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Foto: Marco Verch – https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de
Rund um den 1. FC Köln verbreitet sich Euphorie bekanntlich wie ein Lauffeuer. Doch das Team von Lukas Kwasniok rechtfertigt diese zum Saisonstart mit hervorragenden Leistungen.
Fan des 1. FC Köln zu sein, fühlt sich dieser Tage an wie eine Endorphintherapie. Mit zwei Siegen zum Auftakt gegen Mainz und Freiburg sorgte man nicht nur ergebnistechnisch für einen perfekten Saisonstart, sondern überzeugte vor allem gegen die Breisgauer auch spielerisch auf ganzer Linie.
Am vergangenen Samstag erzielte der Effzeh in Wolfsburg dann in der 114. Minute nicht nur den spätesten Ausgleich der Bundesligageschichte, sondern bewies im Angesicht der drohenden Niederlage wieder einmal Moral. Dass die Elf von Trainer Lukas Kwasniok weiterhin ungeschlagen ist, haben sie vor allem ihrer hervorragenden Mentalität zu verdanken. Es verfestigt sich zunehmend der Eindruck, dass am Geißbockheim etwas zusammenwächst.
Menschenfänger Kwasniok
Wenn nicht nur die Verantwortlichen sondern auch die Spieler selbst immer wieder von einem hervorragenden Teamklima sprechen, steckt meistens ziemlich viel Aussagekraft darin. Wo vor weniger als sechs Monaten noch Misstöne sowie Unzufriedenheit an der Tagesordnung waren, sorgte der neue Übungsleiter in Rekordtempo für Aufbruchstimmung. Dies gelang Kwasniok, der nach seinem Aus in Paderborn ursprünglich gar keinen neuen Posten übernehmen wollte, neben der täglichen Trainingsarbeit vor allem im zwischenmenschlichen Bereich.
So implementierte der Deutsch-Pole nicht nur ein auf Aktivität und Laufbereitschaft ausgerichtetes Spielsystem, sondern schaffte es auch, die insgesamt elf Neuzugänge in Windeseile zu integrieren. Die Spielidee des 44-Jährigen wirkt positiv alternativlos. Welches Potenzial Kwasniok aus Neuverpflichtungen wie Isak Johannesson (Düsseldorf) oder Marius Bülter (Hoffenheim) herauskitzeln kann, deutet sich bereits zu diesem Zeitpunkt an.
FC profitiert von Top-Verstärkungen
Die Teamhierarchie, die sich vor allem intern auf klare Abläufe stützt, setzte man angeführt vom Kapitänsduo bestehend aus Marvin Schwäbe und Neuzgang Ron-Robert Zieler (Hannover) enorm durchdacht zusammen. Das ausgerechnet Erstgenannter, der im vergangenen Winter noch vor einem Abgang aus der Domstadt stand, nun als Anführer fungiert, belegt erneut eindrucksvoll die Entscheidungsfindung der Verantwortlichen. Dies passt hervorragend zu einem Leitsatz, den Kwasniok immer wieder predigt: „Je genauer du planst, desto härter trifft dich der Zufall.“
Zu nennen ist an dieser Stelle auch Sportdirektor Thomas Kessler, der nicht nur den Kader massiv verstärkte, sondern zunächst Aufstiegstrainer Friedhelm Funkel für zwei Partien an Bord holte, um dann den auch von Hoffenheim und Schalke umworbenen Kwasniok an Land zu ziehen. Die Zusammenarbeit des Duos wirkt absolut durchdacht. Seit dessen Amtsübernahme von Christian Keller agiert der FC sportlich wieder zielgerichteter.
Während die Spieler für Kwasniok bereits durchs Feuer gehen, gab sich der 44-Jährige auch gegenüber den Medienvertretern schnell nahbar und humorvoll. Rund um das Kölner Umfeld ein Schachzug, der die Herzen der reißerischen Presse schnell erwärmte.
Schafft es der FC, das Umfeld auch in Zeiten sportlicher Schwächephasen ruhig zur halten und teamintern dauerhaft für den nötigen Fokus zu sorgen, könnten die Kölner in dieser Saison bereits zu den absoluten Überraschungen der Liga avancieren. Auch wenn es für voreilige Rückschlüsse wahrlich noch zu früh ist, wäre es Kwasniok und Co. nach jenem fulminanten Saisonstart in jedem Fall zuzutrauen.