Polanski und der gefährliche Heilsbringerstatus

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Foto: Marc B. – https://creativecommons.org/licenses/by/4.0

Bei Borussia Mönchengladbach ist nach einem gelungenen Debüt von Interimscoach Eugen Polanski der Glaube zurück. Doch die immensen Erwartungen aller Borussen in die Fähigkeiten des neuen Hoffnungsträgers könnten sich schon bald als problematisch erweisen.

Beim 1:1 in Leverkusen überzeugte Borussia Mönchengladbach erstmals auch spielerisch und fuhr spät einen verdienten Punkt ein. Interimstrainer Eugen Polanski schaffte es, der Mannschaft nach der Trennung von Gerardo Seoane binnen weniger Tagen grundlegende Prinzipien zu vermitteln, die den Gegner vor allem aufgrund der eigenen defensiven Kompaktheit vor Probleme stellten. Doch Polanskis Status als neuer Publikumsliebling könnte für eine trotz allem limitierte Borussia langfristig Probleme mit sich bringen.

An erster Stelle steht da die quasi über Nacht gestiegene Erwartungshaltung des Anhangs, die den 39-Jährigen in gewisser Weise als den neuen Messias inszenieren. Der frühere Profi vermochte es zwar gegen den Rivalen aus Leverkusen mit seiner Mannschaft positive Akzente zu setzen, doch etliche Problemzonen bleiben. Kurzfristige Motivation wird den auf lange Sicht viel zu dünn aufgestellten Kader nicht kaschieren können. Dass die Fohlenelf in der Bay Arena ihren ersten Saisontreffer erzielte, kommt nicht von ungefähr.

Polanski ist eng mit der Personalie Virkus verknüpft

Einer der aktiv für die Kaderzusammenstellung verantwortlich zu machen ist, ist Sportvorstand Roland Virkus. Der Nachfolger von Max Eberl steht nun schon seit geraumer Zeit in der Kritik und lädt mit der Trainerpersonalie gewissermaßen seine letzte Patrone nach. Sitzt die nächste Entscheidung des 59-Jährigen nicht, wird er seinen Posten wohl räumen müssen. Auch die Personalie des designierten Sportdirektors, Nils-Ole Book, ist eng mit Virkus Zukunft verknüpft.

So oder so wird der nächste Trainer auf der Borussia-Bank zum Zünglein an der Waage. Sollten sich die Verantwortlichen dazu entscheiden, dem unerfahrenen aber beliebten Polanski das Traineramt anzuvertrauen, geht man auch unter Berücksichtigung des öffentlichen Drucks ein hohes Risiko ein. Misslingt dem Trainer-Rookie langfristig die Wende, ist nicht nur er zunächst verbrannt, sondern auch die Borussia wird sich in dieser Saison höchstwahrscheinlich im Abstiegskampf wiederfinden.

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Auf der anderen Seite ist die Ernennung eines solchen Hoffnungsträgers unweigerlich auch eine große Chance. Erste vielversprechende Ansätze zeigte das Team beim Auftritt in Leverkusen, auch wenn zur Wahrheit gehört, dass die Werkself sich unter neuem Trainer selbst noch in der Findungsphase befindet. Polanski ist, wenn er dauerhaft zum Cheftrainer befördert wird, ein Schuss, der sitzen muss.

Im Sinne des Klubs wird es dennoch wichtig werden, die Erwartungshaltung bei einem möglichen erfolgreichen Heimdebüt gegen Eintracht Frankfurt nicht ins Unverhältnismäßige abdriften zu lassen. So oder so, das schnelllebige Umfeld der Borussia tut gut daran, schnell in de Realität anzukommen.

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