Warum Real Madrid aktuell das beste Team der Welt ist

Nicht erst seit dem souveränen Sieg im Clasico gegen den FC Barcelona wird Real Madrid von der ganzen Fußballwelt für seine gnadenlos effiziente Spielweise gefeiert. Zur Wahrheit gehört, das die Mannschaft von Trainer Carlo Ancelotti bereits seit Monaten einen Fußball spielt, der in puncto Effektivität und Abgezocktheit seinesgleichen sucht. Das Ganze geht sogar so weit, dass in den letzten Wochen bei Fans und Medien immer öfter die Frage aufkam, ob diese Mannschaft aktuell geradezu unbesiegbar ist. Ohne Zweifel liefert das Team auf dem Platz Woche für Woche eine derart konstante Performance ab, die beschrieben mit Adjektiven wie „routiniert“ oder „pragmatisch“ gar noch völlig übertrieben scheint. Aber nicht im negativen Sinne, ganz im Gegenteil, denn diese Mannschaft, bestehend aus einer homogenen Mischung von Talenten und Superstars, ist einfach zu gut für seine Gegner, scheint völlig resistent gegen Druck oder andere Eventualitäten zu sein. Doch was genau ist eigentlich das Erfolgsrezept dieses Vereins, das ihn aktuell zum besten Team der Welt macht?

Das Team

Der erste und möglicherweise gewichtigste Grund für die so starken Auftritte liegt im Team selbst und dessen überragender Zusammenstellung. Im Vergleich zur letzten Saison wirkt die Mannschaft viel ausbalancierter und trotz einiger namhafter Abgänge sogar noch stärker. Alternde Legenden wie Marcelo, Bale oder Isco wurden abgegeben und mit Casemiro ein Star des Teams für viel Geld verkauft. Im Gegenzug wurden die eingenommenen Ablösesummen beispielsweise in Aurelien Tchouameni als Casemiro Ersatz klug reinvestiert und auch Antonio Rüdiger wurde als ablösefreier Coup für die Breite im Abwehrzentrum neu dazugeholt. Insgesamt wirkt der Kader wie ein guter Mix aus individuellen Fähigkeiten, der gewissen Siegermentalität und eben jenen, die beides vereinen. Ein aktuell besonders formstarker Fede Valverde ist da nur ein Beispiel, wenn auch ein sehr gutes. In nahezu jedem Spiel präsentiert sich der Shootingstar als Madridista durch und durch, was man seiner hingebungsvollen, intensiven Spielweise sofort anmerkt. Der Uruguayer lebt diesen Verein und punktet neben der emotionalen Komponente vor allem durch sein enormes Spielverständnis und seine Polyvalenz, die es Trainer Carlo Ancelotti ermöglicht, ihn auf verschiedenen Positionen in Mittelfeld und Sturm einzusetzen. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die extreme Leistungsdichte, denn in der Mannschaft gibt es abgesehen von überragenden Individualisten wie Benzema, Modric oder Kroos keinen Spieler, der leistungstechnisch über allen anderen anzusiedeln ist, was für die enorme Ausgeglichenheit und die bereits angesprochene Homogenität im Kader spricht. Dieses Team lebt von seiner enormen Routine und einem einfachen, aber effektiven Matchplan, der im Grunde perfekt auf die einzelnen Mannschaftsteile zugeschnitten ist und es ihnen mit allen Freiheiten ausgestattet ermöglicht, auf jegliche Eventualitäten reagieren zu können.

Der Trainer(stab)

Eine zentrale Rolle bei der Ausarbeitung und Umsetzung dieses Matchplans spielen vor allem Trainer Carlo Ancelotti und sein Stab. Seit seiner Rückkehr nimmt vor allem der Coach eine gewichtige Rolle bei der Leistungsexplosion und Weiterentwicklung der Mannschaft ein, indem er ihr einfache, aber effektive Lösungen an die Hand gibt und enorm viel auf Eigenverantwortung auf dem Spielfeld setzt. Zusätzlich dazu durchläuft er, unterstützt von Vertrauten wie seinem Sohn und Co-Trainer Davide oder Athletiktrainer Antonio Pintus, seit seiner Rückkehr eine in seinem Alter nicht mehr für möglich gehaltene Weiterentwicklung. War er in seiner ersten Amtszeit bei Real noch für seine sture Verweigerung von Rotation und mangelnde Flexibilität bekannt, rotiert der erfolgreichste Trainer der Champions League Geschichte seit dieser Saison deutlich mehr als noch in der Vergangenheit und schafft es, junge Spieler zu Höchstleistungen anzutreiben und neue Spieler einzubinden. Beispielsweise zu nennen sind hierbei Vinicius Jr., Rodrygo oder Fede Valverde, die in den vergangenen Jahren unter Ex-Coach Zinedine Zidane eher stagnierten als sich konstant zu entwickeln. Erstgenannter spielt seit 1,5 Jahren auf einem unglaublich konstanten Niveau und auch sein Kollege Rodrygo wird peaux a peaux zu einem immer wichtigeren Faktor im Team der Königlichen. Doch wie macht Ancelotti das? Der Schlüssel zu vielem liegt hierbei wohl ganz einfach im Vertrauen und der Empathie, die der Italiener seinen Spielern Tag für Tag entgegenbringt. Mit Ausnahme seiner Station beim FC Bayern München wurde der Italiener immer als Spielerfreund und extrem einfühlsamer Coach mit Gespür fürs Teamgefüge geschätzt. Das es in Madrid nicht anders ist, zeigt der enorme Rückhalt, den er innerhalb des Teams vor allem von gestandenen Spielern erhält. Die Mannschaft folgt ihm und der Trainer ist sich auch nicht zu schade, seine Schützlinge in taktischen Fragen um Rat zu bitten. Vor allem eine Szene im Halbfinal Rückspiel der Champions League letzte Saison gegen Manchester City bleibt dabei unvergessen: Während sein Team aufopferungsvoll ums Weiterkommen kämpft, steht Ancelotti mit Veteranen wie Kroos und Marcelo zusammen und beratschlagt, welche Wechselstrategie wohl die beste sei. Welcher Trainer im europäischen Spitzenfußball tut so etwas? Richtig, keiner. Auch von Clubpräsident Florentino Perez wird er aufgrund seiner Verdienste extrem geschätzt und so zeichnet sich ab, dass ein ursprünglich als Übergangsengagement ausgelegtes Arbeitspapier bei gleichbleibenden Leistungen wohl bald seine Verlängerung erfahren dürfte. Verdient wäre es auf jeden Fall für Gentleman und Erfolgsgarant Ancelotti.

Die Clubführung

Bei allem Lob für Mannschaft und Trainerstab, gilt es in diesem Rahmen auch die Cluboberen wie Präsident Florentino Perez, Generaldirektor José Ángel Sanchez oder Chefscout Juni Calafat zu würdigen. Nicht erst seit diesem Jahr zeichnen sich die Bosse im königlichen Kosmos durch so unfassbar gutes Scouting, sportlichen Weitblick und extrem kluge Entscheidungen aus, dass die Konkurrenz vor Neid erblasst. Vorausschauende Transfers sind da nur ein Erfolgsfaktor von vielen. Dafür verantwortlich sind allen voran der in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Sanchez, der als rechte Hand von Florentino Perez fungiert und dessen direkter Untergebener Calafat, der durch sein überragendes Auge für Talente schon so manchen kometenhaften Aufstieg in Madrid auf den Weg brachte. Unvergessen sind beispielsweise die Transfers von Casemiro, Vinicius Jr., Fede Valverde oder nicht zuletzt die von Eduardo Camavinga sowie dessen Landsmann Aurelien Tchouameni. Real Madrid scheint im Vergleich zu Konkurrenten wie dem FC Barcelona oder Teams in der Premier League einen enormen Vorsprung aufgrund von strategisch wichtigen Entscheidungen vor allem im Bereich der Ökonomie sowie der Personalplanung zu haben. Kluge Sponsoringdeals und ein enormes finanzielles Verständnis, das vor allem Präsident Perez durch seine langjährige Tätigkeit als Bauunternehmer mitbringt, bringen dem Verein enorm wichtige Ressourcen ein, die wiederum umgehend in das sportliche Projekt fließen. Der Umbau des legendären Estadio Santiago Bernabéu, das nach Fertigstellung das modernste Fußballstadion der Welt sein wird, ist dabei nur ein Beispiel. Die Abstimmung auf mehreren Ebenen ist sogar so gut, dass es die sportliche Führung dazu befähigt, entgegen jeglicher Trends seit Jahren ohne Sportdirektor auszukommen. Das Zusammenspiel zwischen sportlicher Kompetenz und finanziellem know-how ist der X-Faktor und zugleich ein beeindruckendes Alleinstellungsmerkmal, das es so im europäischen Spitzenfußball nur ein Mal gibt.

Zusammenhalt und Weitsicht als Schlüssel

Alles in allem lässt sich feststellen, dass bei Real dieser Tage sehr viel richtig gemacht wird, worum man sogar ganz öffentlich von der Konkurrenz beneidet wird. Das Zusammenspiel auf allen Ebenen ist dabei wohl einer der zentralsten Erfolgsfaktoren, der für den enorm guten Lauf verantwortlich zeichnet. Im Verein wird man darum bemüht sein, auch in Zukunft durch kluge, weitsichtige Entscheidungen seine Vormachtstellung im europäischen Fußball zu bewahren und gegenüber der Konkurrenz die Muskeln spielen zu lassen. Denn klar ist, dass man sich bei Real Madrid getreu dem Motto „somos el mejor club del mundo“ (wir sind der beste Club der Welt) mit nichts weniger als dem besten zufrieden gibt. Auch deshalb wird der angestrebte 15. Champions League Titel, den es in dieser Saison zu erreichen gilt, nicht das Ende der Fahnenstange sein. Vor allem wenn man bedenkt, dass der Verein in seiner 120-Jährigen Vereinsgeschichte noch nie das Triple gewonnen hat.

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