Wer wird Deutscher Meister? Favoritencheck #2

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Spätestens seit dem letzten Wochenende und der Bayern Bruchlandung in Mainz haben wir in der Bundesliga fünf Spieltage vor Schluss einen komplett offenen Meisterschaftskampf. Der BVB geht in diese entscheidenden Wochen als Tabellenführer und befindet sich von nun an in der Rolle des Gejagten. Eine völlig neue Situation so kurz vor Saisonende und der Jäger aus München scheint angeknockt. Die Frage ist, gelingt den Dortmundern die große Sensation oder gehen wieder die Nerven mit in wichtigen Spielen immer wieder wackelnden Borussen durch und kann der krisengeplagte FC Bayern dann auch zur Stelle sein? Was die aktuelle Form sagt, wie sich ein solch enges Titelrennen zu so spätem Zeitpunkt historisch einordnen lässt und was wir glauben, wer sich letztendlich durchsetzt, erfahrt ihr in der zweiten Ausgabe unseres Favoritenchecks!

Borussia Dortmund

Denken wir an den BVB und seine Meisterparade durch die Stadt haben wir vermutlich alle ein Lied im Ohr: „Wer wird deutscher Meister BVB Borussia…“. Doch können die Dortmunder Fans diesen Song nach zehn Jahren ohne Titelfeier am Borsigplatz wirklich in diesem Jahr wieder einmal anstimmen? Vieles sieht aktuell auf den ersten Blick danach aus: Der BVB führt die Tabelle fünf Spieltage vor Schluss mit einem Punkt Vorsprung vor dem FC Bayern an und hat nun alles in der eigenen Hand. Der ambitionierte Verein aus dem Ruhrpott ist von nun an der Gejagte und steht vor der schwierigen Aufgabe, bei allen Titelträumen den Fokus zu bewahren. Zu Beginn des Jahres gelang es dem BVB mit einer famosen Serie von acht Siegen am Stück erst, sich nach und nach zurück an die Spitze zu schieben und dem Konkurrenten aus dem Süden wieder auf die Pelle zu rücken, nachdem man bis zur WM Pause mehr durch seine wechselhaften Leistungen denn durch meisterliche Konstanz auffiel. Auch wenn beim BVB in der Rückrunde wahrlich nicht alles sitzt und man nach enttäuschenden Leistungen in der Champions League gegen Chelsea, der Ligaklatsche gegen den FC Bayern oder dem Pokalaus in Leipzig immer mal wieder negativ auffiel, schaffte man es im Kollektiv unter der Leitung von Trainer Edin Terzic doch immer wieder den vielzitierten Fokus zurückzugewinnen. Zur Wahrheit gehört dennoch, dass der Verein ohne die eklatanten Formschwankungen des Rekordmeisters nicht an der Tabellenspitze stehen würde und muss nun dazu übergehen, eigene Patzer zu vermeiden. Historisch gesehen erlebten wir derartig spannende Konstellationen an der Spitze in den letzten Jahren eher selten, was diese Saison schon jetzt zu einer besonderen macht. Der BVB, seines Zeichens deutscher Meister von 2011 und 2012, zog beim letzten Meisterschaftsrennen 2018/2019, dass sich als ähnlich spannend titulieren lässt, als damaliger Jäger den Kürzeren und wird dieses Szenario in diesem Jahr in vertauschten Rollen unbedingt vermeiden wollen. Die persönliche Einschätzung der Redaktion deckt sich mit den Vorzeichen dieser Saison und prognostiziert einen Kampf bis zum Schluss, bei dem der BVB die bajuwarische Dominanz in jedem Fall durchbrechen könnte. Wir bleiben gespannt!

FC Bayern München

Ähnlich wie beim BVB, versteht sich der selbsternannte „Stern des Südens“ als Daueranwärter auf die deutsche Meisterschaft, bei der im Anschluss am Münchener Marienplatz im Freudentaumel diverse Lieder geträllert werden. Allerdings und so viel gehört dann auch zur Wahrheit, ist der Verein aus der bayrischen Landeshauptstadt diese nationalen Erfolge eher gewohnt als der Konkurrent aus dem Ruhrpott, der nach der ersten Meisterschaft seit 11 Jahren lechzt. Dass diese Hoffnungen überhaupt aufkeimen konnten und realistischer denn je erscheinen, liegt zu großen Teilen am FCB selbst. Wir alle kennen die Eskapaden von Führung, Mannschaft und dem Vereinsumfeld inzwischen fast auswendig und brachten dem Verein den fast schon legendären Spitznamen „FC Hollywood“ zurück. Dass das keine pure Phrase ist, unterstreicht das Team in den letzten Wochen in negativem Sinne mit seiner Leistung höchst selbst. Spätestens die 1:3 Niederlage in Mainz und die im Anschluss verlorene Tabellenführung machte auch dem letzten Optimisten klar, dass die Münchener Dominanz an der Tabellenspitze in diesem Jahr ein jähes Ende finden könnte. Trotz der Installation von Welttrainer Thomas Tuchel und dem zweifellos besten Kader der Liga ist das Wort Formschwankung für die Peinlichkeit der Auftritte der seit wettbewerbsübergreifend vier Spielen sieglosen Bayern fast noch eine harmlose Untertreibung. Egal ob Kimmich, Goretzka, Upamecano oder Yann Sommer, in der Mannschaft stimmen zu viele individuelle Performances nicht, als dass man im Kollektiv aktuell Erfolg haben könnte. Historisch gesehen mussten die Bayern sich in der letzten Dekade aufgrund der eigenen Dominanz sowie der Unfähigkeit von Konkurrenten wie dem BVB, RB Leipzig oder Bayer Leverkusen selten ernsthafte Gedanken um die nationale Vormachtstellung machen, was zugleich eine neue Situation für die Dauertriumphatoren bedeutet. Die Münchener erwiesen sich zumindest in der Bundesliga, wenn es darauf ankam, in den letzten Jahren in wichtigen Spielen immer als nervenstark und konnten so am Ende noch immer die Oberhand behalten. Ob dass auch in diesem Jahr so bleibt? Fraglich, aber nicht unmöglich, was sich auch mit unserer Einschätzung deckt. Trotz aller Missstände wissen wir alle, welches Momentum diese Mannschaft entfachen kann, wenn sie es schafft, auf den Punkt zu performen. Und fünf Siege am Stück sind den Bayern stets zuzutrauen, was sie auch in dieser Situation nach wie vor zu einem gefährlichen Konkurrenten für den BVB macht.

Fazit

Kommt man auf ein endgültiges Resümee zu sprechen, lassen sich die Chancen für beide Vereine schwer prognostizieren. Dass Gefühl sagt allerdings trotz aller Vorzeichen, dass sich die Bayern am Ende wieder durchsetzen werden und dem BVB erneut nur die Zuschauerrolle bleibt, wenn die anderen feiern. Wir haben das Thema ebenfalls in unserem Podcast diskutiert und bergründen dort ausführlich, warum wir den Rekordmeister nach wie vor als Meisterschaftsfavoriten ansehen. Dennoch wäre es auch aus neutraler Sicht betrachtet eine schöne Vorstellung, den BVB mit Sympathieträgern wie Terzic, Moukoko oder Jude Bellingham am Borsigplatz die erste Meisterschaft seit 2012 zelebrieren zu sehen. Es ist in jedem Fall alles angerichtet für die letzte, heiße Phase der Saison, die nichts, aber auch wirklich gar nichts auszuschließen vermag. Egal ob „Mia san mia“ oder „Nur der BVB“, möge der Bessere sich durchsetzen!

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