Meine Gedanken zum Spiel PSG-Bayern

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Gestern war es also endlich soweit: Der heiß erwartete Champions League Kracher zwischen Paris St. Germain und dem FC Bayern stieg nun also endlich. Mit Spannung haben wir alle hingefiebert auf DAS K.o.-Duell des diesjährigen CL-Achtelfinals. Schlussendlich konnte der FC Bayern mit einer über 80 Minuten starken Performance ein im Großen und Ganzen verdientes 1:0 aus Paris mitnehmen und sich so eine passable Ausgangslage für das Rückspiel in München in knapp drei Wochen erarbeiten. Im Folgenden möchte ich gerne meine Gedanken zum gestrigen Match äußern und dabei eine Betrachtungsweise aus verschiedenen Perspektiven vornehmen. Warum wir alle nicht das bekamen, was wir uns erhofften, weshalb PSG ohne Mbappé sportlich nicht überlebensfähig ist und wieso der FC Bayern mit einigen taktischen Anpassungen ins Gipfeltreffen Anfang März gehen muss, erfahrt ihr im folgenden Text.

Wir erwarteten etwas, dass wir nicht bekommen konnten

Wie bereits eingangs erwähnt, versprachen wir uns alle eine Menge von dieser Partie, denn es war schließlich das Duell der Dauerdominatoren ihrer jeweiligen Ligen und ein Vergleich, der vor individueller Qualität nur so strotzte. Spieler wie Messi, Neymar und Mbappé standen Musiala, Coman und Sané gegenüber und das konnte im Vorfeld dieser Partie nur eins bedeuten: Absolute Weltklasse. Doch ein jeder, der sich entweder live vor Ort auf den Plätzen des Pariser Parc de Princes niederließ, oder das Spiel zu Hause vor den Bildschirmen verfolgte, erkannte schnell, welche Wirklichkeit einem dort vor Augen geführt wurde: Eine erste Halbzeit zum Vergessen, vor allem von Paris´Ausnahmekönnern Messi und Neymar (Mbappé kam erst im Verlauf der zweiten Halbzeit, doch dazu später mehr), die ihren eigenen Ansprüchen sowie den Erwartungen eines jeden Zuschauers meilenweit hinterherhinkten und Bayerns gute, aber glanzlose, erste Hälfte extrem begünstigten. Es war, als läge die drohende Einwechslung ihres Hoffnungsträgers aus Bondy wie ein Uno Reverse Joker in der Luft und auch nach der Führung des FCB wie ein Damoklesschwert über allen Beteiligten. Dass Mbappé dann auch wirklich kam und die Partie sowie ihr Momentum mit Ansage völlig veränderte, dazu wie gesagt gleich mehr. PSG bot abzüglich der letzten zehn Minuten im Spiel eine indiskutable Leistung und auch effektive aber gleichzeitig abgezockte Bayern taten nicht mehr als nötig für den Sieg. Dass das einzige Tor des Spiels durch einen groben Patzer von Gigi Donnarumma begünstigt wurde, ist dabei nur mehr als sinnbildlich für die klaffende Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. PSG konnte nicht, Bayern wollte nicht. Der Rekordmeister passte sich clever dem Niveau der Partie an und fuhr mit relativ wenig Aufwand eine gute Ausgangslage ein. So viel zur Bedeutung von Vorfreude und High Performance.

Nagelsmann taktisch stark und doch fahrlässig

Kommen wir nun zu den näheren Beobachtungen dieses Abends: Aus deutscher Sicht setzte Julian Nagelsmann erneut auf den taktischen Ansatz einer Dreierkette mit Cancelo und Coman über die Außenpositionen, der schon beim Pokalspiel in Mainz vor zwei Wochen ganz hervorragend funktionierte. Damit sorgte er durch João Cancelos erneut praktizierte Asymmetrie im Spiel der Gäste ein weiteres Mal für einen variableren Spielaufbau und nahm den Parisern durch die Verdichtung der Räume in den Mittelfeldzonen die offensichtlichen Stärken. Man unterband durch Kimmich, Goretzka und Cancelo Zuspiele von Verratti und Danilo Pereira auf die Zielspieler Messi und Neymar, die in Paris´ sehr destruktivem 4-4-2 Ansatz im Sturm begannen und dem auf Konter ausgelegten Spiel ihren Stempel aufdrücken sollten. Dass PSG Trainer Galtier diesen Ansatz nicht zum ersten Mal wählte, sorgte dafür, dass die Münchener sich auf genau diese Idee einstellen konnten und es durch angesprochene Verdichtung des Zentrums gekonnt verstanden, diesen spielerischen Ansatz effektiv zu unterbinden. Selbst kam man vor allem über links durch den starken Torschützen Kingsley Coman zu einigen vielversprechenden Szenen und verpasste es vor allem zu Beginn von Halbzeit zwei nach dem 1:0 mehrmals durch Choupo-Moting auf 2:0 zu erhöhen. In diese Phase fiel auch die Einwechslung des Heilsbringers Mbappé, der durch seine Hereinnahme dem Spiel der Hausherren sofort einen ganz anderen Drive verlieh. PSG stellte sich vorne nun deutlich variabler auf und kam durch Positionsrochaden vor allem mit Messi und Neymar hinter Mbappé durch Pässe in die Schnittstellen dem Bayern Tor immer näher. Die Gäste verteidigten insgesamt souverän und kassierten in der stärksten Phase der Gastgeber ab Minute 80 doch noch das Tor durch ihren Einwechselspieler, das allerdings aufgrund einer Abseitsstellung im Zentimeterbereich nicht zählte. Dass vor allem Mbappé mit zunehmender Spieldauer immer wieder durchbrechen konnte, lag auch an unfreiwilligen Umständen sowie Nagelsmanns Ein- und Auswechslungen, die ohne Sommers Monsterparade fast noch teuer bezahlt wurden. Nach Comans verletzungsbedingtem Ausscheiden entschied sich der Bayern Coach dafür, Gnabry einzuwechseln und Upamecano aufgrund seiner Schnelligkeit auf die halbrechte Position im Abwehrzentrum zu ziehen. Doch dieser Plan ging nicht auf, da erstgenannter seine defensiven Pflichten nicht allzu genau nahm und „Upa“ gegen seinen Nationalmannschaftskollegen komplett überfordert war. Mbappé brach immer wieder durch und bestrafte Nagelsmann fast noch für seine erst spät erkannte Fahrlässigkeit. Die Einwechslung von Stanišić in den letzten zwei Minuten des Spiels half dann nur noch geringfügig, da das Spiel zu diesem Zeitpunkt fast schon vorbei war und Pavard durch eine dumme Gelb-Rote Karte kurz vor Schluss ein weiteres Loch in die Defensive der Bayern riss.

Spannung im Rückspiel

Das Rückspiel in München in rund drei Wochen wird schon deutlich eher dem gerecht werden, was sich so mancher Zuschauer bereits vom Hinspiel im Parc de Princes erwartet hatte. Das ist allein schon dem Umstand geschuldet, dass das Pariser Starensemble einen Rückstand aufzuholen hat und dann mutmaßlich auch auf einen komplett fitten Mbappé setzen kann. Für die Bayern wird es darauf ankommen, erneut einen taktisch klugen Plan zu wählen und vor allem eine Strategie gegen den pfeilschnellen Franzosen zu entwickeln, der kaum zu stoppen scheint. Eine extrem undankbare Aufgabe für Nagelsmann und sein Team, das wohl auf einen Ansatz zurückgreifen wird, der das Doppeln des PSG-Starspielers beinhaltet. Eine Dreierkette und möglicherweise sogar Davies als schnelle Variante und direkten Gegenspieler gegen diese unglaubliche Schnelligkeit scheint sehr wahrscheinlich. Wir werden definitiv ein anderes PSG sehen, dass den Glauben an sich selbst nicht verlieren wird und die Bayern früh in Bedrängnis bringen möchte. Bis dahin bleibt beiden Mannschaften nur, sich über die Liga Selbstvertrauen und vor allem im Falle von Mbappé die nötige Matchpraxis zu holen und das alles entscheidende K.o.-Spiel in der Allianz Arena bestmöglich vorzubereiten.

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