Pyrotechnik während der Relegation – https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/ Foto: Walter Koch
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Am gestrigen Montag setzte sich mit dem VfL Bochum trotz 0:3 Hypothek aus dem Hinspiel auch in der Relegation 2024 wieder einmal der Erstligist durch. Ein Kommentar zu einem Modus, der im Sinne des Wettbewerbsgedanken eigentlich nicht mehr länger fortbestehen darf.
Modus schlichtweg unfair
Fakt ist: Sportlich war der Ligaverbleib des VfL Bochum nach über 210 Minuten purem Kampf plus dramatischem Elfmeterschießen definitiv verdient. Doch sehen wir mal vom sportlichen Ausgang im direkten Vergleich dieser beiden Teams ab, hat das Zusammentreffen zweier ungleicher Kontrahenten wenig mit Gerechtigkeit und dem eigentlichen Wettbewerbsgedanken zu tun.
Dieser Modus sorgt natürlich mit seinem praktizierten K.o.-System nach Hin- und Rückspiel für den berüchtigten Nervenkitzel bei Spielern und Fans, ist aber objektiv gesehen nur für den neutralen Beobachter ein sehenswertes Event. Wenn überhaupt, spielt es dem Erstligisten in die Karten, der seine sportlichen Verfehlungen über eine ganze Saison in nur zwei Spielen wettmachen kann. Eine schlichtweg unfaire Praktik.
„Dieser Modus sorgt natürlich mit seinem praktizierten K.o.-System nach Hin- und Rückspiel für den berüchtigten Nervenkitzel bei Spielern und Fans, ist aber objektiv gesehen nur für den neutralen Beobachter ein sehenswertes Event.“
Wettbewerbsgedanke verfehlt
Klar, viele werden jetzt argumentieren: Was ist im Fußball schon gerecht? In Zeiten von VAR-Fehlentscheidungen, kommerziellen Interessen und Super League-Plänen, wirken zwei Relegationsspiele zur Fußball Bundesliga als eher beiläufiges Event, das längst normalisiert scheint. Und doch untergräbt es den Gedanken des fairen Wettbewerbs.
Ein Erstligist, der es in 34 Spieltagen sportlich nicht geregelt bekommt, am Ende über dem Strich zu stehen, muss absteigen. Genauso wie ein Zweitligist, der sportlich als drittbestes Team der Liga ins Ziel geht, direkt aufsteigen muss. Das ist im Sinne einer Leistungsgesellschaft, als die sich der Fußball seit jeher definiert, und des sportlichen Wettbewerbs nicht verhandelbar. Und doch finden diese Spiele statt, weil sie bei der profitgierigen DFL für zusätzliche Einnahmen sorgen.
„Ein Erstligist, der es in 34 Spieltagen sportlich nicht geregelt bekommt, am Ende über dem Strich zu stehen, muss absteigen.“
Vorbild Premier League
Ja, diese Praxis gibt es auch in anderen Ländern und ja, auch hier geht es um sehr viel Geld. Das es aber auch Abweichungen von den gängigen Methoden geben kann, wenn man unbedingt durch zusätzliche Spiele die Ausgeglichenheit sichern sowie weitere TV-Gelder generieren möchte, zeigt ein Blick ins Ausland.
Die englische FA regelt dieses Vorgehen deutlich smarter. Die zweitklassige EFL Championship vergibt das letzte Ticket zur Premier League beispielsweise unter den dritt- bis sechstplatzierten Teams der Liga, die in Playoffs gegeneinander antreten und ligaintern den letzten Aufsteiger unter sich ausmachen. Es gibt in diesem Fall kein zusätzliches Spiel gegen den drittletzten der sportlich deutlich stärkeren ersten Liga. Ein kluger Schachzug im Sinne der Chancengleichheit.
„Das es aber auch Abweichungen von den gängigen Methoden geben kann, wenn unbedingt man durch zusätzliche Spiele die Ausgeglichenheit sichern sowie weitere TV-Gelder generieren möchte, zeigt ein Blick ins Ausland.“
Was bleibt?
Unterm Strich bleibt oftmals ein desillusionierter Zweitligist zurück, der seit der Wiedereinführung der Relegation im Jahr 2009 nur ganze drei Mal den Aufstieg in die Bundesliga feiern durfte. Um welch verheerende Statistik es sich hierbei handelt, sollte in diesem Kontext allein mit Blick auf die finanziellen Auswirkungen klar werden (TV-Geld-Tabelle Liga 1 & Liga 2).
Fortuna Düsseldorf wird also in der kommenden Saison erneut alle Kräfte mobilisieren müssen, um mindestens auf Platz 3 einzulaufen, oder sich im besten Falle gleich den Direktaufstieg zu sichern, um diese grausame Praxis im kommenden Jahr zu umgehen. Dieser Modus, er gehört abgeschafft oder mindestens einmal modifiziert, insofern die DFL überhaupt Interesse an solchen Gedankenspielen hegt. Wenn nicht, wird auch im kommenden Jahr höchstwahrscheinlich ein Zweitligist zurückbleiben, der sich um den Aufstieg betrogen fühlt.