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Foto: Steffen Prößdorf – https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de
Gegen Luxemburg und Nordirland stehen für die deutsche Nationalmannschaft die nächsten WM-Qualifikationsspiele an. Für Julian Nagelsmann kommt es wenige Monate vor WM-Beginn darauf an, die Überzeugung zurückzubringen.
Nach dem Katastrophenstart im September gegen die Slowakei rehabilitierte sich die Nationalelf nach anfänglichen Problemen sportlich mit einem 3:1 gegen Nordirland nur teilweise. In den letzten Monaten überzeugte das immer wieder wacklig auftretende DFB-Team unter Julian Nagelsmann nur selten. Das Phänomen der Inkonstanz wabert bereits seit der Heim-EM über der Mannschaft.
Nach dem sportlich wie kämpferisch blutleeren Auftritt zum Auftakt gegen die Slowaken wurden erstmals Rufe nach personellen Konsequenzen laut. Präsentierten sich die Schützlinge Nagelsmanns beim Final-Four der Nations League sowohl gegen Portugal als auch im Spiel um Platz 3 gegen Frankreich auffällig ideenlos, setzte sich dieser Trend auch wenige Wochen später nahtlos fort.
Nagelsmann muss Sicherheiten schaffen
Im Vorfeld der in rund neun Monaten beginnenden WM-Endrunde in Übersee ist klar: Für den Bundestrainer geht es langsam aber sicher darum, ein Grundgerüst zu etablieren. Will der 38-Jährige das selbst gesteckte Ziel Titelgewinn tatsächlich erreichen, müssen seine Schützlinge wissen, auf was sie sich taktisch wie personell einzustellen haben. Ein ähnliches Vorgehen sorgte im Vorfeld der Europameisterschaft für eine echte Aufbruchstimmung rund um das DFB-Team.
Bislang aber rotiert Nagelsmann fleißig durch, sorgt mit überraschenden Personalien immer wieder für Aufsehen. Während der 38-Jährige zum letzten Lehrgang im September in Paul Nebel, Finn Dahmen und Nnamdi Collins mit drei Debütanten überraschte, findet sich rund einen Monat später aus genanntem Trio nur noch Dahmen erneut im Aufgebot wieder. Mit der Berufung des Frankfurters Nathaniel Brown sorgte der Bundestrainer hingegen für ein weiteres Kaderdebüt.
Mit Maximilian Mittelstädt lies Nagelsmann auf der anderen Seite einen Akteur außen vor, der in den letzten anderthalb Jahren quasi als Dauergast im Kreise der Nationalmannschaft präsent war. Was der Stuttgarter Außenverteidiger zuletzt schlechter machte als seine Konkurrenz, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Ein Sinnbild für die weiterhin andauernde Suche nach Kontinuität.
Auch im Tor ergibt sich weiter kein klares Bild. Während die etatmäßige Nummer eins, Marc-André der Stegen noch länger ausfällt, geistert immer wieder der Name Manuel Neuer durch die Hallen. Einen bereits zurückgetretenen Keeper für ein Turnier zu rehabilitieren, har durchaus eine gewisse Signalwirkung auf junge Keeper wie den zuletzt nur nachnominierten Noah Atubolu. Auch hier fragten sich viele Fans, wie dies mit dem Leistungsprinzip zu vereinbaren ist.
Klar ist: Ein Trainer hat immer seine persönlichen Lieblinge. Doch vor allem als Nationaltrainer geht es darum, eine Leistungskultur zu etablieren. Ein formstarker Spieler muss im Sinne des Wettbewerbsgedanken stets eine faire Chance auf eine Kadernominierung erhalten.