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Nach dem ernüchternden 0:2 auswärts gegen die Slowakei wurden wieder mal die Defizite der DFB-Elf deutlich. Seit der Europameisterschaft im eigenen Land vollzieht ich eine schleichende Entwicklung, die in Hinblick auf die WM im kommenden Sommer Sorgen macht.
Was ist eigentlich seit der mitreißenden EM im eigenen Land vor mehr als einem Jahr passiert? Diese Frage dürfte sich die Mehrheit der Fans in den zurückliegenden Monaten mehr als nur ein Mal gestellt haben. Das 0:2 gegen die Slowakei, übrigens die erste WM-Quali-Auswärtsniederlage einer DFB-Auswahl jemals, war Wasser auf die Mühlen für jeden Kritiker.
Nicht erst seit dieser Länderspielperiode, sondern bereits beim Final-Four der Nations League im Juni präsentierte sich das Team von Julian Nagelsmann zu ungefährlich, zu lethargisch und vor allem zu leidenschaftslos. Während es Halbfinalgegner Portugal um Superstar Cristiano Ronaldo einfach mehr wollte, siegten die Franzosen im Spiel um Platz 3 im Schongang. Das rund zwei Jahre nach Amtsantritt des 38-Jährigen erneut die Mentalitätsfrage in den Raum gestellt wird, ist für alle im Umkreis der DFB-Elf mehr als nur ein symbolischer Denkzettel.
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Festzustellen ist: Die Entwicklung des Teams unter Julian Nagelsmann geht im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Übersee aktuell in die völlig falsche Richtung. Schaffte es der Ex-Bayern-Coach zu Beginn seiner Ägide noch, das leidgeplagte Umfeld nach zwei WM-Vorrundenaus in Folge wieder emotional hinter sich zu vereinen, begeht er mittlerweile die nahezu identischen Fehler wie seine Vorgänger.
Spieler, die seit Jahren in der Nationalmannschaft auf unterdurchschnittlichem Niveau performen, erhalten immer wieder die Chance, sich zu präsentieren. Während Leon Goretzka oder Serge Gnabry in den vergangenen Jahren seltenst durch spielerische Höchstleistungen im DFB-Dress auffielen, scharren andere Akteure längst mit den Hufen. Auch ein Joshua Kimmich, der für sein Land auf der Rechtsverteidigerposition einen enormen Mehrwert darstellt, agiert neuerdings ohne Not wieder im Mittelfeld.
Sich mit dem (unglücklichen) Debütanten Nmandi Collins auf dieser ohnehin schon qualitativ dünn besetzten Position eine weitere Baustelle aufzumachen, zeigt, dass Nagelsmann nur bedingt aus den Fehlern seiner Vorgänger gelernt hat.
Dass sich der Bundestrainer im Anschluss der Partie das Thema Mentalität selbst zu eigen machte und seine Spieler in Hinblick auf den nächsten DFB-Lehrgang öffentlich anzählte, könnte intern noch für Diskussionen sorgen. Ob der Schachzug des 38-Jährigen in dieser Hinsicht ein cleverer war, wird sich im kommenden Spiel gegen die Nordiren sowie im Oktober zeigen, wenn es an die erneute Kadernominierung sowie die Partien gegen Luxemburg sowie erneut Nordirland geht.
Zwar stellen diese Gegner sportlich nicht die größte Hürde dar, dennoch wird man in ganz Fußballdeutschland mit Argusaugen auf den Auftritt sowie das Personal blicken. Denn für die DFB-Elf steht nicht nur die Stimmung auf der Kippe, sondern auch die Qualifikation für eine Fußball-Weltmeisterschaft, die Nagelsmann eigenen Worten nach zu urteilen auch gewinnen will.