Göttern zählt ist hinlänglich bekannt, doch das die heißblütigen Gauchos es nach so unglaublich langer Zeit der Sehnsucht schafften, ihrem Leid geplagten Volk, das mit so immensen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat, diesen Moment für die Ewigkeit zu bescheren, macht sie für ihre Landsleute beinahe zu Übermenschen.
Messis Krönung
Vor allem für Superstar und Barca Legende Lionel Messi war es die absolute Krönung einer atemberaubenden Karriere. Der „Zauberfloh“ mit der Nummer 10 verstand es einmal mehr unnachahmlich, nahezu jedem Spiel dieser WM Endrunde seinen Stempel aufzudrücken. Der Co-Kommentator der ARD, Thomas Broich, fasste es im gestrigen Finale so treffend zusammen, als er sagte, Messi habe „das Schleichen zur Kunstform“ erhoben. Auch wenn die audiovisuelle Leistung des ehemaligen Kölners bei so einigen Spielen ansonsten vor allem in Bezug auf fast schon selbsterstickende Messi Lobeshymnen des öfteren in puncto Objektivität extrem zu wünschen übrig lies, lieferte er mit diesem Spruch ohne Zweifel das Zitat des Turniers. Auch wenn diesen Spieler so viel mehr ausmacht als nur seine unglaubliche Spielintelligenz, überliefert genannter Spruch genau das, was bei diesem Turnier am wichtigsten war: Seine unglaubliche Effektivität. Auch wenn Messi als Anführer in neuer Rolle glänzte und sich emotional zum absoluten Leader aufschwang, war er für seine Mannschaft vor allem sportlich in den entscheidenden Momenten der unverzichtbare Matchwinner. Spiel um Spiel vermochte es der von der FIFA zurecht zum besten Spieler des Turniers geehrte Akteur seiner Albiceleste in jedem Moment den Glauben in die eigene Stärke zu bewahren. Messi war der Beste bei diesem Turnier, das ist und bleibt unbestritten. Ob er nach seinem Sieg bei dieser umstrittenen Weltmeisterschaft in Katar nun auch wirklich der beste aller Zeiten ist, steht aber auf einem anderen Blatt Papier.
Argentinien ist nicht nur Messi
Diese Mannschaft, die angeführt wurde von seinem überragenden Superstar, hat es also entgegen aller Widerstände tatsächlich geschafft. Mit vereinten Kräften gab man alles dafür, endlich wieder auf der großen Bühne zu triumphieren. Dass man dabei definitiv einen unvergleichlichen Einzelkönner in seinen Reihen hat, steht außer Frage, doch dieses Team ist insgesamt und vor allem bei dieser WM so viel mehr als nur ihr Kapitän. Ein ums andere Mal trotzte man geschlossen immensen Rückschlägen wie zum Beispiel der 1:2 Auftaktniederlage gegen die Underdogs aus Saudi-Arabien, als gefühlt die ganze Fußballwelt bereits einen hämischen Abgesang auf die Favoriten anstimmte. Doch man lies sich nicht abbringen vom eigenen Erfolgsweg und war so bereit, alle Widerstände gemeinsam zu überwinden. So kommt es nicht von ungefähr, dass das Team von Trainer Scaloni, in der jüngeren Vergangenheit selbst von Legenden wie Diego Maradona (✝) heftig angezählt, abgesehen vom Ausrutscher gegen die Saudis in 43 Partien sage und schreibe 42 Mal ungeschlagen blieb. Eine nahezu unglaubliche Leistung der Albiceleste, die den Titel und vor allem die eindrucksvolle K.o.-Runde mit überzeugenden Siegen gegen die Niederlande, Kroatien und Frankreich nur noch besonderer macht. In jedem Fall hatte diese Mannschaft es ohne Zweifel am Ende dieser Weltmeisterschaft verdient, als Sieger hervorzugehen. Nicht nur offensichtliche Helden des Triumphs von Doha, wie Elfmeterheld Emiliano Martínez oder Shootingstar Enzo Fernández waren dabei essenziell für den Erfolg der Argentinier, sondern auch die eher unauffälligen „Schattenarbeiter“ wie Rodrigo de Paul, Nahuel Molina oder Alexis MacAllister, die durch ihre Qualitäten als Zuarbeiter für ihren Weltstar den Erfolg in seinem Ursprung erst möglich machten. Dass dieser Sieg nicht immer nur mit fairen Mitteln und freundlichen Gesten zustande kam, steht auf einem anderen Blatt Papier und soll hier nicht übermäßig thematisiert werden. Dieser Triumph wurde zum Großteil auf sportlicher Ebene errungen und den Argentiniern sollte die Bühne geboten werden, die sie ohne Zweifel verdienen.
Ein Blick in die (nahe) Zukunft lohnt sich
Während sich Spieler, Trainer und alle rund um das Team aktuell im siebten Fußballhimmel befinden, lohnt es sich auch mal einen Blick voraus zu wagen. Das Turnier ist von heute an Geschichte und für so manchen Spieler wird der gestrige Auftritt gegen Frankreich der letzte Tanz auf der ganz großen Bühne gewesen sein. In erster Linie denkt man da natürlich an Lionel Messi (35), aber auch dessen langjährige Weggefährten wie Ángel Di Maria oder Abwehrchef Nicolas Otamendi (beide 34) werden ihre Karriere im Nationalteam wohlmöglich eher früher als später beenden. Allerdings muss dem Team vor der Zukunft nicht Angst und Bange sein, denn mit vielversprechenden jungen Spielern wie Julian Alvarez (22) oder Enzo Fernández (21) hat sich bereits bei diesem Turnier gezeigt, dass auch die Zukunft dieser besonderen Fußballnation in guten Händen liegt. Davon, dass sich Spieler wie de Paul, MacAllister oder Romero im besten Fußballeralter befinden und in den nächsten Jahren wohlmöglich sogar noch besser werden, ganz zu schweigen. Dieses Team ist Hier und Jetzt genau da, wo es hingehört und darf sich dafür zurecht erst einmal feiern lassen. Da bleibt auch zum Schluss dieser Würdigung nichts anderes mehr zu sagen, als: „Felicidades Argentina, vamos campeón“!